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Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Titel: Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe
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als sich nämlich nach einer Woche Bundeswehr herausstellte, dass die einzige Möglichkeit, am Wochenende nach Hause zu kommen, die Mitfahrt im Auto eines ebenfalls aus Aachen stammen-den Stubenkameraden war. Und so erlebte 132
    ich denn mit 18 meinen ersten Unfall als Beifahrer. Unverletzt, möchte ich zu Ihrer Beruhigung hinzufügen, ebenso wie Unfall zwei und drei, auch beim Bund und als un-voreingenommener Betrachter vom Beifah-rersitz aus. Selber aktiv wurde ich erst während meiner eingangs erwähnten Führer-scheinausbildung, als ein Motorrad plötzlich die Idee hatte, mit mir im Sattel eine Wand hochzufahren. Motorsportbegeisterten könn-te ich mit Anekdoten aus dieser Zeit jetzt viel Kurzweil bereiten, etwa wie ich an der damals gebräuchlichen sog. Onanierschal-tung eines bestimmten Lastwagentyps schei-terte, aber ich möchte meine Kernzielgruppe nicht verprellen, die Sprachliebhaber. Und ich kann nur hoffen, dass ich sie mit der kleinen Schlussanmerkung zurückgewinnen kann, dass schon das Wort Automobil ein Sprachbastard ist, eine Promenadenmi-schung aus Latein und Griechisch, ähnlich wie Paradentose, die rein Griechisch natürlich Parodontose heißen müsste. Automobil, also das sich selbst Bewegende, würde man komplett Griechisch korrekt Autokinetikon nennen oder Ipsomobil auf Latein, und ich bin gar nicht mal sicher, ob ein Michael Schumacher das eigentlich weiß.

SIE Treue
    Treue ist ein eigenartiges Lebenselixier, vergleichbar mit dem Glauben und der Spi-ritualität. Sie ist kein Grundbedürfnis des Menschen wie Hunger, Durst oder Sex und man muss nicht treu sein können, um gut 133
    durchs Leben zu kommen. Treue ist eher eine emotionale Charakterstärke, die automatisch entsteht, wenn die Überzeugungen und Wünsche, die ein Mensch im Laufe
    seines Lebens entwickelt, stark wie ein Baum werden. Wer seinen Ansichten und Vorsätzen treu bleibt, auch bei orkanartigem Gegenwind, wirkt anziehend und vorbildlich für andere, denken Sie an Nelson Mandela, Gandhi oder Trude Herr.
    Sich selbst treu zu bleiben ist ein kniffliges, lebenslanges Unterfangen, doch richtig kompliziert wird es mit der Treue in Liebes-angelegenheiten. Zum ersten Mal frisch verliebt, kann man sich gar nichts anderes vorstellen, als seiner Liebe treu zu sein. Doch je normaler die eigene Sexualität und je konkreter die sich entwickelnden Ansprüche werden, desto kleiner wird die Auswahl der in Frage kommenden Partner. Da nutzt man als junger Mensch gern alle sich bietenden Möglichkeiten, die Tauglichkeit potenzieller Partner zu erproben, um den immer größer werdenden Wunsch nach beständiger Innig-keit zu befriedigen. Im Gespinst von Zu-kunftstraumen und Spaß am Sex wird man untreu, ohne dabei Scheu oder Scham im Sinne von Verrat zu empfinden. Im Gegenteil, eine Liebesnacht kann Klärung bringen
    – nicht umsonst heißt es »Drum prüfe, wer sich ewig bindet.«
    Ob und wie viel Untreue eine Partnerschaft verträgt, stellt sich dummerweise immer erst nach der Tat heraus. In jedem Fall verwandelt der Vertrauensbruch die herrlich bunte Sommerwiese, die das Leben des frisch ver-134
    liebten Paars bis dahin war, ruck, zuck in einen verdorrten Acker, der jedem Hirsel deutlich zeigt, wie kostbar Treue eigentlich ist und warum Eheringe aus Gold sind. Oft lohnt es sich, das Brachland gemeinsam wieder zu bewässern, und es findet zu seiner ursprünglichen Pracht zurück. Allerdings ist alle Mühe vergebens, wenn der Brunnen kein Wasser mehr hat.
    In der Werbung ist Treue auch ein zentrales Thema. Zur Zeit wird die kostbare Treue verstärkt als Wirtschaftsfaktor vermarktet und es werden Milliardenbeträge für Werbung ausgegeben, um uns Verbraucher zu Markenbewusstsein und Produkttreue bzw.
    -untreue zu verführen. Henry Lord sagte zu diesem Thema: ›Die Hälfte der Kosten für Werbung ist rausgeschmissenes Geld. Man weiß nur nicht, welche.« Im Mittelpunkt zahlloser Verkaufs- und Werbeaktionen steht der treue Kunde, und es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht mit irgendwel-chen Treuepunkten und neuen Kundenkarten im Portemonnaie nach Hause kommt, egal ob man im Kino, im Supermarkt oder an der Tankstelle war. Mit diesen Kunden-karten werden die Treue, die Häufigkeit der Einkäufe und das Einkaufsverhalten überprüft und mit Ermäßigungen, unsinnigen Geschenken und vollgemüllten elektroni-schen Briefkästen belohnt.
    In Liebesziehungen nimmt der Gedanke der Überprüfbarkeit von Treue neuerdings kuriose Formen an. Unzählige

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