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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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war, denn ich schrie sie an und tobte, weil ich glaubte, daß Worte und Wut sie verletzen könnten, wo guter Stahl es nicht konnte, und während ich das tat, verblaßten sie und verschwanden, immer noch lächelnd und miteinander redend, und Nada roch an der Lilie, die ihr, da sie sehr langstielig war, bis an den Busen reichte. Danach rannte ich fort und sah mich plötzlich diesem wilden König, Rezu, gegenüber, den ich vor wenigen Tagen erschlug. Auf ihn ging ich sofort mit meiner Axt los und fragte mich, ob er bei einem zweiten Mal besser kämpfen würde.«
    »Und, hat er das getan, Umslopogaas?«
    »Nein, doch glaube ich, daß er meine Anwesenheit spürte, denn er fuhr herum und floh, und als ich ihn verfolgen wollte, konnte ich ihn nicht mehr sehen. Also lief ich weiter, und wen traf ich? Baleka, Baleka, die ›Schwester‹ Chakas, die nicht – ich wiederhole es: nicht – meine Mutter war, Macumazahn, und sie sah mich. Ja, und obwohl ich noch klein war, als sie mich zuletzt gesehen hatte, und jetzt groß und stark bin, sah sie mich und erkannte mich, denn sie glitt auf mich zu und lächelte mich an und schien ihre Lippen auf meine Stirn zu drücken, obwohl ich keinen Kuß spüren konnte, und den Kummer aus meinem Herzen zu ziehen. Dann, plötzlich, war auch sie fort, und ich fiel in die Tiefe, da ich, wie ich vermute, in ein tiefes Loch getreten war, oder vielleicht gar in einen Brunnenschacht.
    Und dann erwachte ich im Haus der Weißen Hexe, und sah dich an meiner Seite schlafen, und sah, wie die Hexe auf ihrem Bett saß und mich durch die dünne Decke, mit der sie ihren Kopf verhüllt, anlächelte, denn ich konnte das Lächeln in ihren Augen sehen.
    Jetzt wurde ich wütend auf sie wegen der Dinge, die ich am Ort der Träume gesehen hatte, und mir kam der Gedanke, daß es gut wäre, sie zu töten, um die Welt von ihr und ihrer bösen Zauberei zu befreien, die den Menschen solche Lügen vorgaukeln kann. In meiner Verzweiflung sprang ich auf, schwang meine Axt empor und lief auf sie zu, worauf sie sich erhob und laut zu lachen begann. Dann sagte sie etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe, und deutete mit ihrem Finger auf mich, und – ho! – mir war, als würde ich von Riesen gepackt und fortgeschleudert, bis ich mich schließlich, außer Atem, jedoch unverletzt, vor dem Torbogen fand. – Was hat das alles zu bedeuten, Macumazahn?«
    »Sehr wenig, wie ich glaube, Umslopogaas, außer daß diese Königin eine Macht besitzt, gegen die Zikalis nichts ist, und es zuwege bringt, daß Visionen vor den Augen der Menschen entstehen. Denn wisse, daß solche Dinge, wie du sie gesehen hast, auch ich sah, und daß in meinen Visionen jene, die ich liebte, ebenfalls keinen Gedanken für mich zu haben schienen, sondern nur füreinander Interesse zeigten. Und als ich erwachte und ihr, die Sie-die-befiehlt genannt wird, davon berichtete, lachte sie nur, so wie sie es bei dir getan hat, und sagte, daß es eine gute Lehre für meinen Stolz gewesen sei, da ich mir, in meinem Stolz, eingebildet hätte, daß die Toten ständig an die Lebenden dächten. Doch denke ich, daß diese Lehre allein von ihr ausging, daß sie uns demütigen wollte, und daß es ihr Verstand war, der die Vision formte, die wir sahen.«
    »Das denke ich auch, Macumazahn, aber woher sie all diese Dinge aus deinem Leben und aus dem meinen gewußt hat, kann ich nicht sagen, außer daß vielleicht Zikali sie ihr erzählt hat, wenn er während der Nächte mit ihr sprach, wie Zauberer das können.«
    »Nein, Umslopogaas, ich glaube, daß sie durch ihre magischen Künste unsere Geschichten aus unseren Herzen gezogen und sie uns dann neu präsentiert hat, wobei sie ihnen ihre eigene Färbung gab. Es könnte auch sein, daß sie einiges von Hans herausgezogen hat, oder von Goroko und den anderen Zulus, die bei dir sind, und auf diese Weise die Gebühr bezahlte, die sie uns für unsere Dienste versprochen hatte, doch zahlte sie mit lungenkranken Ochsen und unfruchtbaren Kühen, nicht mit guten Rindern, Umslopogaas.«
    Er nickte und sagte: »Obwohl ich in dem Augenblick den Verstand zu verlieren glaubte und dachte, daß alle Frauen falsch sind und die Männer ihnen dorthin folgen müssen, wohin sie sie führen, werde ich niemals glauben, daß mein Bruder, der Frauenhasser, und Nada in jenem Land dort unten ein Liebespaar sind und mich vergessen haben, den Freund des einen, und den Ehemann der anderen. Außerdem bin ich der Meinung, Macumazahn, daß du und ich einen

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