Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen
streift zu vorgerückter Stunde versehentlich irgendjemand die Hüf-te meiner Frau und sie geht hoch wie ein Kanonenschlag: »Hey, Sie Grabscher, auch wenn das Ihr Hobby ist, nicht mit mir!
Schahatz, kannst du mal kommen, hier
möchte einer ein neues Gesicht!«
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Und dann käme jetzt ich. Und nun muss man abwägen: Wer hat meiner Frau angeb-lich an den Hintern gepackt? Wenn es, sagen wir mal, Graziano Rocchigiani ist, über-schlagen sich die Ereignisse im Gehirn. Man denkt: Ist unsere Beziehung wirklich so toll?
Natürlich hat man oft schon Dinge gesagt wie: Ich liebe dich mehr als mein Leben, aber was sagt man nicht alles so, wenn der Tag lang und der Wein trocken ist? Und ich sage, Rocky, alter Schwede, toll dich zu treffen, ich meine natürlich, dir mal zu be-gegnen, bin ja ein Riesenfan, nie einen Kampf versäumt, darf ich dir meine Frau vorstellen, die hat ein bisschen was getrunken, dann wird sie sehr gesellig, nichts für ungut, wir müssen dann auch los. Komm Schatz, wir gehen nach Hause, schön schlafen, nur du und ich.
O. k., ist es aber beispielsweise Jürgen Fliege, dann würde ich sagen, komm Alter, wir gehen mal gerade vor die Tür, und pass gut auf dich auf! Und was würde ein Abfahrtsläufer in dieser Situation sagen? »Hiermit fordere ich Sie offiziell heraus – nächstes Jahr in Kitzbühel.« Also wirklich.
SIE Ein Abend mit …
Mit der Frage konfrontiert, wen ich denn gerne mal kennenlernen würde, fallen mir sofort die Männer ein, die für mich den größten Sex-Appeal haben. Dass ich zuerst ans Vögeln denke statt an brillante Dichter und Denker, irritiert mich. Meine Reaktion erscheint mir wie ein automatischer Reflex, 29
dem ich evolutionstechnisch ausgeliefert bin. Das behaupten Männer auch von sich, und wir werfen es ihnen sogar vor. Warum sollten aber nicht beide Geschlechter dahingehend genetisch gedopt sein, dass sie beim Kennenlernen zuerst an Sex denken?
Schließlich hat die Evolution das Gelingen des Experiments »Mensch« in beider Hände und Schoß gelegt. Dieser Schachzug, das Überleben der Spezies mit orgiastischem Genuss zu kombinieren, hätte auch mir ein-fallen können.
Wäre die Fortpflanzung mit Fußball oder vierhändigem Häkeln kombiniert worden, gäbe es uns doch schon lange nicht mehr.
Nun ist der Sex-Appeal der meisten Männer nicht gerade ein üppiger Ersatz für bunte Federn und aufregende Bewerbungstänze.
Hollywood hat das schnell erkannt und prä-
sentiert am laufenden Band kassenträchtig Männer, die appealmäßig sechs Sterne haben. Lasse ich aber diese scharfen Manns-bilder wie zum Beispiel – ach, warum sollte ich Namen nennen, jede Frau hat ihre spezielle Wunsch-Equipe einsatzbereit zur Hand
– vor meiner inneren Leinwand aufmarschieren, allein, ohne ihre Filmrolle und -partnerin, befallen mich Zweifel, ob ich tatsächlich einen Feenwunsch verballern würde, um einen dieser Typen kennenzulernen. Ich glaube eher nicht, und das liegt daran, dass Frauen im Gegensatz zu Männern nach diesem gewissen ersten Gedanken noch zu einem zweiten fähig sind. Das muss so sein, denn wir spielen die tragende Rolle.
Neben dem Vögeln gibt es noch einen zwei-30
ten Grund, jemanden kennenlernen zu wollen: die Suche nach Antwort auf dringende, bewegende Fragen. Eine solche stellte sich mir in der Zeit, als ich mir die Nächte mit Quantenphysik, Urknall-Theorie, Unschär-ferelation und Antimaterie um die Ohren schlug. Dabei landete ich öfter selbst in einem schwarzen Loch und brauchte einige Gläser, um wieder daraus aufzutauchen.
Zum Glück lernte ich in dieser Phase Albert Einstein kennen.
»Das willst Du doch jetzt hoffentlich nicht allen Ernstes öffentlich behaupten?«, reagiert sofort scharf meine Systemzentrale.
Also gut, ich gebe zu, es war ein Traum, aber was macht das für einen Unterschied?
Ich habe Einstein im Traum kennengelernt, auf einer Stehparty – zufällig. Im Vorbeige-hen erkannte ich ihn an einem der voll belegten Tische im Kreise mir unbekannter Menschen. Juih, diese Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen, und etwas verwundert über diese komische Party, auf der auch Tote kräftig feierten, ging ich zu ihm: »Hallo, Herr Einstein, darf ich Sie was fragen?« Er schaute so freundlich aus wie auf den Postern, die wir alle kennen, mit seinen langen grauen Haaren, und er lächel-te mich zustimmend an. »Wissen Sie denn jetzt, wie das Universum funktioniert?«, fragte ich ohne Umschweife. Er lachte, beugte sich zu mir und
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