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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mit Ihnen machen. Für meine eigene Sicherheit … und auch für Ihre. Glauben Sie mir, es ist notwendig, Sie vor sich selbst zu schützen. Bedenken Sie, ein wenig Schmerzen, und dann ist es vorbei. Versuchen Sie, das im Kopf zu behalten.«
    Ein Entsetzen, das so scharf war wie ein Windstoß, der Rasierklingen mit sich trieb, schnitt durch die Droge, und Paul riss die Augen auf. Sie war aufgestanden, nun zog sie die Bettdecke weg und entblößte seine verstümmelten Beine und bloßen Füße.
    »Nein«, sagte er. »Nein … Annie … was immer Sie vorhaben, wir können doch darüber reden, nicht …? Bitte …«
    Sie beugte sich hinab. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie in einer Hand die Axt aus dem Schuppen, in der
anderen einen Propanbrenner. Die Klinge der Axt schimmerte. Auf dem Propanbrenner stand das Wort Bernz-O-matiC geschrieben. Sie beugte sich wieder hinab, diesmal brachte sie eine dunkle Flasche und eine Packung Streichhölzer zum Vorschein. Auf der dunklen Flasche befand sich ein Etikett. Auf dem Etikett stand das Wort Betadin .
    Er vergaß diese Dinge niemals, diese Worte, diese Namen.
    »Annie, nein!«, schrie er. »Annie, ich werde hierbleiben! Ich werde nicht einmal mehr das Bett verlassen! Bitte! Mein Gott, bitte tun Sie mir nichts!«
    »Schon gut«, sagte sie, und nun hatte ihr Gesicht wieder diesen schlaffen, abgeschalteten Ausdruck - den Ausdruck ratloser Leere -, und bevor sein Denken völlig von dem Waldbrand der Panik verzehrt wurde, begriff er, wenn dies vorbei war, würde sie nur sehr vage Erinnerungen an das haben, was sie getan hatte, wie sie nur vage Erinnerung daran hatte, dass sie die Kinder und Greise und unheilbar Kranken getötet hatte und Andrew Pomeroy. Immerhin war dies die Frau, die ihm vor wenigen Minuten gesagt hatte, dass sie zehn Jahre lang Krankenschwester gewesen war, wenngleich sie ihre Haube bereits 1966 erhalten hatte.
    Sie hat Pomeroy mit dieser Axt umgebracht. Ich weiß es.
    Er fuhr fort, zu kreischen und zu flehen, aber seine Worte waren zu einem unverständlichen Brabbeln geworden. Er versuchte sich umzudrehen, sich von ihr abzuwenden, und seine Beine schrien auf. Er versuchte sie anzuziehen, damit sie nicht so verwundbar waren, kein so gutes Ziel, und sein Knie heulte.

    »Nur noch eine Minute, Paul«, sagte sie und schraubte die Betadinflasche auf. Sie schüttete eine rotbraune Brühe über seinen linken Knöchel. »Nur noch eine Minute, dann ist es vorbei.« Sie neigte die Klinge der Axt waagerecht, die Sehnen an ihrem kräftigen rechten Handgelenk traten hervor, und er konnte den Amethystring blitzen sehen, den sie immer noch am Ringfinger dieser Hand trug. Sie goss Betadin über die Klinge. Er konnte es riechen, der typische Geruch einer Arztpraxis. Dieser Geruch bedeutete, dass man eine Spritze bekam.
    »Nur ein wenig Schmerzen, Paul. Es wird nicht schlimm sein.« Sie drehte die Axt um und begoss die andere Seite der Klinge. Auf dieser Seite konnte er verstreute Rostblüten erkennen, bevor die Flüssigkeit sie überdeckte.
    »Annie Annie o Annie bitte bitte nein bitte nicht Annie ich schwöre Ihnen ich werde brav sein ich schwöre bei Gott ich werde brav sein bitte geben Sie mir eine Chance brav zu sein O ANNIE BITTE LASSEN SIE MICH BRAV SEIN …«
    »Nur ein wenig Schmerzen. Dann werden wir beide diese unschöne Sache hinter uns haben, Paul.«
    Sie warf die offene Flasche Betadin über die Schulter, ihr Gesicht war leer und ausdruckslos und dennoch so unbestreitbar massiv; sie glitt mit der rechten Hand am Stiel der Axt entlang fast bis zum Stahlkopf. Mit der linken Hand umfasste sie den Griff weiter unten und spreizte wie ein Holzfäller die Beine.
    »ANNIE O BITTE BITTE TUN SIE MIR NICHT WEH!«
    Ihre Augen waren sanft und blickten ins Leere. »Keine Bange«, sagte sie. »Ich bin eine ausgebildete Krankenschwester.«

    Die Axt sauste pfeifend nieder und grub sich knapp oberhalb des Knöchels in Paul Sheldons linkes Bein. Schmerzen rasten in einem einzigen gigantischen Schwall durch seinen Körper. Dunkelrotes Blut spritzte ihr ins Gesicht und zeichnete es wie eine indianische Kriegsbemalung. Es spritzte an die Wand. Er hörte die Schneide am Knochen quietschen, als sie sie herauszog. Er sah ungläubig an sich herunter. Das Laken färbte sich rot. Er sah, wie sich die Zehen bewegten. Dann sah er, wie sie die triefende Axt erneut hob. Das Haar hatte sich aus den Haarklammern gelöst und hing ihr in das leere Gesicht.
    Trotz der Schmerzen in seinem Bein

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