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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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wollen.«
    Wir marschierten also auf diese weißen Steine zu, die niemand sonst bemerkt hatte, und von denen ich den anderen auch nicht berichtet hatte, und erreichten sie am folgenden Abend – um festzustellen, daß es sich, wie ich vermutet hatte, um zutage tretenden Kalkstein handelte.
    Inzwischen war unsere Situation noch schlechter geworden, da wir so gut wie gar nichts mehr zu essen hatten, was natürlich nicht dazu angetan war, die Lebensgeister der Männer zu beleben. Außerdem erwies sich das Kalksteingebilde als äußerst uninteressant, da es am Rand eines weiten trockenen Tales lag, was darauf schließen ließ, daß weitere Täler der gleichen Art hinter ihm lagen, und nichts sonst. Captain Robertson saß mit ernstem Gesicht und niedergedrückt ein Stück von mir entfernt und murmelte etwas in seinen Bart, wie es ihm zur Gewohnheit geworden war. Umslopogaas stand auf seine Axt gelehnt und blickte nachdenklich den Himmel an, und hin und wieder auch die Männer von Strathmuir, die sich unter seinem Blick zusammenduckten. Die Zulus hockten auf der Erde und nahmen ökonomisch dosierte Prisen vom Rest ihres Schnupftabaks. Goroko, der Medizinmann, konsultierte durch das Werfen von Knöchelchen seinen ›Geist‹ über die bescheidene Frage, ob es uns morgen gelingen würde, Wild zu schießen, so daß wir etwas zu essen hatten, ein Punkt, zu dem der ›Geist‹ sich aber nicht klar äußern wollte. Kurz gesagt, die Stimmung aller war denkbar trübe, und der Himmel sah aus, als ob es Regen geben würde.
    Hans wurde sarkastisch. Er kam herangeschlichen wie ein Hund, der etwas stehlen und seinen Diebstahl mit unechten Gesten der Anhänglichkeit tarnen will, zählte mir, einen nach dem anderen, alle ungünstigen Punkte unserer derzeitigen Lage auf und wies mich darauf hin, daß wir, wenn wir seinem Rat gefolgt wären, sicher auch weder die Menschenfresser gefunden noch Lady Traurige Augen befreit hätten, unsere Lage aber dennoch eine weitaus bessere sein würde, da er sicher sei, daß das Tal, dem wir seiner Ansicht nach hätten folgen sollen, voller Wild war, da er die Spuren von Tieren an seinem Zugang gesehen habe.
    »Warum hast du dann nichts davon gesagt?« fragte ich.
    Er saugte an seiner leeren Maiskolbenpfeife, was seine Art war, mich darauf hinzuweisen, daß ich ihm etwas Tabak geben sollte, so wie ein Hund unter dem Tisch knurrt, wenn er etwas zu essen haben möchte, und sagte mir, daß es ihm nicht gezieme, Ratschläge an einen zu geben, der alles wisse, wie der große Macumazahn, der Wächter der Nacht, sein verehrter Herr. Trotzdem schien das Glück zur Zeit in eine andere Richtung zu blicken. Die Entbehrungen wären erträglich – hier saugte er noch lauter an seiner Pfeife und blickte auf die meine, welche brannte –, alles wäre erträglich, wenn es nur den Schimmer einer Chance gäbe, sich an den Menschenfressern zu rächen und Lady Traurige Augen zu retten, deren Gesicht ihn bis in den Schlaf verfolge. Er sei jedoch überzeugt, daß wir durch das Folgen der Route, die ich festgelegt hatte, ihre Fährte endgültig verloren hätten und sie wahrscheinlich drei Tagesmärsche entfernt in einer anderen Richtung zögen. Trotzdem, der Baas habe gesagt, daß er seine Gründe dafür habe, und das sei ihm, Hans, natürlich genug, doch wenn der Baas sich dazu bereitfinden würde, ihm diese Gründe zu verraten, um seine Neugier zu stillen ...
    Ich muß zugeben, daß ich in diesem Moment versucht war, Hans zu ermorden, so sehr ich ihn mochte, da er jetzt anzunehmen schien, mich auf einer Scheibe Toast zu haben, wie man so sagt, und meine Lage ausnutzte, um sich auf seine schlaue Hottentottenart über mich lustig zu machen.
    Ich bemühte mich weiterhin, den Überlegenen zu spielen, fühlte jedoch, daß dies keinen Eindruck machte. Dann blickte ich umher, als ob ich mit dem Himmel zu Rate ginge, in der frommen Hoffnung, daß der Himmel mein stummes Gebet erhören würde. Und er tat es auch.
    »Dort hast du meinen Grund«, sagte ich in meiner eisigsten Stimme und deutete auf einen dünnen Rauchfaden, der auf der anderen Seite des weiten Tals zum abendlichen Himmel emporstieg.
    »Du siehst, Hans«, fügte ich hinzu, »daß diese Amahagger-Kannibalen ihre Vorsicht außer acht gelassen und dort hinten ein Feuer angezündet haben, was sie seit langem nicht taten. Vielleicht möchtest du den Grund dafür erfahren. Wenn ja, will ich ihn dir nennen. Es liegt darin, daß ich seit einigen Tagen absichtlich von ihrer

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