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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Doritos aufheben?«, fragt Ted.
    Wir werfen alle gleichzeitig einen Blick auf Phils Büro, auf die geschlossene Tür mit dem stillen Mann dahinter. »Nein«, antworte ich. »Er wird schon rauskommen, wenn er so weit ist.«
    Ich fange bereits an, Phils Draufgängermentalität zu vermissen.
    Er ist plötzlich apathisch geworden, als hätten ihn der ganze gute Wille und die Energie verlassen, die er in all den glücklichen Jahren mit herausragendem Dienst am Kunden demonstriert hat. Ich hatte fest damit gerechnet, dass er sich freiwillig zum Selbsterhaltungsdienst meldet (das ist der sehr ernst gemeinte und wichtige Name, den ich dieser Mission gegeben habe) – doch stattdessen hat er den ganzen Morgen in seinem Büro geschmollt, sich an den Schrank gekauert und ein gerahmtes Foto von seinen Kindern umklammert. Janette und Matt schweigen, aber Ted kann den Mund nicht halten.
    »Er ist übergeschnappt.«
    »Weißt du was, Ted? Wie wär’s, wenn du ihn in Ruhe lässt und dich erst wieder dazu äußerst, wenn du selber Kinder hast, die du verlieren kannst«, sage ich.
    Er wendet sich ab und schiebt sich die Brille auf der Nase hoch. Ted trägt eine Luxottica-Schildpattbrille. Ich weiß nicht recht, ob sie ein ironisches Statement darstellen soll. Eins der Gläser ist gesprungen und lässt ihn wie ein geprügeltes Kind aussehen. Sein tintenschwarzes Haar fällt in unordentlichen Strähnen über den Rand der Gläser und tanzt wie ein Perlenvorhang über den Linsen.
    »Passt auf, ich brauche nur eine weitere Person, die mitkommt«, erkläre ich geduldig. Janette, Matt und Hollianted sitzen am runden Konferenztisch. Ich stehe an der Tür, die Vertrauen spendende Axt lehnt an meinem Knie.
    »Wir können noch einen Tag durchhalten«, sagt Matt. Er trägt auch eine Brille, aber sie ist definitiv kein ironisches Statement, sondern dick und lässt ihn gelehrt erscheinen. Matt besitzt die rebellische Energie eines Bassets, was so viel heißt wie gar keine, und er verfügt über die dazu passenden Triefaugen und den niedergeschlagenen Ausdruck. Ich bezweifle gar nicht, dass es Dinge gibt, die Matt etwas bedeuten, aber ihm überhaupt irgendwelche Leidenschaften zu unterstellen ist pure Spekulation, denn er hebt seine Stimme niemals über ein gleichgültiges Murmeln.
    »Und was dann?«, frage ich.
    »Dann wird jemand kommen und uns retten«, erklärt Holly sachlich. Das erste Mal seit Menschengedenken formuliert sie etwas ohne Vorsagen. Ted sieht sie an, ein seltsames Leuchten in den Augen.
    »Holly«, sage ich, »ich finde ja auch, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben sollten, aber wir brauchen Nahrung, wir müssen gesund und stark bleiben.«
    Ich will nicht extra näher ausführen, dass die Straßen rings um unser Gebäude von einer unheilvollen Stille erfüllt sind. In der ersten Stunde nach dem Auftauchen der Infizierten konnte man draußen noch Polizeisirenen und Feuerwehrwagen hören. Dann ebbte der Lärm allmählich ab bis auf gelegentliche Schreie und Geräusche, die nach Autounfall klangen. Auf den Monitoren (von denen nur einer ein Stück der Welt außerhalb des Ladens zeigt) ist nicht viel auszumachen, abgesehen von einer wirbelnden Rauchsäule zwischen unserem Laden und der anderen Straßenseite. Unmöglich auch nur festzustellen, ob es sonnig oder bedeckt ist, ob es regnet oder nicht.
    »Phil sollte mitgehen«, stellt Ted fest. Er nickt und schlägt mit der Handfläche auf die Tischplatte. Es ist als gewichtige Geste gedacht, aber Ted besitzt einfach nicht die nötige Autorität für einen solchen Auftritt, schon gar nicht mit seinem gesprungenen Brillenglas.
    »Ja, Phil sollte mitgehen, aber er ist im Moment unpässlich.« Unwillkürlich sehen wir wieder alle gleichzeitig in Richtung Büro. Durch die Scheibe ist nur sein dunkler Kopf sichtbar. »Also brauche ich einen anderen Freiwilligen. Ich bin sicher, dass einer von euch einen Baseballschläger schwingen kann.«
    »Ich meine, ich hab sechs Jahre Judo gemacht«, sagt Ted und zuckt mit seinen knochigen Schultern. Er ist schon immer mager gewesen, aber ein paar Tage mit nichts als Diätcola und rationierten Snackriegeln haben ihn in ein Skelett verwandelt. An jedem Spatz ist mehr dran als an ihm, und mit seinem flaumigen schwarzen Haar sieht er mehr denn je wie eine bebrillte Vogelscheuche aus.
    »Meinen Glückwunsch«, erwidere ich, »du hast dich gerade freiwillig gemeldet.«
    Ted rollt die Augen, aber er steht auf. Mich beschleicht der Verdacht, er hat von

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