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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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minus zwanzig Grad Holz gehackt?“
    „Nein“, gestand ich. Meine Frau war nicht so der rustikale
Typ, also gab es bei uns keinen Kamin, um den ich mich hätte kümmern müssen.
Warum also Holz hacken?
    „Na ja, diesmal sind es ja nur fünf Tage“, meinte Vogelbauer.
„Aber ich finde die Atmosphäre hat etwas ganz Besonderes auf diesen Galleeren.“
    „Fünf Tage !??“
    „Haben Sie das Programm nicht gelesen?“
    „Das Programm...?“, echote ich.
    „Zwei Mahlzeiten, Schlafen im Freien und in Ketten. Bei
Fehlverhalten können Strafen verhängt werden. Alles natürlich unter ärztlicher
Kontrolle. Ein Abbruch des Programms ist aber nur möglich, wenn der Arzt
zustimmt.“
    „Sagen Sie das nochmal“, röchelte ich.
    „Zwei Mahlzeiten, Schlafen im Freien...“
    „Schon gut.“ Meine Gedanken versuchten sich selbst zu
überholen. Mir kam ein furchtbarer Verdacht.
    „Sie machen das Ganze freiwillig ?“, krächzte ich.
    Vogelbauer sah mich nur verständnislos an. „Natürlich.“
    Hier schien es von geistig Verwirrten ja nur so zu wimmeln.
    „Ich will raus hier. Sofort!“
    Vogelbauer schüttelte mitfühlend den Kopf.
    „Das ist wohl Ihr erstes Persönlichkeitstraining überhaupt,
was? Wenn Sie schon am ersten Tag abbrechen, bringt es Ihnen doch gar nichts.
Abgesehen davon, daß es sowieso nicht geht.
    „Persönlichkeitstraining?“
    „Geld kriegen Sie auch keins zurück.“
    „Geld??“
    „Na die zwölftausend Euro. Nicht gerade billig, würde ich
sagen. Die Versicherungsprämien treiben es angeblich in die Höhe - dafür
bekommt man aber auch was geboten!“
    Vogelbauer nahm seinen letzten Schluck Wasser und
betrachtete mit einem Stirnrunzeln den Plastikbecher.
    „Unfaßbar“, stöhnte ich.
    „Na ja, nobody is perfect“, meinte Vogelbauer und zerknüllte
den Becher.
    Das war alles ein bißchen viel. Ich hatte keine Lust mehr.
So ging das nicht. Ich brauchte kein Persönlichkeitstraining. Also begann ich
zu fluchen.
    Auch Fluchen wurde an Bord nicht gern gesehen. Im Nu hatte
ich die Aufmerksamkeit von Holzknüppel erregt.
    Ich nahm den Mann erstmalig näher in Augenschein. Schütteres
Haar, die blasse Haut eines echten Bürogewächses und dicke Brillengläser.
Mindestens sechs Dioptrien, vielleicht mehr. Nicht unbedingt ein Schlägertyp.
Er schwitzte und man konnte es selbst hier draußen riechen.
    In wenigen Sekunden hatte ich mir eine Strategie
zurechtgelegt. Ich würde bluffen.
    „Hören Sie mal!“, zischte ich. „Ich weiß nicht, welcher
Idiot für diesen Fehler verantwortlich ist, aber das wird Konsequenzen
haben...“
    Treffer. Hinter der monströsen Brille begann eines der
Augenlider nervös zu zucken.
    Gut, dachte ich und setzte nach.
    „Ich habe keinen Abenteuerurlaub gebucht und auch kein
Überlebenstraining. Ich hasse diesen Blödsinn. Sie werden mich auf der Stelle
losmachen und dann will ich mit dem Verantwortlichen hier reden.“
    Jetzt flatterten beide Augenlider. Der Mann rang um Fassung.
    „Wir haben uns doch verstanden?“, wollte ich wissen.
    „Ja..., also nein, ...ich weiß nicht...“. Eine nervöse Zunge
irrte zwischen seinen Mundwinkeln herum, der Knüppel schlaff in seiner Linken.
Der Mann blickte hilfesuchend über Deck. Aber Daisy und die anderen Aufseher
hatten sich zurückgezogen zum Steuerhäuschen im Heck, um der Mittagshitze zu
entgehen. Er war allein mit einem aufsässigen Gefangenen.
    „Für diesen Irrtum wird jemand bezahlen müssen“, bemerkte
ich beiläufig.
    „Wirklich?“, fragte der Mann unglücklich.
    Ich nickte. „ Teuer bezahlen.“
    „So ein Mist!“ Auf den Zügen des Mannes gaben sich weitere Streßsymptome
ein Stelldichein. Es zwickte und zuckte, dass man vom bloßen Zusehen wässrige
Augen bekommen konnte.
    „Mist, Mist, Mist! Warum ich? Da muß ausgerechnet ich wieder
in so was geraten. Ich hasse das!“ Der Mann war dabei, ein bißchen die Nerven
zu verlieren. Er ließ seinen Knüppel geistesabwesend durch die Luft sausen, so
dass ich mich blitzartig wegducken mußte. Aber der Mann hatte es gar nicht bemerkt.
Als ich mich nach einem weiteren Lufthieb energisch räusperte, ließ er den
Knüppel schuldbewußt fallen. Als hätte er sich die Finger daran verbrannt.
„Warum immer ich?“
    „Na, na“, ließ sich Vogelbauer vernehmen. „So schlimm ist es
doch auch wieder nicht.“
    „Sie haben gut reden“, ließ er uns Angekettete wissen. „Sie
wissen ja nicht, wie das ist...“
    Doch, wußte ich! Wer war denn hier angekettet?! Das war

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