Sie und Allan
gerechten Lohn für unsere Dummheit erhalten haben. Wir wollten durch den Boden des Grabes hindurch Dinge sehen, die der Groß-Große im Himmel die Menschen nicht sehen lassen will, und jetzt, wo wir sie gesehen haben, sind wir unglücklicher als zuvor, da solche Träume sich tief in das Herz einbrennen, wie ein rotglühendes Eisen sich in die Haut eines Ochsen einbrennt, so daß an den Stellen, an denen sie zerstört worden ist, nie wieder Haare wachsen werden. Dir, Wächter der Nacht, sage ich: ›Bescheide dich mit deinem Wachen und mit all dem, was es dir bringen mag an Ruhm und Reichtum.‹ Und zu mir selbst sage ich: ›Träger der Axt, bescheide dich mit deiner Axt und all dem, was sie dir bringen mag an fairem Kampf und an Ruhm‹; und zu uns beiden sage ich: ›Lassen wir die Toten schlafen, bis wir zu ihnen gehen, was sicher sehr bald sein wird.‹«
»Gute Worte, Umslopogaas, nur hätten sie gesprochen werden sollen, bevor wir uns auf diese Reise machten.«
»Nein, Macumazahn, da diese Reise zu machen uns bestimmt war, um jene zu retten, die jetzt in dem anderen Haus ruht, die Lady Traurige Augen, die, wie man mir sagte, wieder gesundet ist. Und auch Zikali hat es so gewollt, und wer kann sich dem Willen des Öffners von Straßen widersetzen? Also haben wir diese Reise gemacht und viele seltsame Dinge gesehen, und einigen Ruhm geerntet, und erkannt, wie tief der Brunnen unserer Dummheit ist, die wir glaubten, die Geheimnisse des Todes entdecken zu können, und nur jene der Gedanken und des Giftes einer Hexe fanden, gespiegelt wie auf einem dunklen Wasser. Und nachdem wir nun alle diese Dinge entdeckt haben, möchte ich dieses unheimliche Land verlassen. Wann werden wir aufbrechen, Macumazahn?«
»Morgen früh, denke ich, falls Lady Traurige Augen und deine Männer wieder gesund sind, was sie nach den Worten von Sie-die-befiehlt sein sollten.«
»Gut. Dann werde ich jetzt schlafen, da ich müder bin als nach der Schlacht auf dem Berg, in der ich Rezu tötete.«
»Ja«, antwortete ich, »da es schwerer ist, gegen Geister standzuhalten als gegen Menschen, und Träume schrecklicher sind als Taten, wenn sie schlecht sind. Gute Nacht, Umslopogaas.«
Er ging ins Haus, und ich ging zu dem anderen, um nach Inez zu sehen. Ich fand sie tief schlafend, doch in einem völlig anderen Schlaf als dem, in den Ayesha sie versenkt zu haben schien. Jetzt war es ein völlig natürlicher Schlaf, und während ich sie anblickte, wie sie dort auf ihrem Bett lag, dachte ich, wie jung und gesund sie aussah. Die Frauen, die sich um sie kümmerten, erklärten mir, daß sie zu der von Sie-die-befiehlt festgesetzten Stunde erwacht sei und sich sehr wohl und sehr hungrig gefühlt habe, wenn auch etwas verwundert über die Umgebung, in der sie sich befand. Nachdem sie gegessen hatte, habe sie ›ein Lied gesungen‹, was wahrscheinlich ein Psalm gewesen war, sich auf den Boden gekniet und gebetet, und dann sei sie wieder zu Bett gegangen.
Nachdem meine Sorge um Inez beigelegt war, ging ich zu meinem Haus, um ebenfalls zu schlafen. Da ich mich jedoch noch nicht müde fühlte, setzte ich mich eine Weile vor die Tür, genoß die Schönheit der Nacht und beobachtete die zahllosen Glühwürmchen, die die Luft mit Funken brennenden Goldes zu bestäuben schienen, und auch die großen Eulen und andere Nachtvögel, die gerade aus ihren Verstecken zwischen den Ruinen gekommen waren und nun wie weißflügelige Geister hin und her flogen, noch eben sichtbar, und im nächsten Moment im Dunkel verschwunden.
Während ich so saß, zogen mir vielerlei Gedanken über die außergewöhnliche Art meiner Erlebnisse der letzten Tage durch den Kopf. Ob je ein anderer Mensch schon Ähnliches erlebt hatte? fragte ich mich. Was mochten sie bedeuten, und was mochte diese wundersame Frau Ayesha sein? War sie vielleicht eine Personifizierung der Natur selbst, wie es in gewisser Weise alle Frauen sind? War sie überhaupt menschlich, oder war sie ein Geist, der ein untergegangenes Volk, einen Glauben oder eine Zivilisation symbolisierte und jetzt durch die Ruinen geisterte, in denen er einst als König geherrscht hatte? Nein, diese Vorstellung war lächerlich, da solche Wesen nicht existierten, obwohl kein Zweifel daran möglich war, daß sie Kräfte besaß, die über die des normal Menschlichen hinausgingen, so wie die auch mehr Schönheit und Faszination besaß, als sie irgendeiner anderen Frau gegeben worden waren.
Eines war ich mir jedoch sicher:
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