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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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freundlicher Förmlichkeit angenommen.
    Doyle nickte. Als die Kutsche anhielt, hörte er, daß sich hinter ihnen das Tor schloß. Die Geschwindigkeitsveränderung sorgte dafür, daß Eileen wieder zu sich kam. Sie erkannte Doyles Gesicht, fand sich in seinen Armen, stieß einen leisen, überraschten Laut aus und drängte sich näher an ihn. Er hielt sie fest und streichelte ihr Haar. Als Doyle ein Geräusch bei der Tür vernahm, schaute er auf und stellte fest, daß Alexander Sparks verschwunden war.
    Ein livrierter Diener öffnete den Wagenschlag auf ihrer Seite. Dann tauchte in der Türöffnung ein breites, gerötetes, lächelndes Gesicht auf, verziert mit zwei konischen Büscheln wollig weißen Haars, die von beiden Seiten eines glänzenden Schädels abstanden. Dicke Brillengläser vergrößerten die verwaschenen blauen Augen des Mannes auf die Größe von Rotkehlcheneiern. »Sie sind also Dr. Doyle?«
    »Ja?«
    »Ähem, Sie sind in Ravenscar angekommen, und es ist mir eine Ehre, Sie bei uns willkommen zu heißen«, sagte der Mann in einer gefälligen, dünnen schottischen Hochlandmundart. Eileen, die auf den Klang der fremden Stimme reagierte, wollte sich aufrichten. Doyle beugte sich vor und schüttelte die Hand, die der Mann ihm energisch hinhielt.
    »Bischof Pillphrock«, mutmaßte Doyle, als er den Kragen und den Gehrock seines Gegenübers sah. »Ähem, in eigener Person, Doktor. Es geht Ihnen gut?«
    »Miß Eileen Temple«, sagte Doyle und richtete seine Begleiterin in eine sitzende Stellung auf.
    »Nun ja, ich bin höchst erfreut, Sie kennenzulernen, Miß Temple«, sagte der Bischof mit einem breiten Lächeln, das eine Reihe schlechter Zähne entblößte, und umfaßte ihre Rechte mit seinen niedlichen Handschuhen.
    Eileen hatte offensichtlich zwar noch erhebliche Schwierigkeiten, den Mann klar zu erkennen, doch als ihr gesellschaftlicher Instinkt erwachte, machte sie gute Miene zum bösen Spiel.
    »
Enchantée«,
sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln.
    »Wie bezaubernd!« sagte der Bischof. »Ähem, kommen Sie bitte rein, kommen Sie rein.« Er trat von der Tür zurück und machte eine graziöse Geste. »Wir haben ein heißes Bad für Sie eingelassen, damit Sie sich von den Strapazen der Reise erholen können. Und warme Betten, wenn Ihnen der Sinn nach Ausruhen steht. Und ein kräftiges Frühstück, um Ihren Geist neu zu beleben. Hierher.«
    Doyle half Eileen aus der Kutsche. Sie stützte sich schwer auf ihn und war unsicher auf den Beinen. Doyle musterte ihre Umgebung: ein kreisförmiger, gepflasterter Innenhof, von hohen, dicken Mauern umgeben. Das frühe Grau des Morgens überschwemmte alles mit dichter, bleierner Düsterkeit. Das Tor, durch das sie gekommen waren, bestand aus gesprenkeltem schwarzem Holz und war mit Eisen beschlagen. Zwei Reihen formell gekleideter Diener viele hielten Laternen standen am Eingang des vor ihnen liegenden Gebäudes Spalier, das eher einer mittelalterlichen Festung glich: Anbauten, Strebepfeiler, massive Rundtürme und im Dunst verschwindende Banner. Im schmutziggrauen Licht sah Doyle, daß auf den Burgwällen Kanonen standen.
    »Sie sind herzlich willkommen«, sagte der Bischof mit einem glückseligen Lächeln. »Sie sind sogar sehr herzlich willkommen. Gehen wir doch hierher, Doktor und Miß Temple.« Er lief geschäftig vor ihnen her, klein und feist, mit einer plattfüßigen Lässigkeit, die eher zu einem viel jüngeren Mann gepaßt hätte. Doyle stützte Eileen mit einer Hand, die andere schlang er um ihre Taille, und sie folgten ihm.
    Als sie zwischen den Lakaien hergingen, musterte Doyle die Männer zu beiden Seiten. Sie waren ausnahmslos von beeindruckender Größe und kräftig gebaut. Ihre Gesichter wirkten hart, kalt und unbeteiligt. Gesichter, die vielleicht noch vor ein paar Stunden, als man sie durch den Schnee gejagt hatte, hinter Kapuzen verborgen gewesen waren. »Wo sind wir, Arthur?« flüsterte Eileen. »An einem ziemlich üblen Ort«, sagte Doyle. »Was tun wir hier?«
    »Das ist mir ganz und gar nicht klar.«
    »Nun, denn ... Wenn ich schon nicht sagen kann, daß ich hier glücklich bin, so freue ich mich zumindest, daß du bei mir bist.«
    Er zog sie an sich. Ein paar Männer scherten aus dem Verband aus, um ihnen durch die riesige Flügeltür zu folgen, durch die der Bischof sie führte. Das Innere der Burg wurde ihrer großartigen Fassade gerecht. Eine Unzahl heraldischer Banner verzierte Wände und Decken. Der geräumige Mittelgang strotzte von

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