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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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wiedersehen, entweder im Fleisch, oder jenseits davon, doch denke ich, im Fleisch, und dann könnt Ihr die Belohnung fordern, wegen der Ihr gekommen seid. Man wird ein Quartier vorbereiten für die Lady, die Rezu als Rivalen-Königin gegen mich aufstellen wollte. Lebt wohl, und auch Ihr, Träger der Axt, die das Blut Rezus trinken soll, und auch du, kleiner, gelber Mann, der so zu Recht Licht-im-Dunkel genannt wird, wie Ihr alle feststellen werdet, bevor dies vorbei ist.«
    Und dann, bevor ich antworten konnte, wandte sie sich um und schritt, von ihren Bewachern umgeben, rasch davon und ließ mich verwundert und mit einem äußerst unguten Gefühl zurück.

16
     
    Allans Vision
     
     
    Der alte Kammerherr, Billali, führte uns zu unserem Haus zurück. Auf dem Wege dorthin sprach er mit mir über diese Amahagger, von denen er selbst ein weiterentwickeltes Exemplar zu sein schien, einer, der seine Linie vielleicht über zehn Generationen weit auf irgendeinen überlegenen Vorvater zurückführen konnte, bevor dieses Volk verfallen war. Zusammengefaßt erklärte er mir, daß sie ein wilder, gesetzloser Haufen seien, in Ruinen oder in Höhlen lebten, einige von ihnen sogar in Sumpfdörfern, in kleinen, getrennten Sippen, deren jede von einem Ältesten regiert wurde, der zumeist auch ein Priester ihrer Göttin Lulala war.
    Ursprünglich seien sie und das Volk Rezus eins gewesen, zu der Zeit, da sie gemeinsam sowohl die Sonne als auch den Mond anbeteten, doch ›vor Tausenden von Jahren‹ wie er es ausdrückte, hätten sie sich getrennt, und die Anhänger Rezus hätten sich in das Gebiet nördlich der Großen Berge zurückgezogen, von wo aus sie die Lulalaiten bedrohten und schon vor langer Zeit würden vernichtet haben, wenn nicht Sie-die-befiehlt dagewesen wäre. Die Anhänger Rezus schienen gewohnheitsmäßig Kannibalen zu sein, während der lulalaitische Zweig der Amahagger Kannibalismus nur gelegentlich praktizierte, wenn ihnen durch einen Glückszufall Fremde in die Hände fielen. »Solche wie Ihr, Wächter der Nacht, und Eure Gefährten«, sagte er mit Betonung. Wenn so ein Verbrechen entdeckt wurde, wurden die Schuldigen jedoch von Hiya, Sie-die-befiehlt, mit dem Tode bestraft.
    Ich fragte, ob sie tatsächlich eine Herrschaft über dieses Volk ausübe. Er antwortete, daß dies nicht der Fall sei da sie an ihm nicht wirklich interessiert war; nur wenn sie auf einzelne Individuen wütend würde, tötete sie sie durch ›ihre Künste‹, wie es in ihrer Macht stand, wenn es ihr so gefiel. Die meisten von ihnen hatten sie noch nie gesehen und wußten nur durch Gerüchte von ihrer Existenz. Für sie war sie ein Geist oder eine Göttin, welche die uralten Gräber bewohnte, die südlich der alten Stadt lagen, wohin sie wegen des drohenden Krieges mit Rezu gegangen war, den allein sie fürchtete, aus welchem Grund, wisse er nicht. Außerdem erklärte er mir, daß sie die größte Zauberin sei, die es jemals gegeben habe, und es sei ganz sicher, daß sie nicht stürbe, da die Vorväter der heute lebenden Menschen sie schon seit vielen Generationen gekannt hätten. Trotzdem schien sie jedoch unter einem Fluch zu stehen, so wie die Amahagger selbst, die die Nachkommen jener waren, die einst in Kôr und dem umliegenden Gebiet gelebt hatten, bis zur Küste des Meeres und Hunderte von Meilen landeinwärts, da sie ein mächtiges Volk waren, bevor die Pest sie vernichtete.
    Außerdem glaubte er, daß sie eine sehr unglückliche Frau sei, deren ›Seele die Toten betrauere‹ und die sich niemandem auf Erden zuwandte.
    Ich fragte ihn, aus welchem Grund sie hier bliebe, woraufhin er den Kopf schüttelte und sagte, daß es seiner Vermutung nach wegen dieses Fluches sei, da er sich keinen anderen Grund dafür vorstellen könne. Außerdem, erklärte er mir, wären ihre Stimmungen sehr starken Schwankungen unterworfen. Manchmal sei sie wild und aktiv, zu anderen Zeiten relativ milde und niedergeschlagen. Gerade jetzt durchliefe sie eine der letzteren Phasen, wahrscheinlich wegen der Unbill mit Rezu, da sie nicht wollte, daß ihr Volk von diesen entsetzlichen Menschen vernichtet würde, oder vielleicht auch aus einem anderen Grund, mit dem er nicht vertraut sei. Wenn sie es wollte, wüßte sie alles, mit Ausnahme der ferneren Zukunft, und deshalb habe sie auch von unserer Ankunft gewußt, und auch von den Einzelheiten unseres Marsches, und daß wir von Rezus Leuten angegriffen werden würden, die ausgesandt waren, um auf ihre

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