Sie sind Dein Schicksal
offensichtlich, dass man einfach lachen musste.
Ich war überrascht, dass der Junge so nervös war, obwohl die Cassidy-Familie doch hier wohnte. Allerdings waren die Cassidys vielleicht etwas zurückhaltender als die Sunstriker. Wir waren schließlich aus der Großstadt, wo die Toleranz für Wesen mit Reißzähnen und Pelz um einiges höher war als in der Provinz. Ganz abgesehen davon, dass momentan mehr Sunstriker auf der Straße waren als Einheimische.
Sie gaben sich auch keine besondere Mühe, zu verstecken, was sie waren. Viele von ihnen trugen kurzärmlige Hemden ohne Jacken darüber, sodass man die Rudeltätowierungen auf den Oberarmen gut erkennen konnte. Einige der Frauen hatten Träger-Tops an, und die wenigen, die sich nicht auf den Arm hatten tätowieren lassen, stellten sicher, dass man ihre Schulterblätter sehen konnte. Und was die Tätowierungen nicht verrieten, zeigten die verlotterten Klamotten und das Fehlen warmer Kleidung als Schutz gegen die beginnende Kälte des Oktobers.
Da so viele von ihnen gleichzeitig in der Öffentlichkeit auftraten, ging ich davon aus, dass niemand etwas anderes versuchen würde, als die Preise ein wenig hochzusetzen oder ein paar leere Drohungen zu murmeln, sobald er glaubte, die Werwölfe wären außer Hörweite. Trotzdem machte ich mir ein bisschen Sorgen, als der Junge sofort in die Küche rannte, kaum dass er den letzten Batzen Geld erhalten hatte, um sich dort bei den zwei Köchen zu verstecken. Ein paar Sunstriker hingen vor der Tür ab, rauchten oder telefonierten auf den Handys, während der Rest sich in der Pizzeria drängte.
Ein paar der Mädels erwähnten beiläufig, dass sie vorhatten, einen Schaufensterbummel zu machen, bis die Pizza fertig war. Als ich gerade meine wunde Schulter rieb, berührte Kimberly sanft meinen Arm, um mich auf sich aufmerksam zu machen. »Willst du mitkommen?«
Ich zögerte, bevor ich antwortete, und schaute mir genau an, wer mitkam. Paula saß schmollend allein in einer der Tischnischen. Die anderen Mädchen lächelten und winkten mir einladend zu, in der Hoffnung, dass ich mitkommen würde. Oh, was soll’s. Ich brauchte sowieso Unterwäsche.
»Sicher, warum nicht«, sagte ich, zog meine Tasche ein wenig höher auf die Schulter und drückte beruhigend Chaz’ Hand, bevor ich ihn losließ und mich der Frauengruppe an der Tür anschloss.
Es war erstaunlich angenehm, die kleine Einkaufsstraße hoch und runter zu wandern, sich mit diesen Frauen zu unterhalten, herauszufinden, wer sie waren, und hin und wieder in einigen der Läden Wander- oder Skiausrüstung zu bewundern. Mir war ziemlich kalt, aber keiner der anderen schien es etwas auszu machen. Die Bewegung hielt meinen Kreislauf in Schwung und bewahrte mich so vor der schlimmsten Kälte. Und es war nett, einfach so akzeptiert zu werden. Entweder sie wussten nichts von dem Drama, das sich mit Paula abgespielt hatte, oder es war ihnen egal, genauso wie die Tatsache, dass ich einmal an Vampire gebunden gewesen war.
Ich kaufte mir ein paar neue T-Shirts und Jeans, während wir unterwegs waren. Traurigerweise war der einzige Laden, der Unterwäsche verkaufte, nicht geöffnet und schien auch diese Saison nicht mehr aufzumachen. Anscheinend musste ich den Rest des Urlaubs untenrum nackt herumlaufen. Wie schön.
Einmal zog ich Kimberly kurz zur Seite, um sie über Paula auszuquetschen. Da sie befreundet waren, hoffte ich, dass sie mir erklären konnte, warum Paula so ein Problem mit mir hatte. Nachdem sie mir eine Weile ausgewichen war, fragte ich sie schließlich ganz direkt, ob sie vielleicht wusste, wo das Problem lag.
»Schau«, sagte sie mit einem endgültigen Klang in der Stimme, »es ist nichts, wogegen du etwas tun könntest. Sie hat Probleme mit Vampiren und allen, die mit ihnen zu tun haben. Vielen von uns geht es so. Ignoriere es, wenn du kannst, weil sie nicht damit aufhören wird. Und ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was du tun könntest, um ihre Meinung zu ändern.«
Nach diesem netten Ratschlag blieb der Kontakt zwischen uns ziemlich angespannt, bis ich sie auf eine Skijacke mit Pelzbesatz in einem der Schaufenster aufmerksam machte, bei der wir uns einig waren, dass sie an ihr ganz wunderbar aussehen würde. Sie lächelte, entspannte sich und drückte ihre Begeisterung mit den anderen Mädchen in »Aahs« und »Oohs« aus.
Mir schien es am sichersten, das Thema fallen zu lassen – für den Moment. Ich würde mich später mit dem Problem beschäftigen, wenn
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