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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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entschlossen, ihm ebenfalls eins auszuwischen, »da habe ich nicht die geringsten Zweifel. Du würdest dich unter dem erstbesten Busch verkriechen und dann zurückkommen und sagen, du habest die Amahagger nicht finden können.«
    Hans kicherte, da der Scherz ihm gefiel, und nachdem wir uns so gegenseitig Grobheiten an den Kopf geworfen hatten, brachen wir auf.

9
     
    Der Sumpf
     
     
    Weder Hans noch ich hatten ein Gewehr, da wir wußten, daß dies uns bei unserer Aufgabe nur hinderlich sein würde, die allein im Erkunden bestand. Außerdem ist man immer versucht, zu schießen, wenn eine Waffe zur Hand ist, und das wollten wir auf jeden Fall vermeiden. Obwohl ich für alle Fälle meinen Revolver eingesteckt hatte, war meine einzige andere Waffe eine Zulu-Axt, die einem der beiden Männer gehört hatte, die Inez auf der Veranda von Strathmuir verteidigt hatten, während Hans nichts anderes hatte als sein langes Messer. So bewaffnet – oder unbewaffnet – schlichen wir auf die Stelle zu, von wo wir vor einigen Stunden den Rauch hatten aufsteigen sehen.
    Wir schlichen so etwa eine Viertelmeile weit, ohne etwas zu sehen oder zu hören, und es war ein schweres Vorwärtskommen durch die Schatten der vereinzelten Bäume und ohne Licht, außer dem, das die Sterne uns gaben. Offengestanden war ich schon bereit, die Sache aufzugeben und vorzuschlagen, daß wir es lieber bei Tagesanbruch versuchen sollten, als Hans mich anstieß und flüsterte: »Rechts, zwischen den beiden Dornbäumen.«
    Ich blickte in die Richtung, die er angegeben hatte, und sah in einer Entfernung von etwa zweihundert Metern ein schwaches Glühen, so schwach, daß niemand anderer als Hans es wahrgenommen haben würde. Es hätte nicht mehr als das Phosphoreszieren eines Pilzhaufens sein, oder von einem verwesenden Tierkadaver stammen können.
    »Das Feuer, dessen Rauch wir gesehen haben, ist niedergebrannt«, flüsterte Hans. »Ich glaube, daß sie fort sind, aber wir wollen lieber nachsehen.«
    Also krochen wir sehr vorsichtig weiter, um auch nicht das leiseste Geräusch zu verursachen, so vorsichtig, daß es uns fast eine halbe Stunde kostete, diese kurze Strecke zu überwinden.
    Schließlich, als wir nur noch vierzig Meter von der verglimmenden Glut entfernt waren, verhielten wir hinter einem Gebüsch, da wir uns nicht näher herantrauten. Hans hob den Kopf und zog die Luft in seine breiten Nüstern; dann flüsterte er mir ins Ohr, so leise, daß ich ihn kaum verstehen konnte: »Sind Amahagger da, Baas. Ich kann sie riechen.«
    Das war natürlich durchaus möglich, da die leichte Brise aus der Richtung des Feuers wehte, obwohl ich, der ich eine recht empfindliche Nase habe, nichts riechen konnte; deshalb beschloß ich, eine Weile liegen zu bleiben und zu beobachten, und machte Hans, der unseren Auftrag als erfüllt ansah und sich zurückziehen wollte, meinen Entschluß klar.
    Einige Minuten lang lagen wir so, als plötzlich dies geschah: ein harzhaltiger Ast, dessen unterer Teil durchgebrannt war, fiel in die Glut und flammte hell auf. In seinem Licht sahen wir, daß die Amahagger in Decken gewickelt in einem Kreis um das Feuer lagen und schliefen. Und noch etwas sahen wir, nämlich, daß näher zu uns, nicht mehr als ein Dutzend Meter entfernt, ein kleines Zelt aus Fellen oder Decken stand, in dem sich offensichtlich Inez befand. Das war aus der Tatsache ersichtlich, daß in seiner Öffnung, in eine Decke oder so etwas gewickelt, niemand anderes als Janee lag, denn da ihr Gesicht uns zugewandt war, erkannten wir beide sie im Licht des brennenden Astes. Und noch etwas sahen wir, nämlich, daß zwei der Kannibalen, offensichtlich eine Wache, zwischen uns und dem kleinen Zelt schliefen. Natürlich hätten sie eigentlich wach sein sollen, aber offenbar hatte die Müdigkeit sie übermannt und sie schliefen, auf dem Boden hockend, mit fast bis auf die Knie herabgesunkenen Köpfen.
    Mir kam eine Idee. Wenn es uns gelänge, diese beiden Männer zu töten, ohne die anderen aufzuwecken, mochte es uns möglich sein, Inez sofort zu befreien. Eilig wog ich die Für und Wider eines solchen Versuches gegeneinander ab. Seine Vorteile waren, daß der Zweck unseres Unternehmens ohne weitere Mühen erreicht würde, und daß es sehr zweifelhaft war, ob sich noch einmal eine solche Chance bieten würde. Wenn wir die anderen heranholen und massiert angreifen würden, bestand die Gefahr, daß die Amahagger, oder zumindest einige von ihnen, die Geräusche hören würden,

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