Sieben
Ausrüstung für den Kreislauf -unbegrenzt am Leben und Funktionieren erhalten, wenn man ihn von seinem Körper trennt.«
»Das hängt alles davon ab, an welcher Stelle man die Trennung vornimmt«, sagte Drummond, dessen Oberklassenstimme so steif und gezügelt war wie seine Haltung. Seine Augen, die etwas zu weit auseinanderstanden, um in der breiten Kiste seines Gesichts symmetrisch zu wirken, schauten fortwährend an seiner Nase entlang.
»Wohingegen ich weiterhin der Ansicht bin, daß der Körper viel zu viele wesentliche, für das Gehirn notwendige Funktionen übernimmt«, sagte der andere Mann, als diskutiere er über die Postzustellung. »Auch wenn man die Frage der Aufrechterhaltung außer acht läßt, bin ich entschieden der Meinung, daß das Trauma aufgrund der Trennung von Kopf und Torso sich überhaupt auf jeden Teil des Hirns als viel zu schädlich auswirkt, um es weiterleben zu lassen.«
»Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, John«, sagte der General. »Ich behaupte sogar, wenn der Schnitt an einer ausreichend niedrigen Stelle erfolgt, ist es dem Kopf sogar möglich, die Kraft der Sprache beizubehalten.«
»Wie Sie sehen, stimmen wir auch hier nicht überein«, sagte Sir John Chandras, der Besitzer von Ravenscar. »Woher soll die Atemluft kommen, Marcus? - Selbst wenn der Hals in all seiner unbehinderten Herrlichkeit erhalten bleibt, fehlt der Blasebalg, der die Luft durch die Stimmbänder leitet. Ich bitte dich, mein Lieber! - Welches fachmännische Urteil können Sie uns anbieten, Doktor? Vom rein medizinischen Standpunkt aus betrachtet?«
»Ich fürchte, ich habe über dieses Thema noch nicht sehr viel nachgedacht«, sagte Doyle.
»Aber Sie müssen doch zugeben, daß es ein Thema von äußerst großem Reiz ist, nicht wahr?« fragte Chandros, der offenbar die Meinung vertrat, es sei unnötig, sich einander näher vorzustellen.
»Es ist in der Tat eine zu Kopfe steigende Angelegenheit«, sagte Doyle.
Chandros lachte, er war wirklich erheitert. »Ja, eine zu Kopfe steigende Angelegenheit. Sehr gut! Findest du nicht auch, Marcus?«
Doyle bemerkte mißbilligend, daß Drummond ein Schnauben von sich gab.
»Marcus hat seit mindestens dreißig Jahren nicht mehr aus vollem Herzen gelacht«, sagte Chandros. »Und allmählich wird es Zeit.«
Drummond schnaubte erneut; offenbar bestätigte er diese Ansicht.
»Für einen bekannten Zyniker und ziemlich berüchtigten Mann von Welt gelingt es meinem Freund, dem General, eine bemerkenswerte Naivität aufrechtzuerhalten.« Bevor Doyle etwas sagen konnte, nahm Chandros seinen Arm und geleitete ihn durch den Korridor. »Allerdings glaube ich - ungeachtet dessen, was die Unwahrscheinlichkeit unserer vorherigen Diskussion betrifft - fest daran, Doktor, daß unsere Rasse vor einer so weitreichenden Umwälzung auf zahlreichen wissenschaftlichen Gebieten steht, daß sie das Leben, wie wir es bisher gekannt haben, völlig umkrempeln wird.«
Drummond schnaubte schon wieder. Sein Gegrunze enthielt allem Anschein nach Färbungen und Nuancen des Ausdrucksffzu deren Interpretation man Monate brauchen würde.
»Drummond wird Sie vor mir warnen, weil ich ein unverbesserlicher Anhänger der Zukunft bin. Schuldig im Sinne der Anklage! Ich glaube nämlich, daß der Mensch, welcher der Hoffnung bedarf, lediglich ins Morgen zu schauen braucht, um sie zu finden. Ja, ich war in Amerika, ich habe dort viele Jahre verbracht: New York, Boston, Chicago. Das sind Städte: stark, zäh und rauh wie der Wind. Hab 'ne Menge Geschäfte dort getätigt. Die Amerikaner verstehen was von Geschäften, ist ihre zweite Natur. Vielleicht haben sie mich auch mit ihrem Optimismus angesteckt, aber ich sage noch immer: Wenn jemand, der die richtige Idee hat, den Menschen mit dem richtigen Geld trifft, können sie die Welt aus den Angeln heben. Ja, zum Teufel, nicht nur verändern, sondern sie umkrempeln. Gott hat dem Menschen die Herrschaft über die Erde geschenkt. Es ist höchste Zeit, daß wir sie packen und mit dem Pflug bearbeiten, mit dem der Herr uns versorgt hat. Hab's in der Politik versucht. War nichts für mich. Ist von zu vielen Scheiß-Kompromissen abhängig, um irgend etwas zustande zu bringen. Die Großen Pyramiden wurden auch nicht von Komitees erbaut. Der Pharao hat es getan. Was ich damit sagen will? Das Geschäft des Lebens ist ein Geschäft. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben.«
Als sie an einem Treppengeländer vorbeikamen, das zur Eingangshalle hinunterblickte,
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