Sieben in einem Auto
er eine Möglichkeit, die Koffer so zu legen, daß er den Kofferraumdeckel gerade noch öffnen und schließen konnte und noch ein bißchen Stauraum für andere Gepäckstücke übrigblieb. Die beiden Rucksäcke und zwei Campingbeutel schob er hinter die Koffer, und die Plastiktaschen ließen sich links und rechts daneben hineinquetschen. Den dritten Campingbeutel zwängte er hinter den Reservereifen.
Da polterten drei seiner fünf Kinder die Treppe herunter, jedes mit einem Arm voller Sachen.
„He, was bringt ihr denn?“ rief Herr Heger. „Das Auto ist voll, da paßt nichts mehr rein!“
„Mein Teddy muß mit“, sagte Jan, „der ist ganz dünn, der paßt noch rein. Und der Roller auch!“
„Aber Jan“, wehrte Herr Heger ab, „du kannst doch den Roller nicht mitnehmen! Im Gebirge ist es viel zu steil zum Rollerfahren! Da sind keine Straßen, nur Felsen mit Schnee und Wiesen mit Blumen.“
„Da sind doch Straßen“, rief Jan, „weiß ich genau, kann man mitten Auto drauf fahren.“
„Ja, ja“, gab Herr Heger zu, „Straßen zum Autofahren sind da natürlich schon, unten, wo es nicht so steil ist, aber da werden wir nicht wohnen, da ist es zu laut und zum Rollerfahren sowieso zu gefährlich. Wir wohnen vielleicht oben auf einer Alm, ganz allein, du, und da kann man nicht rollern, das mußt du mir glauben.“
„Nehm ich eben mein’n Go-cart mit“, sagte Jan, „der fährt auch auf Gras!“
Herr Heger schüttelte den Kopf.
„Das geht auch nicht!“
„Warum nicht?“
„Du stellst Fragen! Das ist doch ganz klar. Weil... weil... weil er rot ist, und die Kühe auf den Weiden, die Bullen, weißt du, die mit den gefährlichen Hörnern, ganz wild werden, wenn sie was Rotes sehen! Die rennen hinter dir her, spießen dich und deinen Go-cart auf und werfen dich den Berg hinunter. Und du kannst dir denken, daß das sehr weh tut.“
„Kühe sind dumm“, sagte Jan. „Mal ich eben mein’n Go-cart an!“ Er warf den Teddy auf die Koffer und ging ins Haus zurück.
Herr Heger blickte zu den größeren Kindern hinüber. „Und was bringt ihr noch Schönes?“
„Ich hab hier nur meinen Fußball“, sagte Sascha, „mein Spiele-Magazin, meine Blockflöte, die beiden Liederbücher und ein paar Bücher zum Schmökern.“
„Ein paar Bücher nennst du das?“ rief Herr Heger. „Das ist ja eine ganze Bibliothek!“
„Die brauche ich alle“, sagte Sascha, „du weißt, wie schnell ich lese! Jeden Tag mindestens ein Buch!“
„Aber, Junge, wir fahren doch nicht zum Stubenhocken und Lesen nach Tirol! Wir wollen doch wandern und was erleben!“
„Weiß ich“, erwiderte Sascha, „aber was machen wir, wenn es regnet?“
„Na, so oft wird es doch wohl nicht regnen, daß du den ganzen Bücherberg da lesen kannst! Also, such dir meinetwegen fünf Bücher aus und leg sie hinten auf die Ablage, aber die andern bleiben hier. Wir können doch unser Auto nicht völlig überladen! Sonst müßt ihr noch aussteigen und schieben, wenn wir ins Gebirge kommen.“
„Fünf aussuchen ist gut!“ brummte Sascha. „Kannst du mir vielleicht verraten, welche?“ Er legte die Bücher auf die Treppenstufen und traf seine Auswahl.
Inzwischen hatte Christine unbemerkt ihre große Giraffe unter den Fahrersitz geschoben, eine mit Spielkarten, Büchern, Zeichenmaterial und verschiedenen Wollknäueln prall gefüllte Plastiktasche unter den Beifahrersitz gezwängt und hielt nun ihrem Vater mit Unschuldsmiene zwei Federballschläger und zwei Federbälle hin.
„Sieh dir die Christine an!“ sagte Herr Heger, indem er Sascha auf die Schulter tippte. „Die hat Verstand und ist bescheiden. Federballschläger, jawohl, damit könnt ihr alle spielen!“ Er schob die Schläger mit sanfter Gewalt zwischen Campingbeutel und Reservereifen und gab seiner Tochter einen Kuß.
Sascha machte den Mund auf, um die Sache richtigzustellen, aber er kam nicht mehr dazu, denn in diesem Augenblick erschien Frau Heger mit einem Armvoll Schuhe in der Tür. „Die sollten wohl zu Hause bleiben, was?“ rief sie. „Hier, Wolf, ein Paar für jedes Kind kommt unter die Sitze, die andern steckst du in den Kofferraum.“
„Auweia!“ stöhnte Herr Heger. „Wenn das man geht!“
„Es muß gehen!“ bestimmte seine Frau. „Und du mußt noch Platz übrigbehalten, es kommt noch so eine Ladung nach.“
„Unmöglich!“ rief Herr Heger. „Das schaffe ich nie!“ Aber er schaffte es. In jede Lücke quetschte er einen Schuh, ohne sich darum zu kümmern,
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