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die beiden nicht mit einer Waffe bedroht. Und Adam würde sich nicht immer noch fragen, ob seine Eltern ihm wirklich vertrauten.
So war das mit dem Vertrauen. Aus gutem Grund konnte man es einem Menschen entziehen. Aber dann war es auch für immer zerstört.
Und was hatte Tia als Mutter aus der ganzen Geschichte gelernt? Man musste sein Bestes geben. Das war auch schon alles. Man machte sich mit besten Absichten an die Erziehung der Kinder. Man zeigte ihnen, dass sie geliebt wurden, aber viel mehr konnte man auch nicht machen, das verhinderten die Zufälle, die das Leben mit sich brachte. Das Leben ließ sich nicht steuern. Ein Freund von Mike, ein ehemaliger Basketballstar, zitierte gerne jiddische Redewendungen. Seine Lieblingsspruch war: »Der Mensch plant und Gott lacht.« Tia hatte ihn nie richtig verstanden. Sie hatte gedacht, das wäre nur eine Entschuldigung dafür, nicht alles zu versuchen, weil Gott ja sowieso machte, was er wollte. Aber das stimmte nicht. Es ging eher darum zu verstehen, dass man alles geben und sich die besten Chancen erarbeiten konnte, die Kontrolle über das eigene Leben aber trotzdem nur eine Illusion war.
Aber vielleicht war es sogar noch komplexer?
Man konnte natürlich auch genau andersherum argumentieren – dass die Spioniererei sie alle gerettet hatte. Zum einen war ihnen dadurch bewusst geworden, dass Adam bis über beide Ohren in Schwierigkeiten steckte.
Aber mehr noch die Tatsache, dass Jill und Yasmin herumgeschnüffelt hatten und daher über Guy Novaks Pistole Bescheid gewusst hatten – wenn sie das nicht getan hätten, wären sie jetzt tot.
Was für eine Ironie. Guy Novak hatte eine geladene Pistole im Haus, und das hatte nicht in die Katastrophe geführt, sondern sie alle gerettet.
Bei dem Gedanken schüttelte sie den Kopf und öffnete die Kühlschranktür. Es war kaum noch etwas zu essen da.
»Jill?«
»Was ist?«
Tia schnappte sich die Schlüssel und ihr Portemonnaie. Dann suchte sie ihr Handy.
Ihre Tochter hatte sich von den Schüssen überraschend schnell erholt. Die Ärzte hatten zur Vorsicht gemahnt und darauf hingewiesen, dass es zu einer verzögerten Reaktion kommen konnte, aber vielleicht hatte Jill auch verstanden, dass das, was sie getan hatte, richtig und notwendig, wenn nicht sogar heldenhaft gewesen war. Jill war schließlich kein Baby mehr.
Wo hatte Tia ihr Handy hingelegt?
Sie war sicher, dass sie es auf die Theke gelegt hatte. Genau dort. Vor nicht einmal zehn Minuten.
Und mit diesem einfachen Gedanken geriet plötzlich alles ins Wanken.
Tia erstarrte. Vor lauter Erleichterung darüber, dass sie alle im Endeffekt mit dem Schrecken davongekommen waren, hatten sie über vieles hinweggesehen. Aber jetzt, als sie auf die Stelle starrte, an der sie ihr Handy mit hundertprozentiger Sicherheit vor zehn Minuten liegen gelassen hatte, machten ihr diese unbeantworteten Fragen doch wieder zu schaffen.
Diese erste E-Mail, die, mit der alles angefangen hatte, in der Mike zur Party im Haus der Huffs eingeladen wurde – da hatte keine Party stattgefunden. Adam hatte die Mail nicht einmal gelesen.
Aber wer hatte sie geschickt?
Nein …
Immer noch auf der Suche nach ihrem Handy griff Tia zum Festnetztelefon und wählte. Nach dem dritten Klingeln meldete Guy Novak sich.
»Hey, Tia, wie geht’s Ihnen?«
»Sie haben der Polizei erzählt, dass Sie das Video per Mail geschickt haben.«
»Was?«
»Das Video, auf dem Marianne mit Mr Lewiston schläft. Sie haben gesagt, dass Sie es gemailt haben. Um sich zu rächen.«
»Und?«
»Sie haben gar nichts von diesem Video gewusst, stimmt’s, Guy?«
Schweigen.
»Guy?«
»Lassen Sie’s gut sein, Tia.«
Er legte auf.
Sie schlich die Treppe hinauf. Jill war in ihrem Zimmer. Tia wollte nicht gehört werden. Das passte alles. Tia hatte sich schon gewundert, dass diese beiden furchtbaren Dinge – Nashs Kreuzzug gegen Joes Erpresser und Adams Verschwinden – gleichzeitig passierten. Irgendjemand hatte noch gesagt, dass das Unglück immer dreimal zuschlug und dass sie gut aufpassen sollten. Aber das hatte Tia nicht weiter ernst genommen.
Die E-Mail mit der Ankündigung der Huff-Party.
Die Pistole in Novaks Schublade.
Das freizügige Video, das an Dolly Lewistons E-Mail-Adresse geschickt worden war.
Was verband diese drei Dinge?
Tia trat um die Ecke und fragte: »Was machst du da?«
Als sie die Stimme ihrer Mutter hörte, zuckte Jill zusammen. »Oh, hi. Ich spiel nur
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