Sieben Jahre und eine Nacht
nachdem sie Champagner getrunken hatten, anvertraut hatte. Sie hatte Hoffnung geschöpft.
Schon seit Langem sehnte sie sich nach einem Baby, und als sie vor einem Monat zweiunddreißig geworden war, hatte sie einen Entschluss gefasst: Sie wollte nicht mehr warten, dass ihr vielleicht irgendwann einmal ein passender Mann begegnete, sondern selbst aktiv werden.
Wie die Heldinnen in den Romanen, die sie gelesen hatte, würde sie die Hilfe einer seriösen Samenbank in Anspruch nehmen.
In den letzten Wochen hatte sie sich ausführlich mit den Kurzbeschreibungen geeigneter Spender befasst. Ohne allerdings damit zu rechnen, dass sie einen der Männer kannte – und sogar einmal geliebt hatte.
Natürlich würden sich früher oder später für sie und ihr Kind Fragen ergeben … Auch Renee war ohne Vater aufgewachsen.
„Renee, alles in Ordnung?“
„J…ja.“ Sie schluckte und betrachtete nachdenklich ihr Gegenüber. „Sie sagen also, dass mir die Hälfte von allem zusteht, was Flynn gehört?“
„Genau.“
Aufgeregt bemühte sich Renee, ruhig zu atmen. Zugegeben, die Idee, ein Baby von Flynn zu bekommen, ohne dass er zustimmen musste, mutete unwirklich an und war sicher alles andere als fair. Aber Renee wünschte sich fast schon verzweifelt ein Kind. Außerdem würde sie Flynn nie um Unterhalt bitten.
Vielleicht hatte er ja die jugendliche Dummheit, die er zusammen mit anderen Studenten begangen hatte, längst vergessen.
„Während seiner Collegezeit hat Flynn Sperma auf einer Samenbank hinterlegt, damit es dort ‚für die Zukunft‘ aufbewahrt wird. Wenn die Spende noch da ist, kann ich sie dann haben? Oder wenigstens die Hälfte davon?“
Dankeswerterweise zuckte ihr Anwalt nicht einmal mit der Wimper. „Ich sehe keinen Grund, warum wir es nicht zumindest versuchen sollten.“
„Das ist es, was ich möchte: ein Baby von Flynn. Und sobald es da ist, will ich geschieden werden.“
1. KAPITEL
1. Februar
Flynn trommelte mit dem Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Dann klemmte er das Telefon zwischen Schulter und Kinn und erhob sich aus seinem Bürosessel, um die Tür zu schließen.
Schließlich brauchte niemand im fünften Stock von Maddox Communications zu hören, was die Dame am anderen Ende der Leitung sagte – und Flynns Antwort darauf ebenfalls nicht.
„Wie bitte? Könnten Sie das bitte wiederholen?“
„Gerne. Hier ist die New Horizons Fertility Clinic, Luisa am Apparat. Ihre Frau hat gebeten, mit Ihrem Sperma eine künstliche Befruchtung vornehmen zu lassen“, sagte eine freundliche Stimme mit deutlicher Betonung, als wäre Flynn etwas schwer von Begriff. Im Augenblick allerdings fühlte er sich auch so …
Seine Frau? Er war nicht verheiratet. Nicht mehr. Ein allzu bekanntes Gefühl der Leere ergriff ihn.
„Meinen Sie Renee?“
„Ja genau, Mr Maddox.“
Verwirrt bemühte er sich, seine Gedanken zu ordnen. Erstens, warum sollte sich Renee als seine Frau ausgeben, obwohl sie schon vor sieben Jahren ausgezogen war? Als das vorgeschriebene Trennungsjahr vorbei gewesen war, hatte sie ohne Zögern sofort die Scheidung eingereicht. Und zweitens war diese Samenspende nicht viel mehr als eine Jugendsünde, von der er sich längst distanziert hatte.
Wie nur gehörten diese beiden Punkte zusammen?
„Hören Sie, das Ganze ist vierzehn Jahre her. Ich dachte, Sie hätten das Sperma inzwischen längst vernichtet!“
„Nein, durchaus nicht. Unter geeigneten Bedingungen lassen sich derartige Proben bis zu fünfzig Jahre aufbewahren. Damals haben Sie angekreuzt, dass eine Verwendung nur mit Ihrer ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung erfolgen darf. Ansonsten darf Ihre Frau nicht darüber verfügen.“
Sie ist nicht meine Frau, dachte Flynn, sprach es aber nicht aus. Die Werbeagentur Maddox Communications hatte eine ganze Reihe sehr konservativer Kunden, die beim leisesten Verdacht eines Skandals abspringen würden. Und das konnte sich MC in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten einfach nicht leisten.
Flynn sah sich in seinem Büro um. Die ansprechende Einrichtung ging noch auf glückliche Zeiten mit Renee zurück.
Als er seinen vorherigen Job aufgegeben und in das Familienunternehmen Madd Comm eingetreten war, hatten sie beide gemeinsam den Schreibtisch, die cremefarbenen Ledersofas und das üppige Grün ausgesucht.
Den Pflanzen ging es nach wie vor gut – Flynns Ehe leider nicht mehr. Dabei hatten Renee und er ein gutes Team abgegeben – wobei die Betonung auf hatten lag.
Über
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