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Sieben Jahre

Sieben Jahre

Titel: Sieben Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stamm
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und ging, während sie eine Nummer wählte, in die Küche und schloss die Schiebetür hinter sich. Kurz darauf hörte ich sie reden. Sie sprach französisch, was sie sagte, verstand ich nicht.
    Ich ging auf die Terrasse, um zu rauchen. Einige Minuten später kam Sonja heraus. Sie sagte, sie habe mit Albert gesprochen. Er habe Arbeit für sie, nichts Großartiges, aber wenigstens etwas zu tun. Ich schaute sie verdutzt an. Lechner hat gesagt, wir sollen uns eine Stelle suchen, sagte sie, hier finde ich im Moment sowieso nichts. Außerdem habe ich keine Lust, mich bei der Konkurrenz zu bewerben. Und wie stellst du dir das vor?, fragte ich. Was mache ich? Du führst dein Projekt zu Ende, sagte sie, dann sehen wir weiter. Und Sophie? Sonja dachte nach. Es wird das Beste sein, sie bleibt hier. Der Wechsel an eine französische Schule wäre bestimmt nicht einfach für sie. Und wer kümmert sich um sie? Du kannst dich vielleicht auch mal ein bisschen anstrengen, sagte Sonja ärgerlich, ich mache das nicht zum Spaß. Wir sind ruiniert. Wir haben unsere Firma verloren, den größten Teil unserer Altersvorsorge, das Haus wird versteigert. Ich sagte, sie solle die Situation nicht dramatisieren. Du mit deinem verfluchten Optimismus, sagte sie bitter, hättest du dir etwas früher Sorgen gemacht, dann stünden wir jetzt nicht vor der Insolvenz. Du hast immer gesagt, ich soll dich mit den Zahlen in Ruhe lassen. Sonja stöhnte. Sie müsse ihre Eltern anrufen und ihnen das alles irgendwie beibringen. Das sei fast noch schlimmer als die Schadenfreude der Konkurrenz. Sie kam zu mir und umarmte mich und drückte ihren Kopf an meine Brust. Es ist alles so schrecklich, was machen wir bloß? Ich weiß es nicht, sagte ich. Es ist nur für ein halbes Jahr, sagte sie. Albert baut eine Kaserne und kann Hilfe bei der Ausführung brauchen. Ich fragte, ob sie eigentlich damals etwas mit ihm gehabt habe. Das ist fünfzehn Jahre her. Ist das deine größte Sorge? Du wirst dich ja wohl noch erinnern, ob du mit ihm geschlafen hast, sagte ich. Nein, ich habe nicht mit ihm geschlafen, sagte Sonja. Ich würde es dir nicht übel nehmen, sagte ich. Ich habe nicht mit ihm geschlafen, sagte Sonja noch einmal. Willst du es schriftlich?
    Gegen neun kam Birgit und brachte Sophie. Sie hatten bei McDonald’s gegessen, es war für Sophie das erste Mal. Sonja hatte sich immer geweigert, mit ihr hinzugehen. Birgit lächelte provozierend, als Sophie uns ganz begeistert davon erzählte. War das wirklich nötig?, fragte Sonja, aber sie war nicht bei der Sache. Jetzt gehst du aber ganz schnell rauf und ziehst deinen Pyjama an. Willst du was trinken, fragte ich Birgit, nachdem Sophie gegangen war. So eines nähme ich. Sie zeigte auf mein Bier. Und, wie sieht es aus? Ist es so schlimm, wie es geklungen hat? Noch schlimmer, sagte Sonja. Soll ich dir was geben, um dich ein bisschen runterzuholen?, fragte Birgit. Sonja schüttelte den Kopf. Sie sagte, sie bringe Sophie ins Bett, und verschwand in den oberen Stock.
    Ich erzählte Birgit, wie es um das Büro stand. Sie hörte zu und stellte dann ein paar präzise Fragen, als müsse sie eine Diagnose stellen. Aber als ich sie fragend anschaute, zuckte sie nur mit den Schultern. Du hast es gut, sagte ich, krank werden die Leute immer. Aber wenn keiner mehr was baut. Das wird schon wieder, sagte Birgit. Natürlich wird es wieder. Die Frage ist nur, ob es unser Büro bis dahin noch gibt. Und wenn nicht, dann fangt ihr halt noch mal von vorne an. Es ist nur Geld. Als wir zusammengewohnt haben, hatte ich immer das Gefühl, du magst mich nicht, sagte ich. Birgit zog die Augenbrauen hoch, dachte kurz nach und sagte dann, hab ich wirklich nicht. Und warum nicht?, fragte ich. Ich glaube, ich fand, dass Sonja zu gut war für dich. Vermutlich war ich eifersüchtig. Die Männer, die dauernd um sie rumgeschwirrt sind, erst Rüdiger, der ging ja noch, und dann du und ich weiß nicht wer noch. Und dann wolltest du auch noch bei uns einziehen. Solange wir unter uns gewesen waren, war alles viel schöner. Vielleicht war ich ja wirklich nicht gut genug für Sonja, sagte ich. Du trägst keine Schuld an alldem, sagte Birgit, ihr seid nicht die Einzigen, die Probleme haben. Ohne mich hätte Sonja es weiter gebracht, sagte ich. Sie wollte ins Ausland gehen und in einem großen Büro arbeiten. Sie hat gewusst, worauf sie sich mit dir einlässt, sagte Birgit.
    Ich stand am Fenster und schaute hinaus. Am Himmel war ein letzter Rest von Licht, aber

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