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Sie sind Dein Schicksal

Sie sind Dein Schicksal

Titel: Sie sind Dein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Haines
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größten Rudels von New York, wenn nicht sogar des Landes. Sie waren »freundliche Rivalen« der Sunstriker und unglaublich stolz darauf, dass sie diejenigen gewesen waren, die dafür gesorgt hatten, dass die Others in der Gesellschaft akzeptiert wurden. Na ja, größtenteils akzeptiert, zumindest.
    »Aber nachdem die Konjunktur eben ist, wie sie ist, kann ich die Fahrt diesmal nicht umsonst anbieten. Aber ich werde Ihnen zuhören. Sieht aus, als hätten Sie das nötig.«
    Seine Worte zauberten irgendwie ein Lächeln auf meine Lippen. Er erwiderte mein kurzes Aufflackern von Erleichterung, dann warf er meine Tasche in den Kofferraum. Als ich mich auf den Rücksitz fallen ließ, überschwemmte mich der vertraute Geruch nach Fast Food und Moschus. Vertraut, aber nicht so unangenehm wie in meiner Erinnerung und wie es zu erwarten gewesen wäre. Er fädelte sich in den Verkehr ein, nachdem ich ihm meine Adresse und eine kurze Wegbeschreibung gegeben hatte.
    »Also, wollen Sie reden?«
    Ich zögerte. Mein Blick verschwamm vor Tränen, als meine Augen auf einen Aufkleber der Moonwalker fielen, der auf dem Trennfenster zwischen Fahrersitz und Rücksitz klebte. Wenn irgendwer mein drängendstes Problem verstehen würde, dann mein Chauffeur-Schräg strich-Therapeut. Mit diesem vertrauten Fremden über meine Probleme zu reden konnte tatsächlich dafür sorgen, dass sich eine Lösung fand. Mir fiel niemand anders ein, den ich besser nach seiner unvoreingenommenen Meinung fragen konnte oder der mir solch gemäßigtes Mitgefühl schenken würde. Und auf keinen Fall würde er sich instinktiv von mir zurückziehen, wie ich es bei Sara oder meinen Eltern befürchtete, sobald ich ihnen erzählte, was passiert war.
    »Ich … Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mir helfen können …« Ich sprach nicht weiter, weil ich es einfach nicht über die Lippen brachte.
    »Sicher kann ich nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was los ist, Süße. Sie stinken nach Werwolf, aber nicht nach meinem Rudel. Hat es etwas damit zu tun?«
    Ich unterdrückte ein Schluchzen und ballte meine Hände im Schoß zu Fäusten. Er wartete, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte, und warf mir nur hin und wieder im Rückspiegel prüfende Blicke zu.
    »Das könnte man so sagen«, flüsterte ich schließlich und rieb mir mit dem Handrücken die Feuchtigkeit aus den Augen. »Ich könnte nächsten Monat sein wie Sie.«
    »Wie ich?« Er kapierte nicht sofort. Doch als es ihm endlich dämmerte, riss er die Augen auf. »Oh! Oh, ich verstehe. Aha.«
    Danach schwieg er für eine Weile. Ich legte mir die Hände über die Augen, weil ich die Tränen einfach nicht aufhalten konnte, ihnen aber auch nicht freien Lauf über meine Wangen gestatten wollte.
    »Ich schließe aus Ihrer Reaktion, dass es nichts war, was Sie sich gewünscht haben.«
    Ich biss mir auf die Lippe, um keinen bösen, sarkastischen Kommentar zu machen.
    »Es ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. Sie haben überlebt. Selbst wenn Sie jetzt eine von uns werden, Sie sind nicht tot oder schlimm verwundet. Ich bin mir sicher, dass das Rudel, das dafür verantwortlich ist, Sie aufnehmen wird …«
    »Ich will kein Sunstriker werden!«, schrie ich und schlug hart genug mit meiner Faust gegen das Plexiglas, dass es in seiner Halterung klapperte. »Das ist es ja. Ich bin vertraglich an niemanden im Rudel gebunden und werde es auch nie sein! Selbst wenn ich es wäre, und selbst wenn ich mich in …« Ich konnte es einfach nicht aussprechen. Es laut auszusprechen wür de es vielleicht beschreien. »… ich will keiner von ihnen sein. Nicht nach dem, was sie getan haben.«
    »In Ordnung, ich glaube Ihnen. Nicht aufregen. Sa gen Sie damit, dass Sie lieber ein einsamer Wolf wären?«
    Ich ließ meinen Kopf nach hinten auf die Lehne fallen, weil ich die Absurdität dieses Gesprächs einfach nicht verkraften konnte. Das Schlimmste daran war, dass er es vollkommen ernst meinte. Was ich jetzt sagte, gab vielleicht den Ausschlag, ob ich in die Other-Gesellschaft aufgenommen wurde, oder ob ich schon nächsten Monat von jemandem gejagt würde, der die Lizenz hatte, Abtrünnige hinzurichten. Ich bezweifelte, dass dieser freundliche Taxifahrer den Behörden – oder noch schlimmer, den Weißhüten – meinen Namen verraten würde, aber sobald sein Rudelführer es herausfand, konnte ich mich bis zum Hals in Ärger wiederfinden. Darüber hatte ich nicht nachgedacht, bevor ich angefangen hatte, mit ihm zu reden, und jetzt, wo die Worte

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