Sieben
wirklich das ist, was die Angehörigen der Bruderschaft - die Sieben - wollen, wie würden Schwarze Magier wie sie dann den ›Weg‹ für seine Wiedergeburt vorbereiten?«
»Das kann ich auch nicht sagen ...«
»Indem sie Blut verspritzen? Durch Ritualmorde?«
»Vielleicht«, sagte Doyle, der des Verhörs allmählich überdrüssig wurde. »Ich bin mit diesen Dingen nicht vertraut.«
»Aber dazu müßte er zuerst als Kind wiedergeboren werdenffnicht wahr?«
»Vielleicht suchen sie gerade in Cheswick nach einem netten Ehepaar, um dessen kleines Balg zu adoptieren.«
Sparks ignorierte den Seitenhieb. »Ein Kind mit blondem Haar, wie man es in einer Vision gesehen hat? Das man seinem Vater gegen dessen Willen genommen hat, während seine Mutter eine unwissentliche Mitverschwörerin war?«
»Tut mir leid, Jack, aber das ist alles ein bißchen zuviel für mich. Also, die Blavatsky kann so etwas ungestraft sagen, aber der Leser nimmt natürlich an - zumindest habe ich es angenommen, daß dies alles lediglich metaphorisch gemeint oder zumindest nur archaische Mythologie ist...«
»Haben nicht Sie genau darüber in Ihrem Buch geschrieben? Über den Mißbrauch eines Kindes?«
Doyle spürte, daß er erbleichte. Er hatte das verfluchte Buch schon fast vergessen.
»War es nicht so, Doyle?«
»Teilweise.«
»Und da fragen Sie sich, warum man so aggressiv hinter Ihnen her ist? Welche Bestätigung brauchen Sie denn noch?«
Die Frage hing zwischen ihnen in der Luft.
»Doyle ... Ich möchte Sie etwas fragen«, sagte Sparks. Sein Tonfall wurde gelassener. »Wenn man soviel über die Historie dieses Dings weiß wie Sie ... Was hat dieser Schwellenbewohner Ihrer Meinung nach vor, wenn er erst einmal auf der Erde ist?«
»Bestimmt nichts Gewöhnliches, könnte ich mir vorstellen«, sagte Doyle, der sich weigerte, sich gefühlsmäßig an die Antwort zu binden, von der er wußte, daß sie stimmte. »Weltherrschaft, die absolute Versklavung der menschlichen Rasse, etwas in dieser Art.«
»Wobei ihm diesmal eine Menge mehr an ausgeklügelten Waffen zur Verfügung steht. Unser Talent für Massenblutbäder hat sich um das Hundertfache erhöht.«
»Da kann ich Ihnen nur zustimmen«, sagte Doyle, dem nun wieder einfiel, daß auch Drummond auf der Liste stand einer der größten Munitionsfabrikanten Europas.
Zufrieden mit den Auswirkungen, die er hervorgerufen hatte, ließ sich Sparks in seinen Sitz zurücksinken. »Dann sollten wir dieser Sache auf schnellstem Wege ein Ende bereiten, meinen Sie nicht auch?«
»Hmm. An sich ja.«
Aber zuerst, dachte Doyle, muß ich in Erfahrung bringen, ob du nicht auch zu ihnen gehörst. Ich muß dich fragen, wieso ich glauben soll, daß du der bist, als der du dich ausgibst, und ich kann beides, jedenfalls im Moment, nicht fragen oder glauben, denn wenn du irrsinnig sein solltest, kennst du den Unterschied wahrscheinlich nicht, und wenn ich frage, setze ich vielleicht mein Leben aufs Spiel.
»Was ist ein
Arhanta?«
fragte Doyle.
»Ist Ihnen der Ausdruck noch nie begegnet?«
Doyle schüttelte den Kopf.
»
Arhantas
sind Adepten tibetischer Geheimorden. Verfügen über spirituelle Kräfte höchster Ordnung, eine Klasse von Elitekriegern. Das Außergewöhnlichste an ihnen ist wahrscheinlich der Grad an Opferbereitschaft, den man von ihnen erwartet.«
»Welche Art Opferbereitschaft?«
»Ein
Arhanta
setzt den Körper seines Lebens zur Entwicklung gewisser mysteriöser - Sie würden vielleicht psychischer sagen - Fähigkeiten ein. Auf der Höhe seiner Kraft, nach Jahren harten, undankbaren Studiums, bittet man den
Arhanta,
dem Einsatz und der Ausübung dieser Kräfte gänzlich zu entsagen und weit von den Zentren weltlicher Dinge entfernt ein Leben voller schweigsamer, anonymer, innerer Einkehr zu führen. Man sagt, daß zu jeder Zeit zwölf
Arhantas
eine körperliche Existenz führen - und daß allein die Ausstrahlung ihrer Präsenz und ihr selbstloses Dienen die Menschheit vor der Selbstvernichtung bewahren.«
»Dann dürfen sie diese angeblichen Kräfte nicht dazu verwenden, das Böse zu bekämpfen?«
»Die Lehren besagen, daß es noch nie passiert ist. Es wäre eine Verletzung ihres geweihten Glaubens, mit weitaus schmerzlicheren Konsequenzen.«
Diesen Gedanken mußte Doyle erst einmal verdauen. »Warum sollte der Junge Sie dann als solchen bezeichnen? Wenn man Sie so ansieht, verkörpern Sie nicht gerade den Typ, den Sie beschrieben haben.«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Sparks.
Weitere Kostenlose Bücher