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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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mochten sie sich vorgestellt haben, daß die Geister der Menschen nach ihrem Tod zum Schilf zurückgingen, wovon hier ja eine solche Menge vorhanden war, daß man gewiß alle Geister des Zulu-Volkes hätte darin unterbringen können. Auf jeden Fall hatten sie alle Angst; selbst der stolze Medizinmann Goroko wühlte in dem kleinen Medizinbeutel, den er mit sich führte, um ein Schutzmittel für sich und seine Gefährten zu finden. Ich vermute sogar, daß selbst der eiserne Umslopogaas sich nicht sehr wohl fühlte, obwohl er mich informierte, daß er hergekommen sei, um zu kämpfen, ob gegen Menschen, Hexen oder Geister.
    Kurz gesagt, von allen Reisen, die ich unternommen habe, mit Ausnahme der Durchquerung der Wüste auf dem Weg zu König Salomons Minen, war dieser Marsch durch den endlosen Sumpf wohl die schwierigste. Ich verfluchte mich aus tiefster Seele dafür, mich auf diese Sache eingelassen zu haben, in einem verzweifelten Versuch, den Druck auf meine Seele abzumildern, oder vielmehr ihr Dürsten, das, wie ich glaube, von Zeit zu Zeit die meisten jener Menschen befällt, die ein Herz haben und denken.
    Denn dies lag auf dem Grund dieser Geschichte: dies war es, was mich zu Zikali, dem Öffner von Straßen, geführt hatte, der, dessen war ich jetzt sicher, mich lediglich als Werkzeug für seine eigenen okkulten Zwecke benutzte. Er wollte ein weit entfernt lebendes Orakel befragen, falls so eine Person überhaupt existierte, um Gewißheit über den Ausgang gewisser hochfliegender eigener Pläne zu erlangen, und hatte sich deshalb meiner verborgenen Sehnsüchte bedient, die ich ihm törichterweise enthüllt hatte, um dieses Ziel zu erreichen, ohne Rücksicht darauf, was mir dabei geschehen würde. Doch nun steckte ich eben in dieser Sache drin und mußte sie bis zu ihrem Ende durchstehen, wie immer dieses Ende auch aussehen mochte. Aber schließlich war sie auch sehr interessant, und wenn irgend etwas daran war an dem, was Zikali gesagt hatte (und wenn dem nicht so sein sollte, konnte ich mir nicht vorstellen, welchen Zweck er damit verfolgen könnte, mich auf eine solche wilde Verfolgungsjagd durch die Wildnis zu schicken), mochte sie noch interessanter werden. Denn da ich gegen Fieber ziemlich immun war, brauchte ich kaum zu befürchten, daß ich in diesem Morast umkommen würde – was natürlich bei neun von zehn Weißen der Fall gewesen wäre. Und jenseits der Sümpfe lag der gewaltige Berg, der von Tag zu Tag größer und klarer erkennbar wurde.
    Und diese Gefahr bestand auch nicht für Hans, der mit einem kindlichen Glauben sein ganzes Vertrauen in die Große Medizin setzte. Dieses, bemerkte er, sei das schlimmste Veld, durch das er jemals gereist sei, doch da die Große Medizin niemals damit einverstanden wäre, daß wir in diesem stinkenden Morast begraben würden, zweifele er nicht daran, daß wir ihn irgendwann heil und gesund hinter uns bringen würden. Ich erwiderte ihm, daß diese wunderbare Große Medizin nicht den Tod eines unserer Gefährten habe verhindern können, der jetzt in diesem Morast sein Grab gefunden habe.
    »Nein, Baas«, sagte er, »denn die Zulus haben nichts mit der Großen Medizin zu tun, die allein dir gegeben wurde, und auch mir, der ich dich begleitete, als wir den Öffner von Straßen aufsuchten. Deshalb werden sie vielleicht alle sterben, mit Ausnahme von Umslopogaas, den du ja auf Befehl des Öffners von Straßen mit dir genommen hast. Aber was macht das schon? Es gibt eine Menge Zulus, aber nur einen Macumazahn, und nur einen Hans. Außerdem sollte der Baas sich erinnern, daß er diese Reise begann, indem er eine Schlange tötete, also ist es nur natürlich, daß der Bruder dieser Schlange einen der Zulus gebissen hat.«
    »Wenn du recht hättest, hätte die Schlange mich beißen müssen.«
    »Ja, Baas, und das hätte sie zweifellos auch getan, wenn du nicht von der Großen Medizin geschützt worden wärst, oder auch mich, wenn mein Großvater nicht ein Schlangenbändiger gewesen wäre, abgesehen davon, daß der Geruch der Großen Medizin auch auf mir liegt. Die Schlangen wissen genau, wen sie beißen müssen, Baas.«
    »Das wissen auch die Moskitos«, antwortete ich und schlug eine Handvoll von ihnen tot. »Die Große Medizin hat offenbar keinen Einfluß auf sie.«
    »Aber ja, Baas, den hat sie! Denn obwohl es den Moskitos gefällt, zu stechen, schaden ihre Stiche uns doch nicht, zumindest nicht sehr, und so sind alle glücklich. Trotzdem wünschte ich, daß wir endlich aus

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