Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
korrespondierte - das einzige nützliche Organ, das ihm zum Atmen noch geblieben war. Seine Brauen waren ein Omelett aus Narbengewebe und dünnem Haar, seine Augen saßen so tief wie Pißlöcher im Schnee. An seinem Kinn lief ein weitgereister Strom von Kautabaksaft herab. Der Haarschnitt des Mannes war dem, dessen Doyle sich momentan erfreute, so verteufelt ähnlich, daß Barry auch sein Barbier sein mußte, wenn nicht gar sein Vertrauter.
    »Ich möcht Ihnen Mr. Bodger Nuggins vorstellen«, sagte Barry, als er die beiden Männer zusammenbrachte. »Ehemals Halbschwergewichtsmeister in Ihrer Majestät Kolonie Neu-Südwales und Ozeanien.«
    Doyle schüttelte beide Hände des Behemoths. Sie waren schlaff und so weich und feucht wie die einer schüchternen Soubrette. Eine Ginwolke wehte ihm entgegen.
    »Arthur Conan
...«,
begann Doyle.
    Barry räusperte sich mit betonter Heftigkeit, dem ein starkes Kopfschütteln folgte, das Bodger Nuggins nicht sah, da er hinter ihm stand.
    »Maxwell Tree«, korrigierte sich Doyle mit dem ersten Namen, der ihm einfiel.
    »Bodger Nuggins, ehemals Halbschwergewichtsmeista von Neu-Südwales und Ozeanien«, sagte der Boxer überflüssigerweise. Er hielt Doyles Hand noch immer mit den seinen fest und bewegte sie in einem Halbkreis. »Nennse mir Bodger.«
    »Vielen Dank, Bodger.«
    Bodgers Augen schielten leicht, das rechte glotzte nach innen, als wolle es eine bessere Aussicht auf sein unglaubliches Nasenplateau erhaschen, das nach Süden abknickte.
    »Dat sagen alle, die mir kennen«, sagte Bodger weitschweifig.
    »Alle nennen mir Bodger. Reimt sich auf Dodger.«
    »Ja, in der Tat«, sagte Doyle und machte einen zaghaften Versuch, seine Hand zu befreien.
    »Cedric«, sagte Bodger geheimnisvoll.
    »Cedric wer?«
    »Dat isʹ mein Taufname. Meine Mutta hat mir Cedric getauft.«
    »Nach ...?« fragte Doyle in dem Versuch, ihm zu helfen, sich an die Anekdote zu erinnern, in der Hoffnung, sich dann aus Bodgers entschlossenem Griff lösen zu können.
    »Nach meine Geburt«, sagte Bodger stirnrunzelnd wie der Hofastrologe eines Mandarins.
    »Erzähl dem Gentleman, was du mir erzählt hast, Bodger«, drängte Barry. Dann sagte er leise zu Doyle: »Er hatse nich alle auffer Fanne.«
    Doyle nickte. Bodgers Gesichtsverzerrung verdoppelte sich noch. Seine Stirn runzelte sich vor Anstrengung wie die mechanische Wellenmaschine in einem stürmischen Melodram.
    »Was du mir über Mr. Lansdown Dilks erzählt hast«, fügte Barry hinzu.
    »Ach, ja! Arschloch!«
Zack!
Bodger versetzte sich einen Schlag auf die Nase. Ihrem Zustand nach zu urteilen, schien dies eine typische Reaktion zu sein, doch ob sie dazu diente, sein Erinnerungsvermögen anzutreiben, oder eine ernste Strafe für die sturen Windungen darstellte, die von seinem Verstand noch übrig waren, war schwer zu sagen. »Lansdown Dilks! Quatsch! Bodger Nugs, wat haste nur im Kopf!« Und er versetzte sich noch einen Schlag.
    »Na, na«, sagte Doyle. »Macht doch nichts. Immer mit der Ruhe, Bodger.« Wenn der Mann wirklich Meister gewesen war, dann mußte er um jeden Preis verhindern, daß er sich k.o. schlug, bevor er ihn verhört hatte.
    »Genau«, sagte Bodger, der sich urplötzlich verzeihen konnte. »Haben Sie Mr. Lansdown Dilks gekannt?« fragte Doyle. »Ahh. Da war so 'ne Geschichte mit dem«, sagte Bodger vertraulich, als lauere gleich um die Ecke ein unvergängliches Drama. »Mal sehen ...«
    Barry, der mit Bodgers Erzähltechnik etwas vertrauter war, schob eine Pfundnote in seinen Handschuh.
    »Genau«, sagte Bodger, als sei das Getriebe nun geschmiert. »Ich komm nämlich aus Queensland. Australien. Brisbane, um genau zu sein. Weit überm Meer.«
    »Ja«, sagte Doyle. »Ich verstehe: Sie sind Australier.«
    Bodger schnippte mit den Fingern, deutete auf Doyle und zwinkerte fröhlich, als habe er soeben entdeckt, daß sie Brüder in der gleichen geheimen Loge seien.
    »So isses!«
    »Wir verstehen uns. Machen Sie weiter, Bodger.«
    »Stimmt. Boxen ... Da bin ich nämlich ganz doll drauf. Wo Blut fließt. Wenn 'n Mann zeigen will, dat er 'n Mann is, soll er's mit seine Hände machen, die so nackich sind wie 'n neugeborener Säugling, hab ich recht? Für Bodger Nuggins geht dat in Ordnung, nich? War Meista von Neu-Südwales und Ozeanien, im Halbschwergewicht.«
    Und indem er seine Qualifikationen auf die Art demonstrierte, wie Boxer es für gewöhnlich tun, versetzte er Doyle einen Schlag in den Bauch, daß dieser aus Atemnot kurz vor einer

Weitere Kostenlose Bücher