Sie sehen dich
Brickbreaker.«
»Tust du nicht.«
»Was?«
Sie hatte mit Mike darüber gescherzt. Jill war neugierig. Mike hatte sie ihre Harriet, die kleine Detektivin genannt.
»Ich spiel nur.«
Aber das stimmte nicht. Das wusste Tia jetzt. Jill nahm nicht dauernd Tias Handy, um Videospiele zu spielen. Sie las Tias Nachrichten. Sie benutzte den Computer im Schlafzimmer auch nicht, weil er besser und schneller war. Sie wollte wissen, was um sie herum vorging. Jill konnte es nicht ausstehen, wenn man sie wie ein Kind behandelte. Also schnüffelte sie herum. Genau wie ihre Freundin Yasmin.
Unschuldiger Kinderkram, oder?
»Du hast gewusst, dass wir Adams Computer überwachen, stimmt’s?«
»Was?«
»Brett hat gesagt, dass die E-Mail von hier abgeschickt wurde. Jemand hat sie hier im Haus abgeschickt, ist dann an Adams Computer gegangen, Adam war nämlich gar nicht zu Hause, dann hat er sie wieder gelöscht. Ich bin nicht draufgekommen, wer so etwas tun könnte. Aber das bist du gewesen, Jill. Warum?«
Jill schüttelte den Kopf. Aber irgendwoher wusste eine Mutter, wenn ihre Tochter log.
»Jill?«
»Ich wollte nicht, dass das passiert.«
»Ich weiß. Erzähl.«
»Ihr habt die Berichte geschreddert, aber na ja, wieso hattet ihr plötzlich einen Aktenvernichter im Schlafzimmer? Ich habe gehört, wie ihr euch nachts leise darüber unterhalten habt. Außerdem hattet ihr die E-SpyRight-Internetseite bei euch im Computer sogar in die Lesezeichenliste aufgenommen.
»Also hast du gewusst, dass wir Adam nachspionieren.«
»Natürlich.«
»Und warum hast du dann diese E-Mail geschickt?«
»Weil ich gewusst habe, dass ihr sie dann seht.«
»Das versteh ich nicht. Warum sollten wir eine Mail mit der Ankündigung einer Party sehen, die gar nicht stattfand?«
»Ich hab gewusst, was Adam vorhatte. Ich fand das zu gefährlich. Ich wollte ihn aufhalten, aber ich konnte euch doch nicht die Wahrheit über den Club Jaguar und das alles erzählen. Ich wollte ihn ja nicht in Schwierigkeiten bringen.«
Jetzt nickte Tia. »Also hast du dir diese Party ausgedacht?«
»Ja. Ich hab geschrieben, dass es Alkohol und Drogen gibt.«
»Und du hast dir gedacht, dass wir ihn dann hierbehalten.«
»Ja. Hier wäre er sicher gewesen. Aber Adam ist abgehauen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und hinterher ist alles drunter und drüber gegangen. Verstehst du. Das war alles meine Schuld.«
»Es war nicht deine Schuld.«
Jill fing an zu schluchzen. »Yasmin und ich. Weißt du, ihr behandelt uns wie Babys. Also schnüffeln wir rum. Das ist so eine Art Spiel. Die Erwachsenen verstecken was, und wir kriegen es dann raus. Und dann hat Mr Lewiston diese furchtbaren Dinge über Yasmin gesagt. Da hat sich plötzlich alles geändert. In der Schule waren alle so gemein. Yasmin ist erst ganz traurig gewesen, aber dann ist sie irgendwie, ich weiß nicht, jedenfalls ist sie fast durchgedreht vor Wut. Mit ihrer Mom konnte sie eigentlich gar nichts anfangen, weißt du. Aber die hat dann wohl plötzlich eine Möglichkeit gesehen, wie sie Yasmin helfen kann.«
»Also hat sie … Sie hat Mr Lewiston eine Falle gestellt. Hat Marianne euch davon erzählt?«
»Nein. Aber ihr hat Yasmin natürlich auch nachspioniert. Wir haben das Video auf ihrem Fotohandy entdeckt. Dann hat Yasmin Marianne darauf angesprochen, aber die hat gesagt, dass es vorbei ist und dass Mr Lewiston jetzt auch leidet.«
»Also haben Yasmin und du …?«
»Wir wollten niemandem schaden. Aber Yasmin hat’s echt gereicht.
Sie hatte genug von den Erwachsenen, die uns immer erzählen wollen, was das Beste für uns ist. Und von den Klassenkameraden, die nur auf ihr rumgehackt haben. Eigentlich sogar auf uns beiden. Wir haben das dann beides gleich hintereinander gemacht. Nach der Schule sind wir nicht direkt zu ihr gegangen, sondern wir sind vorher noch hier vorbeigekommen. Ich hab die E-Mail über die Party geschickt, damit ihr was macht – und dann hat Yasmin das Video abgeschickt, um sich bei Mr Lewiston zu rächen.«
Tia stand einfach nur da. Ihr Kopf war vollkommen leer, und sie hoffte nur, dass ihr irgendetwas einfiel. Kinder machten nicht das, was ihre Eltern ihnen sagten – sie taten das, was ihre Eltern taten. Wer war denn hier jetzt der Schuldige? Tia wusste es nicht genau.
»Weiter haben wir nichts gemacht«, sagte Jill. »Wir haben nur ein paar E-Mails verschickt. Mehr nicht.«
Und das stimmte.
»Wir schaffen das schon«, wiederholte Tia die Worte, die ihr Mann im
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