Sie sind Dein Schicksal
habe dich lieber im Rudel als außerhalb, selbst wenn du kein Werwolf bist. Du bist stark genug, um dich zu behaupten, wenn du Paula mit bloßen Händen besiegen kannst. Oder Füßen. Was auch immer«, sagte Simon.
Ich rieb mir über das Gesicht, weil diese Entwicklung mich nicht besonders glücklich machte. Wenn sie mich als Rudelmitglied sahen, bedeutete das auch, dass ich mich wie eines benehmen musste? Würde ich meine Stellung als ranghohes Mitglied jedes Mal verteidigen müssen, wenn jemand sauer auf mich wurde? Zugegeben, es war befriedigend gewesen, Paula in ihre Schranken zu weisen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es ohne das Überraschungselement noch mal schaffen konnte. In ihren Augen war es vielleicht ein Schritt nach oben von ›Freundin des Rudelführers‹, aber ich begab mich damit auch auf ein gefährliches, unbekanntes Terrain. Es konnte vielleicht dazu führen, dass sie mich drängten, über kurz oder lang ein richtiges Rudelmitglied zu werden. Besonders, wenn sie herausfanden, dass ich einen Vertrag mitgebracht hatte, den Chaz unterschreiben sollte. Er wäre nicht rechtlich bindend, bis er bei den Gerichten eingereicht war, aber sie konnten es trotzdem als Geste meinerseits verstehen, dass ich wirklich Teil des Rudels werden wollte.
Alle nahmen wieder ihre Plätze ein und benahmen sich, als wäre nichts passiert, als hätte ich nicht gerade erst einen spontanen Kampf mit Paula ausgefochten. Selbst mit dem Bluterguss auf ihrer Wange und den keuchenden Atemzügen wirkte sie normaler und ent spannter als je, seitdem sie angefangen hatte, mich wegen Royce anzugehen. Anscheinend war sie in den Arsch zu treten genau das gewesen, was es gebraucht hatte, damit sie mich respektierte. Wer hätte das gedacht?
Trotzdem, die spekulativen Blicke, die mir die anderen zuwarfen, machten mir Sorgen, auch wenn jetzt mehr Respekt darin mitschwang als vorher. Ich konnte ihre Gedanken fast hören, so offensichtlich waren sie. Sie mochten ja oberflächlich darüber reden, was sie heute Abend zum Abendessen unternehmen wollten – vielleicht in die Stadt fahren und Pizza holen – aber trotzdem sah ich immer wieder interessiertes Glitzern und Sorge in den kurzen Blicken, die sie mir regelmäßig zuwarfen.
Heute Abend war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, um Chaz den Vertrag zu zeigen – aber die Geschehnisse des Tages warfen ein paar komplizierte Fragen auf. Doch ich war momentan einfach nicht in der richtigen geistigen Verfassung, um sie zu beantworten.
Wollte ich darüber nachdenken, eine von ihnen zu werden und wirklich meinen Platz in der Rudelhierarchie einzunehmen?
Kapitel 13
W ir fuhren zum Essen in die Stadt. Und mit »wir« meine ich das ganze verdammte Rudel. Wir stapelten uns alle in ungefähr zwanzig Autos und fielen wie ein Mob über die paar Restaurants her, die sich auf der Straße verteilten, die durch die Stadt führte, wobei wir so ungefähr jeden Parkplatz besetzten, den es gab. Die paar Leute, die an diesem Abend unterwegs waren, musterten mit großen Augen die seltsam zusammengewürfelte Gruppe von Leuten, teilweise mit Kindern, die darüber diskutierte, ob es Pizza geben oder ob man lieber in das Restaurant am Ende der Straße gehen sollte.
Die meisten stimmten für Pizza, also machten wir uns auf die Socken. Es gab bei Weitem nicht genug Plätze für uns alle, aber trotzdem überschütteten wir fröhlich den armen Jungen hinter der Theke mit Bestellungen, dass ihm der Kopf schwirrte. Als er Dillon zum dritten Mal bat, die Bestellung zu wiederholen, riss Billys Mom der Geduldsfaden, und sie schrieb ihm alles auf einen Zettel. Der Teenager war dankbar, bis jemand erwähnte, dass wir getrennt zahlen wollten, dann wurde er ziemlich blass unter seiner verbliebenen Sommerbräune. Offensichtlich gab es hier nicht oft solche Großbestellungen außerhalb der Feriensaison. Vielleicht nicht mal dann.
Es war sogar noch witziger, als der Junge endlich verstand, dass das keine irre Familienfete war. Seine Kinnlade klappte nach unten, als er eine Rudeltätowierung entdeckte und als das identifizierte, was sie war. Seine Pupillen erweiterten sich, und sein bleiches Gesicht lief vor Angst und Scham rot an, während er stammelte, dass es ein paar Stunden dauern würde, so viele Pizzen fertigzustellen. Damit hatten wir nur noch wenig Zeit bis zum Sonnenuntergang, aber es würde schon gehen. Seine Erleichterung über das Ausbleiben von enttäuschtem Knurren und plötzlichen Verwandlungen war so
Weitere Kostenlose Bücher