Sie sind Dein Schicksal
daran gewöhnt haben.«
»Okay, aber Selbstmitleidsorgien sind nicht erlaubt. Ich bin diejenige, die sich eigentlich über all das aufregen sollte.«
»Ms. Waynest – Shiarra –, ich fühle eine gewisse per sönliche Verantwortung für dein Wohlbefinden. Ich habe so viel für dich getan wie möglich, ohne dich dazu zu zwingen, an meiner Seite zu bleiben. Das ist nicht die Zukunftsplanung, die ich für dich im Sinn hatte.«
Hätte er nicht so aufrichtig geklungen, hätte ich mich vielleicht über seine Annahme, dass er das Recht hatte, mein Schicksal zu planen, aufgeregt. Da ich Royce kannte, fiel es mir ein wenig schwer, wütend auf ihn zu sein, nur weil er erklärte, dass es ihm leidtat, dass er mich nicht stattdessen in einen Vampir verwandelt hatte. Er hatte schließlich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es das war, was er eigentlich mit mir vorhatte.
»Es ist zu spät, um etwas zu bedauern. Es war auch nicht, was ich wollte, aber jetzt kann ich nichts mehr tun. Ich bitte dich nur, Stillschweigen zu bewahren. Vielleicht möchte ich dir später noch weitere Fragen stellen. Ich nehme an, das hängt davon ab, wie die Dinge sich entwickeln.«
»Das mag ja so sein, aber es ist vielleicht noch nicht zu spät, etwas zu unternehmen, um deine Zukunft zu beeinflussen. Wenn du bereit bist, das Risiko auf dich zu nehmen, könnte ich dich stattdessen auch in einen Vampir verwandeln.«
Kapitel 27
W as?« Ich war wirklich eine Meisterin schlagfertiger Antworten.
»Es ist möglich, dass die Infektion noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass sie verhindern könnte, dass du stattdessen in einen Vampir verwandelt wirst. Es wäre riskant, aber ich denke, du könntest eine der Unseren werden, wenn du willst. Du müsstest deine Wahl allerdings schnell treffen, weil ich nicht garantieren kann, ob es funktioniert. Je länger du wartest, desto unwahrscheinlicher wird, dass es funktioniert.«
Ich rieb mir die Stirn und schloss die Augen, als Stress-Kopfweh sich in meinem Kopf ausbreitete. »Noch mal, bitte.«
Seine Stimme schien aus weiter Entfernung zu kom men, und durchdrang nur schwer die Wand aus Schock, die sich zwischen mir und die Realität gedrängt hatte. »Es könnte sein, dass es noch nicht zu spät ist, eine Wahl zu treffen. Du wärst um einiges besser dran, wenn du zu einer der Unseren würdest. Die Unsterblichkeit allein wäre schon ein riesiger Vorteil gegenüber der verkürzten Lebensspanne eines Werwolfs. Denk zumindest einmal darüber nach.«
»… verkürzte Lebensspanne?« Das durchdrang aus welchem Grund auch immer meine Betäubung, und die nächste Welle der Panik überschwemmte mich. »Bitte sag mir, dass du das im Vergleich zur Lebensspanne eines Vampirs meinst.«
»Ich fürchte, nein. Ihr aktiverer Stoffwechsel hilft den Werwölfen zwar dabei, schneller zu heilen, aber das bedeutet auch, dass ihre Körper schneller altern. Natürlich ist das nicht auf jeden anwendbar, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine wissenschaftlichen Forschungen in diese Richtung gab, aber meiner Erfahrung nach werden sie selten älter als vierzig oder fünfundvierzig.«
Ein weiteres, interessantes Detail, von dem Chaz mir nie erzählt hatte.
»Das ist einfach zu viel. Es tut mir leid, Royce, ich … Das ist einfach zu viel. Ich muss auflegen.«
»Ich verstehe. Denk über mein Angebot nach. Ich werde mich heute Abend wieder melden.«
Ich legte auf, ohne mich zu verabschieden. Mein Mund fühlte sich an, als hätte ich Watte gefressen, und meine Augen brannten im Takt zu meinem inzwischen stoßartig pulsierenden Kopfweh. Meine Hände zitterten, und ich kämpfte gegen die aufkommende Panikattacke an.
Die Wahlmöglichkeiten, die ich hatte, waren furchterregend. Egal, von welcher Seite ich sie betrachtete, es schien keine richtige Entscheidung zu geben.
Mich zurücklehnen und nichts tun? Ich konnte infiziert sein, aber es konnte auch nichts sein. Es bestand die Möglichkeit, dass mir gar nichts passieren würde. Arnold konnte vielleicht etwas dagegen tun; er hatte mir versprochen, beim Circle nach Zaubern zu suchen, die vielleicht eine Lykanthropie heilen konnten.
Wenn ich allerdings wirklich infiziert war und es kein Heilmittel gab, konnte ich mich auf ein Leben als Ausgestoßene der Werwolf-Gesellschaft einstellen, von meiner Familie enterbt und von den Medien gekreuzigt. Oh, und ich würde um einiges kürzer leben als die durchschnittliche Lebenserwartung.
Wenn ich Royce’ Angebot annahm, hätte ich
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