Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
immer siedet er nur vor sich hin und kocht nicht über.
Ich sage also Ted, er soll darauf achten, seinen Mund bedeckt zu halten, und setze mir eine Sonnenbrille aus dem Pausenraum auf. Wir sehen lächerlich aus. Ted hat Matts Flanellhemd um den Kopf gewickelt, nur seine zerbrochene braune Brille lugt heraus, und ich bin mit Hollys nietenbesetztem Sweatshirt in gleicher Weise ausstaffiert.
Hollianted umarmen sich, bevor wir aufbrechen. Es sollte ein romantischer Moment sein und das wäre es vielleicht auch, aber Ted sieht so himmelschreiend bekloppt aus, dass man diese Geste einfach nicht ernst nehmen kann. Das ist das neue Gesicht der Romantik, denke ich und drücke seine Schulter als leichte Ermutigung. Er löst sich von ihr, und wir schärfen Matt ein, an der Tür zu bleiben und auf unser Klopfen zu horchen. Er verspricht es und macht mit einer wütenden Grimasse auf Wächter des heiligen Schlüssels. Matt muss die Schlüssel behalten, falls uns etwas passiert, eine schnelle, klare Absprache, die allerdings Holly erneut in wildes Geheul ausbrechen lässt.
Ted packt Phils Baseballschläger, ich schnappe mir die Axt, und wir sind bereit. Jeder von uns hat vier leere Plastiktüten, um sie mit Nahrung zu füllen. Ich fühle mich wie ein Boxer, der in seiner Ringecke wartet: Ich will loslegen, will rangehen, aber eine Hälfte von mir möchte sich verkriechen.
Zwei Schritte zur Tür hinaus und ich sehe sie.
Lefty.
Tut mir leid, altes Mädchen, diesmal bin ich nicht auf Körperteile aus.
Ted und ich haben eine grobe Strategie abgesprochen: Ziele auf den Kopf – verfehlst du ihn, dann auf die Brust. Mir fehlt es an Zuversicht, dass Teds Arm stark genug ist, um nennenswerten Schaden anzurichten, aber er zerstreut meine Befürchtungen auf bewundernswerte Weise, indem er Lefty gegen die Brust drischt, während ich einen schlampigen Treffer lande, der sie am Hals erwischt. Ihre Luftröhre wirkt merkwürdig hohl. Es fühlt sich auch nicht an, als ob ich eine Person verletze – kein Mensch ist so weich, so leicht zerstörbar.
Leftys verwesender, nässender Kopf starrt mich vom Boden an, während ihr Körper zu einem kopflosen Haufen zusammenfällt. Sie trägt immer noch dieses verdammte T-Shirt mit den tanzenden Gänseblümchen und den Worten Beste Mutti der Welt in Kleinkinderhandschrift. Ich weiß, ich sollte mich beeilen, aber ich kann nicht anders, als ihr in die Augen zu starren. Da ist kein Wesen, keine Identität, nur ein erschreckender Hunger, der anhält, selbst noch, nachdem ich ihr den Kopf abgehackt habe. Ted zieht an meinem Ärmel, das Ende seines Schlägers trieft von schwarzem Matsch. Er nickt nach rechts zu der kurzen Treppe, die hoch zu den Registrierkassen und den Kühlschränken führt.
Unser Ziel.
Ich spähe durch die Fenster zu unserer Linken. Das meiste Glas ist weg, und das noch vorhandene bildet eine gezackte Barriere auf dem Sims. Davor ein Haufen Scherben auf dem Boden, ich kann noch Bro und ody lesen. Draußen verdunkelt ein Schleier aus dickem, aschehaltigem Rauch die Straße fast vollständig. Der Geruch ist selbst durch die schützende Stoffschicht unbeschreiblich. Ich komme nicht umhin, mir einen Friedhof vorzustellen, auf dem alle Gräber und Särge mit einem Schlag geöffnet und die halbverwesten Leichen freigelegt wurden. Der beißende Rauch lässt mich würgen.
Ted und ich hasten die Stufen hoch. Sofort kommen zwei weitere Zombies auf uns zu. Einer ist Mr Masterson, der demenzgesteuerte Golden Oldie, der im Stockwerk über dem Laden wohnt. Er trägt seine Baseballkappe und hat seine gelbbraune Windjacke an. In der Mitte gähnt Glibber in Schwarz und Grau, dort, wo ein Teil seiner Lunge versucht, durch ein klaffendes Loch in seiner Brust zu entweichen. Er sieht uns – oder riecht uns, oder was immer es ist, was diese Dinger tun – und schlurft auf Ted zu. Dabei stöhnt er laut, als wäre Ted der begehrenswerteste Hintern, denn er je gesehen hat. Ich behindere seinen Vormarsch mit einem Schlag in die Beine. Er ist groß, und sein Einknicken bringt ihn in die perfekte Höhe, um auf seinen Kopf zu zielen. Ted ist irgendwo anders, kümmert sich um das Monster, das hinter dem Tresen herumschwankt.
Mr Masterson liegt lang ausgestreckt auf dem Boden und ich springe über seinen zappelnden, kopflosen Körper hinweg zum Kühlschrank vor dem Kassentresen. Er funktioniert noch, nur ein paar Flaschen Wasser fehlen. Ich bin erstaunt, dass der Kasten nicht vollkommen geplündert ist. Zuerst
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