Sieben Jahre Sehnsucht
wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag, Mr. Caulfield. Ich werde mich vor dem Abendessen zu einem Nickerchen in mein bequemes Bett zurückziehen.«
Sie kehrte in ihre Kabine zurück, wo Beth eifrig damit beschäftigt war, Jessicas Kleider auszubessern.
»Gott stehe Mr. Caulfield bei«, sagte die Zofe, in ihrem Tun innehaltend. »Ihre Augen funkeln ja vor Übermut.«
»Tatsächlich?«
»Das wissen Sie doch selbst.« Beth lächelte. »Ich habe Sie seit Langem nicht so glücklich gesehen. Allmählich beginne ich den Mann zu bemitleiden.«
»Du sagtest, er sei vor Herzeleid gefeit.«
»Auch ich irre mich manchmal, Mylady. Selten, doch hin und wieder passiert es.«
Jessica lachte vergnügt, da sie Beths Meinung sehr schätzte. Das Einzige, was ihre Freude trübte, war die Angst, dass solch ein Glück nicht von Dauer sein konnte und sie nicht imstande wäre, einen Mann wie Alistair Caulfield über längere Zeit hinweg an sich zu binden. Nicht, weil sie seiner nicht wert war, sondern weil es Frauen gab, die seiner mehr wert waren. Frauen, die ihm Dinge geben konnten, die sie ihm nicht geben konnte – Erfahrung, Abenteuerlust, Kinder …
Sie legte ihr Tuch ab, und ihr Lächeln schwand. Sie waren beide noch jung. So vieles Alistair in seinem Leben bisher auch erreicht haben mochte, in einigen Jahren würde er vermutlich doch den Wunsch verspüren, eine Familie zu gründen. Im Moment wusste er vielleicht nicht, dass ihn solch ein instinktives Verlangen irgendwann überfallen würde, aber sie wusste es. Es war ihre Aufgabe, die Beziehung richtig und verantwortlich zu handhaben.
An der Tür ertönte Alistairs typisches kurzes Pochen. Sofort legte Beth das Gewand, an dem sie gearbeitet hatte, über eine Truhe. Mit breitem Lächeln öffnete sie die Tür. »Guten Tag, Mr. Caulfield.«
Jessica blieb mit dem Rücken zur Tür stehen und schloss die Augen vor Vorfreude, während er Beth’ Begrüßung höflich erwiderte.
»Brauchen Sie mich noch, Mylady?«, fragte Beth.
»Nein danke. Mach dir einen schönen Nachmittag.«
Die Tür hatte sich kaum geschlossen, als Jess hörte, wie hinter ihr etwas mit lautem Knall zu Boden fiel. Gleich darauf wurde sie von einem großen, erregten Mann an die Wand gedrückt. Erfreut über den leidenschaftlichen Überfall warf sie die Arme um seine schlanke Mitte und erwiderte seinen Kuss mit derselben Glut.
»Hexe«, raunte er, mit den Lippen über ihr Kinn streichend. »Du willst mich in den Wahnsinn treiben.«
»Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du sprichst.«
Er knabberte an ihrem Ohr, und sie krümmte sich kichernd. Als ihr Blick auf die Mappe fiel, die er auf den Boden hatte fallen lassen, verstummte sie.
»Wenn du nicht mehr indisponiert bist«, knurrte er, vor körperlichem Verlangen zitternd, »werde ich dafür sorgen, dass du es büßen wirst, einen Mann zu verspotten, der es eine ganze Woche ohne dich aushalten musste.«
»Ich bin nicht mehr indisponiert«, antwortete sie abwesend, während sie gebannt auf die Zeichnungen schaute, die an den Seiten seiner sorglos hingeworfenen Mappe herauslugten. »Schon seit zwei Tagen nicht mehr.«
Alistair spannte sich an. »Wie bitte?«
»Was ist das?« Sie löste sich aus seinen Armen und ging neben der Mappe in die Knie.
»Seit zwei Tagen«, wiederholte er.
Jess schlug den schwarzen Ledereinband auf und schnappte nach Luft. »Mein Gott, Alistair … Die sind unglaublich!«
»Unglaublich finde ich dein mangelndes Verlangen nach mir.«
»Sei nicht töricht. Eine Frau müsste tot sein, um kein Verlangen nach dir zu haben.« Sie nahm das oberste Bild zur Hand, das in feinen, präzisen Bleistiftstrichen gezeichnet war. Es stellte sie dar, wie sie vorhin auf dem Deck gesessen hatte, und es erklärte, weshalb er sie ständig gemustert hatte. »So siehst du mich?«
»So bist du. Zum Teufel, Jess! Ich habe mich die ganze Woche nach dir verzehrt. Das hättest du wissen müssen. Dir konnte unmöglich meine steife Rute entgangen sein, die ich sogar hatte, wenn ich dich nur aus der Ferne sah.«
Mit den Fingerspitzen strich sie über die Zeichnung. Er hatte sie wunderschön dargestellt, mit weichen Zügen und einem warmen Ausdruck in den Augen. Sie konnte kaum glauben, dass sie diese bezaubernde Frau sein sollte. »Stimmt«, sagte sie, »wie könnte man etwas derart Hartes ignorieren, wenn es einem ständig gegen das Hinterteil stößt, wie es dein Schwanz zu tun beliebt, wenn du neben mir liegst.«
»Treib keine Späße mit
Weitere Kostenlose Bücher