Sieben Jahre und eine Nacht
gegeben hatte.
Als die Schritte näher kamen, wurde ihr die Entscheidung abgenommen. Vor ihrer Schwiegermutter würde sie nicht auf dem Boden knien. Renee erhob sich und sagte: „Guten Abend, Carol.“
Entsetzt sah ihre Schwiegermutter sie an. Trotz ihrer Botoxbehandlung und dem damit einhergehenden fehlenden Ausdruck stand ihr die Missbilligung deutlich ins Gesicht geschrieben. Mit einem Blick auf Renees blütenweiße Chefkochuniform stieß sie hervor: „Arbeitest du hier als Küchenhilfe?“
Renee verbiss sich eine Bemerkung. Auf das Niveau ihrer Schwiegermutter würde sie sich nicht herabbegeben. „Ja. Ich bin die Hilfe, über die du unbedingt etwas herausfinden willst, die Caterin, die diese Party organisiert hat. Danke übrigens für deine Komplimente.“ Sie zog eine ihrer neuen Visitenkarten aus der Tasche, um sie Carol zu geben.
Doch ihre Schwiegermutter hob stolz das Kinn, drehte sich auf dem Absatz um und ging, ohne die Karte eines Blickes zu würdigen.
„Wieso überrascht mich ihr Verhalten nicht?“, sagte Renee mehr zu sich als zu Gretchen.
„Sie ist schon ziemlich schwierig, aber auch einflussreich. Man sollte sich besser nicht unbeliebt bei ihr machen.“
„Seit mich Flynn vor achteinhalb Jahren ihr vorgestellt hat, stehe ich auf ihrer Abschussliste.“
Verständnisvoll lächelte Gretchen. „Ich glaube, ich stehe nur deshalb nicht drauf, weil ich ungefähr zehnmal so reich bin wie sie.“ Sie lachte und sah sich um. „Soll ich Ihnen etwas anvertrauen, was ich auf meinem Weg von der misshandelten Ehefrau zu dem, was ich heute bin, gelernt habe? Menschen schaffen es nur dann, dass wir uns unterlegen fühlen, wenn wir es zulassen.“
„Das stammt von Eleanor Roosevelt, oder?“
„Ja, genau. Ich habe mir immer gesagt: Kopf hoch. Leute wie Carol Maddox suchen regelrecht nach Schwachstellen, um sie schonungslos auszunützen.“
Mit dieser Einschätzung sprach ihr Gretchen aus der Seele. „Danke für Ihre Worte, Gretchen, ich werde es mir merken.“
Dieses Mal würde sie sich von Carol die Stimmung nicht verderben lassen! Renee freute sich über ihren Erfolg und auf die Zukunft mit Flynn.
„Heute Abend haben Sie meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Die Zusammenarbeit mit Ihnen hat Spaß gemacht, Renee, und Sie haben diese Veranstaltung buchstäblich in letzter Minute gerettet. Den Gästen hat es gefallen, und für das Frauenhaus ist richtig viel Geld zusammengekommen.“ Gretchen strich sich das Kleid glatt. „Lassen Sie alle Visitenkarten da, die Sie dabeihaben. Ich sorge dafür, dass sie in die richtigen Hände kommen.“ Freundlich nickte sie und ging zurück zu ihren Gästen.
Renee lächelte. Abgesehen von ihrer Schwiegermutter ließ sich ihr neues Leben an Flynns Seite richtig gut an. Aber selbst Carol Maddox würde es nicht schaffen, einen Keil zwischen sie zu treiben.
Renne verstaute, was von der Party übrig geblieben war, im Kühlschrank. Zeit, ins Bett zu gehen. Aber obwohl es schon nach ein Uhr nachts war, fühlte sie sich noch zu munter, um zu schlafen.
Allerdings war sie etwas enttäuscht, dass Flynn offenbar nicht mehr wach war. Beim Einfahren in das Grundstück hatte sie jedenfalls kein Licht mehr in seinem Zimmer gesehen. Wie gern hätte sie ihre Freude über den gelungenen Abend mit ihm geteilt! Und vor allem wollte sie sich bei ihm bedanken, dass er sie mit Gretchen in Kontakt gebracht und bei der Personalagentur angerufen hatte.
Sie ging zur Waschmaschine, zog sich aus und stopfte ihre Uniform hinein. Mit Schulterkreisen versuchte sie, die verspannte Muskulatur zu lockern. Dann ging sie wieder in die Küche – und blieb überrascht stehen.
Gegen die Arbeitsplatte gelehnt wartete Flynn, der nur seine Boxershorts trug. Er sah so gut aus, dass Renee einen Augenblick der Atem stockte. „Habe ich dich geweckt?“
Wohlgefällig betrachtete er ihren nackten Körper. „Und selbst wenn, wäre allein dieser Anblick es wert. Nein, ich habe auf dich gewartet, um zu hören, wie der Abend gelaufen ist.“
Sie lachte. „Gut! Sehr gut sogar. Übrigens sind noch Reste im Kühlschrank. Wenn du möchtest …“
„Nein, danke, vielleicht später. Jetzt habe ich etwas anderes vor.“
„So? Was denn?“, fragte sie scheinheilig.
„Komm mit nach oben, und du wirst sehen“, sagte er und hielt ihr die Hand hin.
Sie ergriff sie, und er zog Renee an sich und küsste sie. Dann trat er einen Schritt zurück, sah sie voller Sehnsucht an und schüttelte dann den Kopf.
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