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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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goldene Brücke, »daß man sie leichter erkennen kann.«
    »Welch intelligente Antwort«, fauchte der Angestellte boshaft. »Wenn die Schule wieder anfängt, werde ich dafür sorgen, daß man Sie ins Büro des Aufsichtführenden ruft.«
    »Sie irren sich. Ich bin nämlich gar kein Student.«
    »Sie geben also zu, daß Sie überhaupt keine Legitimation haben, sich hier aufzuhalten?!«
    Der Angestellte hob einen langen, knochigen Finger und grinste triumphierend. Doyle sah an seinem Blinzeln, daß der unangenehme Wicht fast so blind wie taub war. Und wenn er sich nicht sehr irrte, war der giftige alte Bücherwurm selbst ein ehemaliger Aufsichtführender. Doyle hatte zu seiner Zeit mehr als genug unter den ausgelassen sadistischen Händen der Vertreter dieser Zunft gelitten.
    »Ich suche das Büro von Professor Armond Sacker«, sagte er und zückte Sackers Visitenkarte. Sie hatten inzwischen zwanzig Meter durch den Saal zurückgelegt, und er verspürte nicht die geringste Lust, dem alten Miesepeter wieder richtig auf die Beine zu helfen. Er hielt sie dem Mann so hin, daß er sie nicht berühren konnte. »Und ich kann Ihnen versichern, Sir, daß meine Geschäfte mit ihm außergewöhnlich legitimiert sind.«
    »Um was für eine Art von
Geschäften
geht es?«
    »Um Geschäfte, die ich nicht mit Ihnen diskutieren möchte, Sir«, sagte Doyle. »Sie dulden keinen Aufschub. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, daß es meine Stimmung in der Tat vergrätzen könnte, wenn Sie mir nicht auf der Stelle helfen.« Er richtete seinen Spazierstock auf den Mann und lächelte entschlossen.
    »Das Semester ist zu Ende«, sagte der Angestellte. »Er ist nicht hier.« Es war Angst oder Erschöpfung, die ihn geneigt machte, kooperativ zu werden.
    »Das ist doch immerhin etwas. Also gibt es tatsächlich einen Professor Armond Sacker.«
    »Sie wollen ihn doch besuchen!«
    »Und nun, wo sich herausgestellt hat, daß der Professor unter uns weilt, könnten wir unsere Aufmerksamkeit vielleicht auf die Frage richten, wo er sich momentan aufhalten könnte ...«
    »Ich weiß genau, daß ich es
nicht
weiß ...«
    »Beachten Sie bitte die exakte Wahl meines Ausdrucks, Sir:
sein könnte
nicht
ist.
Ich befleißige mich des Spekulativen, wie in Spekulation, Sir. Wo
könnte er sein?«
    Der Wagen kollidierte ruckartig mit der Wand am Ende des Ganges. Der Angestellte rutschte mit gespreizten Beinen zu Boden, den Rücken an den Wagen gelehnt, seine bedrückte Miene war so rosa wie ein sauber geschrubbtes Schwein. Er deutete nach oben und dann nach rechts, zu einer nahen Tür. »Aha«, sagte Doyle. »Das Büro des Professors?«
    Der Angestellte nickte.
    »Sie waren mir eine vorzügliche Hilfe. Sollte ich zufällig mit Ihren Vorgesetzten sprechen, werde ich Ihren angebrachten und großzügigen Beistand nicht zu erwähnen vergessen.«
    »Es war mir eine Ehre, Sir, wirklich.« Das süßliche Lächeln des Angestellten enthüllte ein jämmerlich angepaßtes Gebiß.
    Doyle tippte an seinen Hut, öffnete Sackers Tür und zog sie hinter sich zu. Der Raum war hoch, viereckig und von Regalen aus dunklem Holz umgeben, zu denen auch eine an der Wand stehende Leiter gehörte. Auf dem in der Mitte befindlichen Schreibtisch stapelten sich aufs Geratewohl aufgeschlagene Bücher, Landkarten, Kompasse, Zirkel und andere kartographische Hilfsmittel.
    Der schwelende Bodensatz eines Pfeifenkopfes entließ aus einem Aschenbecher schwachen Dunst in die Luft. Die sorgfältig gearbeitete Meerschaumpfeife war noch warm, als er sie berührte. Der Mensch, der in diesem Büro gewesen war, hatte höchstens vor fünf Minuten das Weite gesucht. War sein Abgang durch Doyles Stimme draußen im Saal provoziert worden? Dieser Sacker war zwar ein eigenartiger Bursche, aber warum sollte er ihm, nach allem, was sie miteinander durchgemacht hatten, aus dem Weg gehen? Und wenn doch, aus welchem einsehbaren Grund?
    Doyle nahm den Tisch in Augenschein. Er sah zwei Standardlehrbücher über das alte Griechenland, einen Band Euripides, eine Monographie über die Sappho und eine zerlesene
Made.
Landkarten der türkischen Küste, mit Punkten, Strichen und Berechnungen. Doyle wagte die Vermutung, daß der Gegenstand der Suche die legendäre Stadt Troja gewesen war.
    An einem Gestell an der gegenüberliegenden Tür hingen ein Überzieher und ein Hut. An der Wand lehnte ein Spazierstock. Ein bißchen klein für den schlaksigen Sacker, dachte Doyle. Er öffnete die andere Tür, die in ein kleines Vorzimmer

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