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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Ländereien, die General Marcus McCauley Drummond Lord Nicholson abgepreßt hatte. Wenn man von den Torfsümpfen absah, hatten sie nicht viel Wert. Vielleicht besteht ihr Wert darin, daß sie so nahe an Ravenscar liegen, sinnierte Doyle. Als der Dunst sich hob, konnte er in der Ferne schwach Umrisse ausmachen, die aus dem frisch gefallenen Schnee und dem Moor in die Höhe emporragten: niedrige, von Menschenhand geschaffene Gebäude, möglicherweise Lagerhäuser für die Torfballen. »Wenn du nichts dagegen hast, Arthur, gehe ich zuerst«, sagte Eileen. Sie schälte sich aus der Bluse, und ihre Hose rutschte auf ihre Fußknöchel, als sie zum Bad humpelte.
    »Ja, schön«, sagte Doyle, mehr oder weniger, wenn auch nicht unbotmäßig tief in Gedanken versunken, um von ihrem Körper nicht abgelenkt zu sein, als sie verschwand. Augenblicke später hörte er ein leises Plätschern. Dann folgten ein kurzer, lauter Ausruf, ein Kichern und ein entspannter Seufzer.
    Als Doyle seine Beobachtung wieder aufnahm, sah er, daß die Ausdehnungen Ravenscars den südlichen Teil dessen voll ausfüllten, was von diesem Fenster aus sichtbar war. Vor den Mauern erkannte er in dieser Richtung ein hohes, weitläufiges Gebäude, auf das von Westen her ein Bahngleis zulief, sowie Gestalten, die durch das riesige Gebäudetor ein und aus gingen. Auf dem Abstellgleis warteten Waggons. Aus zwei hohen Schornsteinen, die im Herzen des Gebäudes in die Luft ragten, quoll schwarzer Rauch. Unter den Rauchfängen war eine reichverzierte, sentimental anmutende Reklamewand zu sehen: eine Mutter in einer Küche, die einem kleinen Jungen einen Biskuit reichte. Darüber stand in großen Lettern: MUTTERS HAUSGEMACHTE.
    »Arthur?« Doyle vernahm das Schwappen sich träge bewegenden Wassers.
    »Ja, Eileen?«
    »Könntest du bitte einen Moment hereinkommen?«
    »Ja, Eileen.«
    Doyle legte seinen Mantel ab, zog die versteckten Arzneiphiolen und Spritzen aus den Stiefeln und legte sie unter die Kissen einer Couch. Dann trat er ins Bad.
    Eileen lag die Arme vor dem Busen verschränkt, die Augen geschlossen an den gerundeten Rand der Wanne gelehnt, die einem Messingdrachen mit vier Klauenfüßen nachempfunden war. Ihre Haut schimmerte wie Alabaster. Auf ihrer Oberlippe glänzten feine Perlen. Ihr Haar war locker auf ihrem Kopf aufgetürmt, und ein paar feine Strähnen berührten leicht die Wasseroberfläche. Doyle fand sich auf der Stelle in einem Wachtraum wieder: die unerträgliche Faszination von Frauenhaar. Woher wußten Frauen eigentlich in jeder x-beliebigen Situation, was sie mit ihrem Haar anstellen mußten? Wie legten sie es trotz der Schwerkraft so graziös und mühelos um ihren Kopf?
    »Ich komme mir fast wie im Himmel vor«, sagte Eileen verträumt.
    »Wirklich?«
    »Ich nehme an, man hat mir irgendeine Droge verabreicht.«
    »Ja, Liebling.«
    »Es fällt mir schwer, klar zu denken.« Sie gab sich alle Mühe, sich deutlich auszudrücken. »Meine körperliche Reaktion auf all das ist wohl leicht... übertrieben.«
    »Was wir, glaube ich, ebenfalls der Droge zuschreiben können.«
    »Dann geht das Gefühl also bald vorbei.«
    »Ja.«
    »Hmm. Schade. Tut mir leid, aber ich bin dir wohl keine große Hilfe.«
    »Du bist sicher. Und darum geht es doch.«
    Sie legte eine einladende Hand auf den Wannenrand. Er nahm sie und beobachtete, wie das Wasser über ihre ineinander verhakten Finger lief.
    »Mr. Jack Sparks ist nicht zurückgekommen?« fragte sie. »Nein.«
    »Das ist sehr beunruhigend.«
    »Ja.«
    »Wir beide sind in ziemlichen Schwierigkeiten, was?«
    »Ja, Liebling, ich fürchte, so ist es.«
    »Dann möchte ich«, sagte sie leise, »daß du mich, wenn ich mich ein paar Minuten eingeweicht habe, zu Bett bringst. Wäre dir das recht, Arthur?«
    »Ja, Liebling. Es wäre mir sehr recht.«
    Sie lächelte und hielt seine Hand. Er ließ sich auf dem Wannenrand nieder und wartete.
    Vertraulichkeit gebiert außer Geringschätzung nur wenige Gefühle, dachte Doyle, als er auf dem ihn umhüllenden Federbett lag und sich mit wohlüberlegten Schritten dem vollen Gewicht seiner Ermüdung hingab. Leidenschaft zum Beispiel. Ob als Ergebnis der Droge in ihrem Blutkreislauf oder inspiriert durch die Unsicherheit ihrer Lage - die Heftigkeit, mit der sie sich ihm hingegeben, war trotz seiner begrenzten Erfahrungen nach deutlicher ausgefallen als in der vergangenen Nacht. Nun hatte sie sich glatt und weich in seinen Armen zusammengerollt und schlief fest, ihr

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