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Sie sind Dein Schicksal

Sie sind Dein Schicksal

Titel: Sie sind Dein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Haines
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diejenige, die ich liebe«, beharrte er.
    »Quatsch. Das ist Quatsch.«
    »Himmelherrgott …«
    »Hast du irgendeine Vorstellung, wie sehr mich das getroffen hat? Hast du auch nur den blassesten Schimmer?«
    »Natürlich bist du verletzt; du bist immer verletzt, sobald du etwas über mich herausfindest, was für dich nicht menschlich genug ist …«
    »Darum geht es nicht!«, schrie ich.
    »Worum geht es dann, Shia? Ich habe dir erklärt, wo das Problem liegt. Ich habe dir erklärt, warum ich es tun musste. Ich wusste, dass du austicken würdest, wie du es jetzt tust, genauso wie du ausgetickt bist, als du herausgefunden hast, was ich bin. Ich hatte es nicht gerade so geplant, und ich weiß nicht, was ich sagen soll, um es besser zu machen. Wo genau liegt denn das Problem hier? Worum geht es, hm?«
    »Um dich! Es geht um dich lügenden, hinterhälti gen …« Mir blieben vor Wut die Worte im Hals stecken.
    »Weißt du was? Vergiss es! Steig aus!«
    Ich starrte ihn an, und ein Großteil meiner Wut wich der Verwirrung. »Was?«
    »Du hast mich schon verstanden. Steig aus dem Auto.«
    Wir waren noch nicht mal in der Nähe der Bronx. Noch meilenweit von zu Hause entfernt. Wir hatten noch nicht mal Long Island erreicht.
    »Machst du Witze?«
    »Nein. Ich will mit deiner Scheiße nichts mehr zu tun haben.« Er lenkte den Wagen mit abrupten Bewegungen von der I-95, und wir landeten in einem Teil der Stadt, den ich überhaupt nicht kannte. Er machte sich nicht die Mühe, auf einen Parkplatz zu fahren oder eine Lücke zu finden, sondern blieb stattdessen in zweiter Reihe stehen. »Steig aus. Nimm dein Zeug und verschwinde.«
    Wie betäubt folgte ich seiner Anweisung. Ich zog meine Handtasche höher auf die Schulter, während ich aus dem Jeep stieg. Er wartete gerade noch lang genug, bis ich meine Reisetasche vom Rücksitz geholt und die Tür geschlossen hatte, bevor er, begleitet von einem Hupkonzert und den Schreien genervter Autofahrer, wieder in den Verkehr einfädelte und zurück auf die Schnellstraße sauste.
    Ich stand lange Zeit einfach nur zwischen zwei geparkten Autos und starrte ihm hinterher. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich rausgeschmissen hatte, wortwörtlich und auch im weitesten Sinn des Wortes. Die Leute, die an mir vorbeikamen, beachteten mich kaum, und diejenigen, die mich doch ansahen, senkten schnell den Blick und eilten weiter.
    Zitternd packte ich meine Taschen und bemühte mich, nicht zu weinen. Das konnte ich später tun, wenn ich allein war und mich im Bett zusammengerollt hatte, gemeinsam mit einem Rieseneimer Eiscreme, Kitschfilmen und genug Alkohol, um zu vergessen, dass es dieses Wochenende je gegeben hatte.
    Dass es Chaz je gegeben hatte.
    Am Ende der Straße sah ich ein Restaurant. Es war eine ziemliche Absteige, aber vielleicht hatten sie ein Telefon, das ich benutzen konnte. Ich stapfte einen halben Block entlang zu dem Laden, dann beäugte ich zweifelnd die dreckige Scheibe und die zerbrochenen Betonstufen, die nach unten führten. Bis auf eine müde wirkende alte Dame mit einem weißen Dutt, die auf dem Tresen lehnte, war der Raum leer. Sie hielt eine Zigarette in der Hand, während sie sich über den Tresen hinweg mit der Köchin unterhielt. Das Gespräch brach ab, und beide sahen mich mit großen Augen an, als ich in den Raum stolperte.
    »Gute Güte, Mädchen, du wirkst, als hättest du einen Geist gesehen«, verkündete die Frau, drückte ihre Zigarette aus und stand auf. »Komm rein, setz dich. Bist du verletzt? Brauchst du einen Krankenwagen?«
    Bei der Erwähnung des Krankenwagens hatte ich die Vorstellung, als potenzieller Lykanthrop entdeckt zu werden, meine Hand bewegte sich unwillkürlich zu den Kratzern an meinem Arm, die unter dem langärmligen Hemd versteckt lagen, und ich zuckte zusammen. Sie konnte sie nicht gesehen haben. Sie konnte es unmöglich wissen. Aber die Kellnerin sah mich auf eine Art und Weise an, in ihrem Blick lag so viel besorgte Wachsamkeit, dass ich fürchtete, sie könnte das Monster sehen, das in meinem Blick lauerte.
    »Himmel, Mädchen, wir beißen nicht. Komm rein; setz dich hin, bevor du in Ohnmacht fällst. Glaubst du, du schaffst es?«
    Die unerwartete Freundlichkeit schnürte mir die Kehle zu, und ich nickte kurz. Mit einiger Mühe hob ich meine Handtasche und die Reisetasche von den karierten Fliesen, schob mich langsam in Richtung eines Tisches am Fenster und stellte meine Sachen wieder ab. Meine Stimme brach, als ich zum Reden

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