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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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undurchdringlich, wie es nur logisch war, da diese Wagen vor Tausenden von Jahren aufeinandergeprallt sein mußten.
    Eine Wolke schien vor meinen Augen vorbeizuziehen, eine dünne gazeartige Wolke, die mich irgendwie an den Schleier erinnerte, den Ayesha trug. Tatsächlich hätte ich einen Augenblick lang schwören können, daß sie bei mir war und sich über mich lustig machte, da ich ihr einen so gelungenen Trick zutraute, was zweifellos Teil des Traums war.
    Auf jeden Fall kehrte ich in einen normalen Zustand zurück und sah um mich herum Meilen verlassener Straßen und tausende zerfallener Mauern liegen, dazwischen die schwarzen Kleckse dachloser Häuser, und dahinter die weite unbestellte Ebene, ringsum begrenzt von der steilen Wand des Kraterrandes, und über allem die große Scheibe des Mondes, die sanft vom Himmelsgewölbe herabschien.
    Ich sah und genoß, wenn auch ein wenig bedrückt, den Anblick der desolaten Schönheit um mich herum, stieg dann von der Mauer über den Schutthügel auf die zerfallene Straße hinab und machte mich auf den Heimweg, wobei ich fast vor meinem eigenen Schatten Angst hatte, denn ich schien das einzige lebende Wesen in ganz Kôr zu sein.
    Als ich unser Haus erreichte, sah ich Hans vor der Tür sitzen und auf mich warten.
    »Ich wollte gerade losgehen und nach dir sehen, Baas«, sagte er. »Und ich hätte es eigentlich schon früher tun sollen, aber ich wußte, daß du diese weiße Lady aufsuchst, die ihren Kopf in ein Tuch wickelt, und da war ich sicher, daß du nicht gestört werden wolltest.«
    »Dann hast du falsch gedacht«, antwortete ich, »doch wenn du sie besucht hättest, wäre das vielleicht ein Besuch gewesen, von dem du nicht zurückgekehrt wärst.«
    »O doch, Baas«, kicherte Hans. »Der weißen Lady hätte es nichts ausgemacht, du bist es, der so sonderbar ist, nach Art der Männer, die der Himmel sehr schüchtern gemacht hat.«
    Ohne mich dazu herabzulassen, auf Hans' Sticheleien einzugehen, trat ich ins Haus, um zu Bett zu gehen. Ich fragte mich noch, in was für einem Bett der arme Robertson die Nacht verbringen mochte, und war sehr bald eingeschlafen, was mir glücklicherweise überall und zu jeder Zeit möglich ist. Männer, die schlafen können, sind die, welche die Arbeit dieser Welt tun und Erfolg haben, obwohl ich persönlich zwar stets die Arbeit habe, doch selten den Erfolg.
     
    Ich wurde beim ersten Schimmer des Morgengrauens von Hans geweckt, der mich informierte, daß Billali draußen mit den Sänften auf uns warte, und daß Goroko bereits seine Riten absolviert und Umslopogaas und die beiden anderen Krieger ›besprochen‹ hatte, wie es bei den Zulus vor einem Kampf üblich ist. Er setzte hinzu, daß die beiden Zulus sich geweigert hätten, zurückzubleiben, um ihre verwundeten Gefährten zu versorgen. Sie sagten, lieber würden sie sie töten, als ihretwegen zurückgelassen zu werden. Irgendwie, erklärte er, auf welche Weise könne er nicht sagen, sei dies zu Ohren der Weißen Lady gekommen, die ihr Gesicht vor den Männern verstecke, weil sie so häßlich sei, und sie habe Frauen herübergeschickt, die sich um die beiden Verwundeten kümmern sollten, und ihnen befohlen, gut für sie zu sorgen.
    Schließlich brachen wir auf, ich in meiner Sänfte, hinter der Billalis, mit meiner Expreß-Rifle und einem Repetiergewehr und reichlich Munition für beide Waffen, und Hans, ebenfalls gut bewaffnet, in der dritten Sänfte, die für Umslopogaas gesandt worden war, der es jedoch vorzog, mit Goroko und den beiden anderen Zulus zu Fuß zu gehen. Eine Weile genoß Hans das Gefühl, von anderen getragen zu werden, lehnte in den Kissen und rauchte und grinste und machte sarkastische Bemerkungen über die Träger, die diese glücklicherweise nicht verstehen konnten. Sehr bald jedoch wurde er dieser ungewohnten Freuden müde, aber da er nach wie vor entschlossen war, nicht zu Fuß zu gehen, kletterte er auf das Dach der Sänfte, saß darauf wie auf einem Pferd und sah aus wie ein Affe auf einem Leierkasten.
    Unser Weg führte uns über die weite, fruchtbare Ebene, von der jedoch nur ein geringer Teil bestellt war, obwohl ich erkennen konnte, daß zu irgendwelchen vergangenen Zeiten, als die Einwohnerzahl größer gewesen war, jeder Quadratzoll genutzt worden war. Jetzt gab es hier nur Bäume, viele davon Obstbäume, zwischen denen sich Bäche entlangschlängelten.
    Gegen zehn Uhr erreichten wir den Fuß der umlaufenden Klippen und begannen den Aufstieg, der

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