Sieben
mir nicht wie der Typ, der leicht zu entmutigen ist. Hartnäckigkeit bringt einen zum Ziel.«
Doyle biß sich auf die Zunge und wartete, bis Sacker einen weiteren Schluck genommen hatte.
»Haben Sie kürzlich eins Ihrer Manuskripte versandt, das den Titel ich hoffe, er stimmt ›Die dunkle Bruderschaft‹ trägt?«
»Genau.«
»Ich fürchte, ohne merklichen Erfolg.«
»Sie brauchen nicht auch noch Salz in meine Wunden zu reiben.«
»Ich zähle nur die Fakten auf, alter Knabe. Habe es selbst nicht gelesen. Ich habe jedoch gehört, daß sich Ihre Geschichte über eine gewisse Ausdehnung von etwas beschäftigt, das man als ... thaumaturgische Verschwörung charakterisieren könnte.«
»Teilweise.« Woher kann er das wissen? dachte Doyle.
»Um eine Art Magierklüngel.«
»Sie sind nahe dran zumindest an den Schurken meiner Geschichte.«
»Ein Hexensabbat bösartiger Genies, die mit, sagen wir mal, straffälligen Geistern unter einer Decke stecken.«
»Es ist halt eine Abenteuergeschichte«, sagte Doyle, um sich zu verteidigen.
»Mit übernatürlichen Elementen.«
»So ungefähr.«
»Gut gegen Böse, etwas in dieser Art.«
»Der ewige Kampf.«
»Anders ausgedrückt ein Schundroman.«
»Ich habe mein Werk in einem etwas höheren Lichte gesehen«, murrte Doyle.
»Hören Sie nicht auf mich, mein Freund, ich bin kein Kritiker. Haben Sie eigentlich schon mal irgend etwas veröffentlicht?«
»Ein paar Kurzgeschichten«, erwiderte Doyle, wobei er nur bescheiden übertrieb. »Ich bin ständiger Mitarbeiter einer Monatszeitschrift.«
»Welche könnte das wohl sein?«
»Es ist eine Zeitschrift für Kinder; ich bin sicher, Sie kennen sie nicht.«
»Heraus damit, wie heißt sie?«
»
The Boysʹ Own Paper«,
sagte Doyle.
»Stimmt, davon habe ich nie gehört. Ich kann Ihnen aber sagen, was ich dazu denke: Es ist nicht falsch, die Menschen ein bißchen zu unterhalten. Im Grunde ist es doch alles, was sie wollen: Ein bißchen Ablenkung, eine spannende Geschichte, damit sie Sorgen und Leid vergessen können.«
»Und wenn wir schon davon reden«, fügte Doyle verlegen hinzu, »um sie ein bißchen zum Denken anzuregen.«
»Und warum auch nicht? Edle Bestrebungen erbringen höhere Leistungen.«
»Ich weiß feinfühlige Empfindungen durchaus zu schätzen, aber würden Sie mir jetzt bitte erzählen, was mein Buch mit dem zu tun hat, was heute nacht geschehen ist?«
Der Mann hielt inne, dann beugte er sich vertraulich vor. »Das Manuskript ist... herumgekommen.«
»Durch wen?«
»Durch jemanden mit
Beziehungen.«
»Und bei wem war es?«
»In den falschen Händen.«
Doyle hielt inne und beugte sich vor, um Sacker auf halbem Wege zu treffen. »Ich fürchte«, sagte er, »da müssen Sie schon ein bißchen mehr in die Einzelheiten gehen.«
Sackers Blick wurde hypnotisch, seine Stimme leiser.
»Wenn Sie wollen, stellen Sie sich eine Gruppierung von außergewöhnlichen Individuen vor. Umbarmherzige, intelligente ja, sogar geniale Menschen. In hohen Positionen, von der Welt aufgrund ihrer Fertigkeiten und Leistung enorm belohnt. Doch ihnen allen fehlt eindeutig das, was Sie und ich als ... moralische Grundsätze bezeichnen würden. Ein gemeinsames Ziel vereint sie: grenzenloser Machterwerb. Der Hunger nach mehr. Sie sind von dunklen Machenschaften wie besessen. Es ist unmöglich, zu sagen, wer sie sind. Seien Sie jedoch versichert, daß sie wirklich existieren. Kommt Ihnen all dies nicht bekannt vor?«
Doyle hatte es fast die Sprache verschlagen. »Mein Buch!«
»Ja, Doyle. Ihr Buch. Sie haben einen Roman verfaßt, aber aus irgendeinem schwerfaßbaren Grund haben Sie in Ihrem Werk eine unheimliche Einschätzung der moralisch verderbten Intrigen einer bösartigen Sekte von Praktikern der Schwarzen Magie vorgenommen, die ein Ziel haben, das dem Ihrer Figuren gar nicht unähnlich ist. Es besteht darin ...«
»... die Hilfe böser Geister herbeizubeschwören, um die Membran zu zerstören, die die physikalische und ätherische Welt voneinander trennt.«
»Um dann ...«
»... die Herrschaft über die physikalische Welt und jene zu erringen, die sie bewohnen.«
»Richtig. Und falls die Seance heute abend irgendein Anzeichen dafür war, mein Freund, dann haben sie die Zinnen erreicht und stehen mit einem Fuß auf der Türschwelle.«
»Das ist unmöglich.«
»Glauben Sie nicht einmal Ihren eigenen Augen, nicht mal das, was Sie in dem Zimmer gesehen haben?«
Doyle war nicht gewillt, sich seine eigene Antwort
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