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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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sitzen.«
    »Aber wir haben doch gar nicht gewürfelt.«
    »Versuchen Sie mal, das den Bullen zu erzählen. Mitgefangen, mitgehangen.«
    Zwei Polizisten kamen auf sie zu. Barry legte die Hände auf seine Mütze und riet Doyle, das gleiche zu tun. Doyle jedoch ging lebhaft auf die Beamten zu.
    »Jetzt hören Sie mal«, sagte er, »ich bin Arzt!«
    »Und ich die Maikönigin«, sagte ein Bobby.
    Der erste Schlag traf Doyle an der Schläfe.
    Barrys besorgtes Gesicht war das erste, was Doyle sah, als er die Augen öffnete.
    »Alles senkrecht, Chef?« fragte Barry.
    »Wo sind wir?«
    »Im Knast. Eingesperrt. Ich glaubʹ, in Pentonville.«
    Doyle machte einen Versuch, sich hinzusetzen, aber in seinem Kopf drehte es sich wie in einem bunten Kaleidoskop.
    »Immer sachte, Chef«, sagte Barry. »An Ihrem Kopf is ʹn schönes, dickes Hörn.«
    Doyle hob eine Hand, um die pulsierende Stelle an der Stirn abzutasten und stellte fest, daß dort eine Art Gänseei wuchs. »Was ist passiert?«
    »Sie ham die Fahrt in der grünen Minna verschlafen. Als sie uns ins Loch gesteckt haben, is nix Besonderes passiert. Wir sind jetzt zehn Minuten hier drin.«
    Als Doyle wieder einigermaßen klar sehen konnte, bemerkte er, daß sie sich in einer großen Gemeinschaftszelleʹ befanden, in der sich eine riesige Horde harter Burschen und Taugenichtse tummelte, unter denen er viele von denen wiedererkannte, die in der Sporthalle gewürfelt hatten. Der Raum war schmutzig und stank zum Himmel. Die Miefspur führte zur Gemeinschaftslatrine, die sich vor der Wand befand. Daumengroße Kakerlaken wieselten furchtlos um die Randzonen des Aborts und über die Stiefel der Männer hinweg, die durchaus so wirkten, als seien sie an ihre Gesellschaft gewöhnt.
    »Schon mal im Loch gewesen, Chef?«
    »Noch nie.«
    Barry schenkte ihm einen verständnisvollen Blick. »Is auch nich zu empfehlen.«
    Doyle musterte die Gesichter der sich in der Zelle bewegenden Männer. »Wo ist Bodger?«
    »Bodger Nuggins is nich hier«, sagte Barry.
    »War er in der grünen Minna?«
    »Kann ich nur negativ beantworten.«
    »Haben Sie gesehen, daß er aus der Sporthalle entkommen ist?«
    »Nein.«
    Doyle betastete vorsichtig seinen dröhnenden Schädel. »Wessen werden wir beschuldigt?«
    »Beschuldigt? Wir? Wegen nichts.«
    »Man kann uns doch wohl kaum hier festhalten, wenn man uns nicht eines Verbrechens beschuldigt.«
    »Sie sind
wirklich
zum ersten Mal im Knast, was?« fragte Barry mit einem amüsierten Lächeln.
    »Aber das ist doch alles nur ein schrecklicher Irrtum«, sagte Doyle, wobei seine Stimme kaum überzeugend klang. »Sagen Sie den Leuten, daß wir einen Anwalt sprechen möchten. Schließlich haben auch wir unsere Rechte.«
    »Tja... Ich schätzʹ es gibt bei allem irgendwann ein erstes Mal«, erwiderte Barry und bemühte sich, den Eindruck zu erwecken, als denke er tatsächlich darüber nach.
    Doyle musterte ihn. Die Ironie von Barrys Schlußfolgerungen machte ihm recht schnell die absolute Sinnlosigkeit dessen klar, was er für ein normales Vorgehen hielt. Also durchsuchte er seine Taschen und entnahm ihm seinen ärztlichen Rezeptblock. Der Anblick des Doktortitels ließ ihn zusammenzucken, als hätte er gerade das Überbleibsel einer längst versunkenen Zivilisation entdeckt. »Barry, können Sie mir etwas zu Schreiben besorgen?«
    Barry nickte und tauchte in der Masse der Verhafteten unter. Minuten später kehrte er mit einem Bleistiftstummel zurück. Doyle nahm ihn und kritzelte eine eilige Botschaft nieder.
    »Und jetzt brauchen wir etwas Geld«, sagte er. »Wieviel?«
    »Wieviel können Sie auftreiben?«
    Barry seufzte schwer. »Bleiben Sie mal genau da stehen Chef.« Doyle richtete sich auf und schirmte Barry vom Rest des Raumes ab. Der drehte sich zur Wand, knöpfte eine verborgene Klappe an der Innenseite seiner Weste auf und entnahm ihr einen dicken Stapel Fünfpfundnoten. »Reicht das?«
    »Eine wird, glaube ich, mehr als ausreichen«, sagte Doyle, der versuchte, sein Erstaunen zu verbergen.
    Barry behielt einen Geldschein und ließ den Rest wieder verschwinden. Doyle nahm ihn und riß ihn sorgfältig in zwei Hälften.
    »Herrjeh ... Was soll denn das?« keuchte Barry.
    »Kennen Sie hier einen Beamten, dem man vertrauen kann?«
    »Das is schon mal ʹn Widerspruch in sich, würdʹ ich sagen ...«
    »Sagen wir es so: Kennen Sie einen, auf den man sich verlassen kann, wenn man ihn für einen Job bezahlt?«
    Barry warf einen Blick auf die im Korridor auf und

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