Sie und Allan
Fährte abgewichen bin und Feuer entzündet habe, um sie zu verwirren. Jetzt glauben sie, uns endgültig abgeschüttelt zu haben, werden sorglos und zeigen uns, wo sie sind. Das ist mein Grund, Hans.«
Er starrte mich an, bis ich fürchtete, seine kleinen Augen könnten ihm aus dem Kopf fallen. Doch selbst in seiner Bewunderung gelang es ihm, eine Stichelei unterzubringen, wie es nur ein Hottentotte fertig bringt.
»Wie wunderbar ist die Große Medizin des Öffners von Straßen, daß sie dem Baas so gute Gedanken eingegeben hat«, sagte er. »Zweifellos hat die Große Medizin recht, und es sind diese Menschenfresser, die dort lagern, die doch genausogut an jedem anderen Punkt in einem Umkreis von hundert Meilen sein könnten.«
»Verdammt sei die Große Medizin«, antwortete ich, jedoch unhörbar, und setzte laut hinzu: »Sei so gut, Hans, geh zu Umslopogaas und sage ihm, daß Macumazahn – oder die Große Medizin – sofort losmarschieren will, um das Lager der Amahagger anzugreifen, und ... – hier ist etwas Tabak.«
»Ja, Baas«, antwortete Hans unterwürfig, griff nach dem Tabak und machte sich davon.
Ich ging zu Robertson, um mit ihm zu sprechen.
Das Ergebnis dieses Gesprächs war, daß wir eine Stunde später über die Ebene zogen, auf die Stelle zu, an der ich den Rauch zum abendlichen Himmel hatte emporsteigen sehen.
Irgendwann um Mitternacht erreichten wir das Gebiet, in dem sie sich befand. Wie weit wir davon entfernt waren, konnte ich nicht sagen, da kein Mond am Himmel stand und der Rauch natürlich im Dunkel nicht zu sehen war. Jetzt stellte sich die Frage: Was sollten wir tun? Natürlich lag ein enormer Vorteil in einem nächtlichen Angriff, oder zumindest in einer genauen Festlegung der feindlichen Position, so daß der Angriff in den frühen Morgenstunden erfolgen konnte, bevor sie weiterzogen. Das war besonders der Fall, da wir kaum in der Lage waren, mit diesen Wilden fertig zu werden, wenn sie auf einen Angriff vorbereitet waren und es heller Tag war. Nur wir beiden Weißen, mit Hans, Umslopogaas und seinen Zulus, zählten dabei, da die Mischlinge von Strathmuir völlig demoralisiert waren und man sich bei einem Kampf nicht auf sie verlassen konnte, und, abgekämpft und unterernährt wie wir waren, befand sich keiner von uns in bester Verfassung. Aus diesem Grund schien ein Überraschungsangriff unsere einzige Chance. Doch zuerst mußten wir die finden, die wir zu überraschen gedachten.
Schließlich, nach einer hastigen Besprechung, einigten wir uns darauf, daß Hans und ich vorgehen und versuchen sollten, die Amahagger aufzuspüren. Robertson wollte mit uns gehen, doch ich wies ihn darauf hin, daß es für ihn wichtiger sei, bei seinen Leuten zu bleiben und sie unter Kontrolle zu halten, da sie die Gelegenheit ergreifen und in der Dunkelheit verschwinden mochten, besonders seit sie wußten, daß ein schwerer Kampf bevorstand. Und falls mir etwas zustoßen sollte, war es wichtig, daß ein Weißer da war, um die Führung zu übernehmen. Auch Umslopogaas wollte mitkommen, doch da ich seinen Charakter kannte, lehnte ich seine Hilfe ab. Um ehrlich zu sein: ich war sicher, daß er sich, wenn wir die Menschenfresser fanden, sofort auf sie stürzen und einen heldenhaften, doch sinnlosen Tod finden würde, nachdem er eine Anzahl dieser Wilden niedergeschlagen hätte, deren Sterben oder Flucht absolut unwichtig war für die Erreichung unseres Zieles, nämlich der Rettung Inez'.
Also brachen Hans und ich allein auf, ich ziemlich ungern. Ich vermute, daß in meiner Natur eine urzeitliche Angst vor der Dunkelheit lauert, die unsere Vorväter seit Hunderten oder Tausenden von Generationen verfolgt hat und den meisten von uns noch immer im Blut liegt. Auf jeden Fall, obwohl man mich den Wächter der Nacht nennt, ziehe ich es vor, bei Sonnenlicht zu kämpfen oder Gefahren gegenüberzutreten, gestehe jedoch ein, daß ich beidem nach Möglichkeit ganz aus dem Weg gehe. Ehrlich gesagt, wünschte ich, daß die Amahagger am anderen Ende von Afrika wären, oder im Himmel, und daß ich noch nie von einer Frau namens Inez Robertson gehört hätte und jetzt auf der Stoep meines Hauses in Durban säße und meine Pfeife rauchte. Ich vermute, daß Hans meine Stimmung erkannte, denn er machte mir den Vorschlag, allein zu gehen, wobei er mit seiner gewohnten verschleierten Unhöflichkeit hinzusetzte, daß er ohne mich viel besser dran sein würde, da weiße Männer stets Geräusche machten.
»Ja«, antwortete ich,
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