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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Rüstungen, die kriegerische Posen einnahmen. Ein langer, schmaler Tisch aus poliertem Holz beanspruchte einen großen Teil der Raummitte. Am anderen Ende befand sich ein tiefer, breiter Kamin, in dem Doyles altes Schlafzimmer bequem Platz gefunden hätte. Darin brannte ein Holzstapel von der Größe eines Ruderbootes.
    »Ich fürchte, für unsere Gäste ist es zwar noch etwas sehr früh, um schon aufzustehen«, sagte der Bischof und geleitete sie zu einer breiten Steintreppe, »aber ich kann Ihnen versichern, daß sie geradezu darauf brennen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Der Gentleman, der mit uns in der Kutsche gekommen ist ...«, sagte Doyle.
    »Ja?« sagte der Bischof strahlend. »Mr Graves? Mr. Maximilian Graves?«
    »Ja?« Der Bischof lächelte hilfsbereit, als sie die Treppe hinaufgingen.
    »Ihr Partner. Im Vorstand von Rathborne & Sons.«
    »Ja, ja. Rathborne & Sons, ja.«
    »Also das war dieser Gentleman?«
    »Wer, hat er gesagt, sei er?«
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Ah«, sagte der Bischof. »Ja.« Er grinste wieder.
    Doyle vermochte nicht zu sagen, ob der Mann bewußt unverständlich redete oder einfach ein Idiot war.
    »Nein«, beharrte Doyle, »ich versuche nur herauszufinden, ob er tatsächlich Mr. Maximilian Graves war.«
    »Oh, ich würde mir nie erlauben, für Mr. Graves zu sprechen.«
    »Es war also
doch
Mr. Graves.«
    »Hat er Ihnen das erzählt?«
    Eileen und Doyle schauten sich mit großen Augen an. Die schwachsinnige Fröhlichkeit des Bischofs drang sogar bis in Eileens noch umnebelten Geist vor.
    »Er hat gesagt, sein Name sei Alexander Sparks.«
    »Nun, denn«, sagte der Bischof, »er sollte es eigentlich wissen, nicht wahr? Ähem, und schon sind wir da.«
    Als sie näherkamen, öffnete ein im Korridor stehender muskulöser Diener eine Tür für sie, und der Bischof winkte sie übertrieben hinein. Die Möblierung und Ausstattung des Raumes war verschwenderisch und bot einen lebhaften Kontrast zu dem spartanischen Militarismus, den sie im Rest des Hauses gesehen hatten. Dicke Perserteppiche bedeckten den Boden, Gaze-Baldachine überspannten zwei Betten, Sessel und schwere Diwane strömten verschwenderische Schönheit aus. Gobelins bedeckten die Wände, konnten aber die Rundungen nicht verbergen und deuteten an, daß der Raum sich behaglich in einen der vielen Türme Ravenscars schmiegte. Ein einzelnes schmales Fenster schaute nach Nordwesten, wo der Himmel sich im Grau des Morgens zunehmend erhellte.
    »Das Bad ist hier«, sagte der Bischof. Er öffnete die Tür zu einem Nebenraum und enthüllte eine schwarz-weiß geflieste Kammer, in der gerade einige Diener damit beschäftigt waren, Eimer mit dampfendem, heißem Wasser in eine erhöhte Messingwanne zu entleeren.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte der Bischof: »Erfrischen Sie sich, bevor Sie sich zu uns gesellen. Unsere Gäste sind uns lieb und teuer. Und falls Sie noch etwas brauchen sollten ... Was es auch sei...« Er griff nach einer Samtkordel, die von der Decke herabhing. »Auf ein Klingeln hin wird Ihnen sofort geholfen.«
    Doyle und Eileen dankten ihm, und der Bischof verließ nach einem schier unendlichen Strom wohlwollender Geistlosigkeiten den Raum. Die Tür fiel fest ins Schloß. Doyle legte einen Finger auf seine Lippen, trat vorsichtig an sie heran und packte den Knauf. Verschlossen. Er öffnete die Klappe, um durch den Türspion nach draußen zu schauen, und erblickte die steinernen Augen eines dort postierten Dieners. Er schloß die Klappe und trat ans Fenster. Eileen ließ sich auf einen Diwan sinken und versuchte, sich ihrer Stiefel zu entledigen.
    »Ein Bad weiß ich wirklich zu schätzen«, sagte sie. Ihr war noch immer leicht schwindlig.
    Das Fenster schaute geradewegs auf den Burghof hinab. Der Einund Ausgangsverkehr an dem schweren Tor, durch das sie hineingekommen waren, verlief stetig; es waren hauptsächlich Planwagen, doch auch eine ganze Anzahl von zu Fuß gehenden Männern mit Flinten bewaffnete Patrouillen, und auf den Wällen paradierten zahlreiche Wachen.
    »Wenn sie uns wirklich umbringen wollen«, sagte Eileen, die sich, immer noch benebelt, mit den Knöpfen ihres Hemdes abmühte, »scheinen sie wohl auf saubere und ausgeruhte Leichen Wert zu legen.«
    Als das erste Sonnenlicht die flache Ebene im Westen durchflutete, konnte Doyle ein noch größeres Terrain überblicken; das mußten die Moore von North Yorkshire sein, falls seine geographischen Kenntnisse stimmten. Und irgendwo dort lagen die

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