Sie sind Dein Schicksal
als der andere Werwolf nickte und mit einem kurzen, angespannten Lächeln aufstand. Er versteckte seinen Ärger gut, aber ich wusste, dass es ihm nicht gefiel, den Babysitter spielen zu müssen. Er war der Werwolf, der in Royce’ Wohnhaus in der Innenstadt eingeschlafen war, obwohl er eigentlich hätte auf mich aufpassen sollen, während die Blutbindung an Royce langsam nachließ. Ich hatte mich aus dem Gebäude geschlichen und war direkt in den nahe gelegenen Central Park gelaufen, um die fehlenden Stücke von mir selbst und zumindest einen Teil meiner geistigen Gesundheit wiederzufinden. Es war eine unglaublich stressige Zeit, nachdem ich gleichzeitig an zwei Vampire gebunden gewesen war, einige Leute umgebracht hatte und hatte mit ansehen müssen, wie noch eine Menge mehr starben.
Ja, das war wirklich toll gewesen.
Chaz hatte mir nie erzählt, ob das Nickerchen für Dillon irgendwelche negativen Folgen gehabt hatte, und Dillon war immer recht freundlich gewesen, wenn wir zusammen ausgegangen waren. Jetzt allerdings verriet mir sein angespannter Mund und sein leicht verkniffener Blick, dass er immer noch wütend war, weil ich ihn letzten Monat bei Royce bloßgestellt hatte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie peinlich es für ihn gewesen sein musste zu erklären – nicht nur Chaz, sondern auch dem Vampir –, wie es mir gelungen war, ihrem Schutz zu entkommen. Kurz mal die Augen zu schließen war keine besonders gute Ausrede, wenn es darum ging, die Freundin des Rudelführers zu bewachen, die möglicherweise jeden Moment von einem mörderischen, psychotischen Vampir an seine Seite gerufen wurde, aber hey, ich war wieder ich selbst. Ich wollte mich nicht beschweren.
Vielleicht half es ja nicht viel, aber ich schenkte ihm trotzdem ein schwaches, entschuldigendes Lächeln, während ich um die Kraft kämpfte, mich zu entschuldigen. Sein Ärger schien etwas nachzulassen, und er erhob sich mit der mühelosen Leichtigkeit, die mir verriet, dass seine Wolfsinstinkte ihn drängten, sich zu verwandeln und zu jagen. Neben mir hielt er wieder an.
»Bin gleich zurück«, sagte er zu den anderen, die nickten und sich wieder in ihre Diskussion vertieften. Chaz drückte noch einmal beruhigend meine Hand, bevor er sich umdrehte, um eine Frage von Simon zu beantworten.
Wir gingen schweigend nebeneinander zurück zur Lodge. Ich dachte darüber nach, wie ich meine Ent schuldigung formulieren wollte, da er es verdiente, dass ich seine Hilfe anerkannte, auch wenn er mal kurz eingeschlafen war. Gemessen an dem, was Paula über mich dachte, war ich mir sicher, dass Chaz ziemliche Überzeugungsarbeit hatte leisten müssen, um ihn dazu zu bringen, meinen bemitleidenswerten Hintern zu beschützen.
Gerade als wir die Türen zum Haupthaus erreichten, zerriss ein schmerzerfüllter Schrei die Luft. Wir erstarrten beide und sahen zurück, bevor Dillon mich nach kurzem Zögern nicht allzu sanft hinter sich schob und die Umgebung nach der Quelle des Geräusches absuchte. Leute schrien und eilten durcheinander, entweder auf der Suche nach Deckung oder auf der Suche nach dem Ursprung der Schreie.
»Geh rein«, befahl er mir. Ohne zu warten, ob ich ihm gehorchte, rannte er den Weg, den wir gekommen waren, zwischen den Autos zurück.
Für einen Moment klammerte ich mich an den Türgriff und zögerte. Was zur Hölle war hier los?
Eine andere Stimme sorgte dafür, dass mir plötzlich das Blut in den Adern gefror und ich anfing zu rennen: »Silber! Sie haben ihn mit Silber angeschossen!«
Ich hatte keinen Schuss gehört, aber der Ruf machte mir genug Angst, um mich zu einer Reaktion zu zwingen. Chaz war einmal mit Silber angeschossen worden. Er hatte es überlebt, aber eine Wunde, die von einer Silberkugel verursacht wurde, heilte so langsam wie bei einem Menschen, wenn die Kugel nicht sofort entfernt wurde. Auf jeden Fall würde eine Narbe zurückbleiben. Wer war verletzt worden?, fragte ich mich. Obwohl meine Sorge eher der Überlegung galt, wo die Wunde eventuell lag. Wenn die Verletzung an einer gefährlichen Stelle saß, konnte derjenige verbluten oder Schlimmeres. Mir gefiel es nicht, so zu denken, und bis ich die Wunde sah, wollte ich mir Mühe geben, nicht das Schlimmste zu vermuten. Ich hatte schon Kugeln aus Chaz entfernt; ich konnte dasselbe auch für jemand anderes tun, sollte es nötig sein.
Ein paar der Männer verwandelten sich; ihre Augen schimmerten grünlich, und Reißzähne spitzten unter ihren Lippen heraus, während
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