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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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einmal andeutetest, vielleicht noch immer auf Erden weilt. Die anderen jedoch fand ich«, schloß er und starrte düster vor sich hin.
    Nun kannte ich genügend von Umslopogaas' Vergangenheit, um zu wissen, daß er diesen Mann und diese Frau sehr geliebt hatte, da er von beiden mehr sprach als von irgendwelchen anderen auf Erden. ›Der Blutsbruder‹, dessen Namen er nie erwähnte, womit er jedoch nicht meinte, daß er mit ihm blutsverwandt sei, sondern daß er jemand war, mit dem er durch den Austausch von Blut oder eine ähnliche Zeremonie einen Pakt ewiger Freundschaft schloß, hatte, so weit mir bekannt war, mit ihm auf dem Hexenberg gelebt, wo sie einer Legende nach, obwohl ich es kaum glaublich finde, mit einem Rudel Wölfen gejagt hatten. Dort hatten sie auch, dieser Legende nach, einen großartigen Kampf gegen ein Impi Dingaans, des Königs, ausgetragen, das unter dem Kommando jenes Faku gestanden hatte, den Umslopogaas erwähnte, und in dessen Verlauf der ›Blutsbruder‹, Träger einer berühmten Keule, die ›Wächter der Furten‹ genannt wurde, nach glorreichen Taten seinen Tod fand. Und dort starb auch, wie ich erfahren hatte, Nada die Lilie, deren Schönheit im Zululand noch immer besungen wurde, unter Umständen, die sowohl seltsam wie traurig waren.
    Natürlich war ich, da ich mich meiner eigenen Erfahrungen erinnerte, oder vielmehr dessen, das ich für meine eigenen Erfahrungen hielt, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden hatte, sie als Träume abzutun, sehr begierig, zu erfahren, ob diese beiden, die diesem kriegerischen Zulu so teuer gewesen waren, ihn wiedererkannt hatten.
    »Und was haben sie zu dir gesagt, Umslopogaas?« fragte ich.
    »Macumazahn, sie haben überhaupt nichts zu mir gesagt. Höre! Dort standen diese beiden, und manchmal bewegten sie sich hin und her: mein Blutsbruder, der noch größer war als zuvor, mit dem Wolfsfell um seine Lenden und seiner Keule, Wächter der Furten, die nur er allein schwingen konnte, auf der Schulter, und Nada, die noch schöner war als zuvor, so schön, Macumazahn, daß mir das Herz in den Hals stieg und mir den Atem nahm, als ich sie sah. Ja, Macumazahn, dort standen sie, oder gingen auf und ab wie Liebende und sahen einander in die Augen und sprachen davon, wie sie einander auf der Erde gekannt hatten, denn ich konnte ihre Worte oder ihre Gedanken hören, und wie gut es sei, jetzt für immer zusammen zu sein.«
    »Sie waren schließlich gute Freunde, Umslopogaas«, sagte ich.
    »Ja, Macumazahn, sehr gute Freunde, so gute Freunde, daß sie nicht ein Wort von mir zu sagen hatten, der ich auch beiden ein sehr guter Freund gewesen war. Ja, mein Bruder, dessen Namen nicht auszusprechen ich geschworen habe, der Frauenhasser, der einst behauptete, niemanden außer mir und seinen Wölfen zu lieben, lächelte in das Gesicht von Nada der Lilie, Nada, meiner Jugendgeliebten, und nie ein Wort von mir, und sie lächelte zurück und sagte ihm, was für ein großer Krieger er gewesen sei, doch nie ein Wort von mir, dessen Taten sie zu preisen pflegte, der sie aus den Höhlen der Halakazi gerettet hatte, und vor Dingaan; nie ein Wort von mir, obwohl ich vor ihnen stand und sie anstarrte!«
    »Ich vermute, daß sie dich nicht sehen konnten, Umslopogaas.«
    »So ist es, Macumazahn. Ich bin sicher, daß sie mich nicht sahen, denn sonst wären sie nicht zu ungezwungen gewesen. Doch ich sah sie, und als sie auch keine Notiz von mir nahmen, als ich schrie, denn ich lief auf meinen Bruder zu und rief, er solle sich mit seiner Keule verteidigen. Als er mich noch immer nicht beachtete, riß ich die Axt Inkosikaas empor, ließ sie im Licht aufschimmern und schlug mit meiner ganzen Kraft zu.«
    »Und was geschah, Umslopogaas?«
    »Nur dieses, Macumazahn, daß meine Axt durch meinen Bruder fuhr, vom Kopf bis zu den Lenden, und ihn in zwei Teile spaltete, während er ruhig weitersprach! Ja, und dann bückte er sich und pflückte eine weiße Lilie, die dort wuchs, und reichte sie Nada, die daran roch, lächelte und ihm dankte und sie dann, ihm noch immer dankend, in ihren Gürtel steckte. Ja, das tat sie, denn ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, Macumazahn!«
    Die Stimme des Zulus brach, und ich glaube, daß er weinte, denn in dem matten Licht sah ich, wie er mit der Hand über die Augen fuhr, worauf ich mich abwandte und meine Pfeife anzündete.
    »Macumazahn«, fuhr er nach einer Weile fort, »es scheint, als ob ich für eine Weile vom Wahnsinn gepackt worden

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