Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
im Fußraum liegt.
»Vielleicht helfen sie uns«, sagt sie und zuckt die Achseln. »Und wir können nicht weiterfahren, nicht bei seinem Zustand.«
»Dann sind wir uns einig? Wir bleiben hier, bis Ted außer Gefahr ist, und dann geht’s weiter.«
»Ja, aber warum fragst du mich?«
»Weil ich nicht die einzige Verantwortliche sein will, wenn sich das hier als eine kolossale Scheiße entpuppt.«
»Ich glaube nicht, dass wir groß die Wahl haben«, sagt Renny und zuckt wieder die Achseln. »Er ist in schlechtem Zustand.«
Renny steigt aus und geht um den Wagen herum, um mir mit Ted zu helfen. Seine Wimpern flattern, als wir ihn vorsichtig aus der Limousine hieven. Ein tiefes, schmerzvolles Stöhnen verlässt seine Lippen, aber er scheint bewusstlos zu sein. Dapper trottet neben uns her und versucht, Teds Gesicht zu lecken, wahrscheinlich, um ihn zu trösten.
»Bringt ihn hier rüber«, sagt die rothaarige Frau und leuchtet uns den Weg. In ihrer Begleitung befinden sich ein großer Mann mit einem fleckigen Stetson und eine schlaksige Frau mit einer dicken Mähne aus schwarzen Haaren. Der Cowboy verschwindet im Schatten und kommt dann wieder, wobei er sich ein ernst zu nehmendes Beil am Hosenbein abwischt. »’tschuldigung«, murmelt er, »die verdammten Dinger geben einfach nicht auf.«
Sie leuchten uns einen Pfad, während wir Ted schleppen und versuchen, seine Schulter so wenig wie möglich zu traktieren. Der dunkle Fleck hat sich die Schulter hinunter bis über den Ellenbogen ausgebreitet. Ich kann das nicht weiterdenken. Ich will mir nicht vorstellen, dass Ted hier möglicherweise verblutet, während wir herumstehen und hilflos zusehen.
Die Zelte sind primitiv, aber durchaus stabil. Dennoch führt uns die Frau in den Geräteschuppen, wo ein flackerndes, dämmrig gelbes Licht tatsächlich noch funktioniert. Ehrfürchtig starre ich die Glühbirne an. Vielleicht habe ich eine Chance, mein Laptop aufzuladen.
»Notstrom«, raunt sie, flüsternd wie beim Gebet. »Wir hoffen nur, dass er durchhält.«
Sie verschwindet mit den anderen beiden. Mit einem Schlafsack, einigen Kissen und einem Müllsack kommen sie zurück. Sie bereiten ein Bett für Ted und bedecken es dann mit Plastik, damit er den Schlafsack nicht vollblutet. Er ächzt und zittert, als wir ihn darauflegen, auf seinem Gesicht steht der Schweiß.
»Danke«, sage ich und strecke der Rothaarigen die Hand entgegen. Sie schüttelt sie, ungerührt von dem Umstand, dass meine Finger völlig mit Blut besudelt sind.
»Nanette«, sagt sie und nickt. Ihre Nase ist schmal, ein wenig gekrümmt. Sie hat verkniffene Gesichtszüge, wirkt aber freundlich und trägt ein fleckiges Wollhemd mit Aufnähern an Schultern und Ellenbogen.
»Allison«, erwidere ich. »Und das ist Renny, der Hund heißt Dapper und das arme Schwein da Ted.«
Nanette stellt die anderen vor: Dobbs (mit dem Hut) und Marie (mit den schwarzen Haaren).
»Es tut mir leid, dass ihr diesen Teufeln in die Arme gelaufen seid«, sagt Nanette und schneidet eine Grimasse. »Sie sind einfach … Oh, sie sind unsäglich , einfach unsäglich. Die Art, wie sie uns schikanieren, wie sie sich einfach alles nehmen, was sie wollen! Verabscheuungswürdig!«
Nanette spricht, wie ein Dachshund denken muss, Schnellfeuer von einer unbeschreiblichen nervösen Energie. Ihre Gedanken sprühen und regnen auf jeden nieder, während sie auf ihr Ziel zurasen.
»Langsam«, sage ich und werfe einen nervösen Blick auf Ted, dessen Zustand sich vor unseren Augen zu verschlechtern scheint. »Wer sind diese Leute?«
»Die Landwehr«, sagt Dobbs. »Sie bilden sich ein, sie müssten hier die Stellung halten und den Ton angeben, bis die Regierung eingreift. Aber sie haben es nicht begriffen … Die Regierung kommt nicht. Niemand kommt. Sie wollten nur das, was wir hatten.«
»Was war das?«, fragt Renny.
»Den Wal-Mart«, antwortet er. »Da lief es ganz gut für uns – gut zu verteidigen, jede Menge Vorräte, Waffen und Essen und all so was. Dann kreuzten die von der Landwehr auf und haben uns fast alle umgebracht. Sie verkündeten, dass der Wal-Mart ihnen zusteht und es ihre Pflicht sei, ihn zu beschlagnahmen . Das haben sie gesagt. Sie sollen meinen Arsch beschlagnahmen, diese dreckigen, verlogenen Diebe.«
»Da müssen wir durchgekommen sein«, sagt Renny.
»Der Wal-Mart ist jetzt eine Festung, und sie haben mehr Schusswaffen, als sie je gebrauchen können.«
»Das ist Scheiße«, sage ich. »Und es tut mir ehrlich
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