Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen Pferde - Brezina, T: Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen
nicht hinreißen.
Fina war viel geschmeidiger geworden, das spürte Penny sofort. Ihr Gang war leichter. Die Stute wirkte befreit und glücklicher. Als Penny ihr das Zeichen für eine Pirouette gab, leistete sie nur wenig Widerstand.
»Sie ist noch etwas steif, aber ein großer Unterschied zum letzten Mal. Deutlich besser!«, rief Penny ihrer Mutter zu.
Ein Auto fuhr vor und hielt vor der Koppel. Türen wurden zugeschlagen und Leute schritten knirschend über den Kies. Penny erkannte vom Pferd aus die Gräfin und neben ihr einen Mann im Alter ihres Vaters. Er war untersetzt und trug einen buschigen Backenbart, der in seine Kotletten überging.
Gräfin Ratstätt redete mit Frau Moosburger. Penny konnte nicht mithören, sie war zu weit entfernt, und Finas Schnauben war zu laut.
Sie ritt noch ein paar Runden und spürte, dass sie von der Gräfin und dem Mann beobachtet wurde.
»Penny!«, rief ihre Mutter schließlich und winkte sie zu sich. Penny ließ sich ein paar Schritte vor der Umzäunung von Finas Rücken gleiten. Dann führte sie die Stute am Zaumzeug weiter.
»Das ist meine Tochter Penny«, stellte Frau Moosburger sie vor. Sie deutete auf den Mann: »Guido von Ratstätt, Nikolais Vater.«
»Ich habe vor Kurzem Ihre Tochter Sofia kennengelernt. Sie ist Lehrerin an unserer Schule«, sagte Penny.
Das ohnehin schon harte Gesicht der Gräfin versteinerte noch mehr.
Guido von Ratstätt überging Pennys Bemerkung einfach. »Ich habe schon viel von dir gehört. Und heute kommst du zu uns zum Tee, gemeinsam mit deiner Frau Mama«, sagte er beiläufig, als würde er über das Wetter reden.
Frau Moosburgers Handy klingelte. Sie entschuldigte sich, drehte sich weg und nahm das Gespräch an.
Weder die Gräfin noch ihr Sohn sagten ein Wort. »Finas Zustand hat sich verbessert«, berichtete Penny, um das peinliche Schweigen zu überbrücken.
»Das freut uns«, lautete die knappe Antwort des Grafen.
Als Pennys Mutter zurückkam, wirkte sie verlegen. »So leid es mir tut, ich muss Ihre Einladung ins Schloss kurzfristig absagen. Mein Mann hat in der Tierarztpraxis einen Notfall. Ich muss ihm bei einer Operation zur Hand gehen, sein Assistent hat sich nämlich den Knöchel gebrochen.«
Penny wollte auf einmal nicht mehr zum Tee und schon gar nicht zu Nikolai. Besser sie hielt sich von ihm fern. Falls Elvis von dem Besuch erfuhr, drehte er bestimmt noch mehr durch. Und auch wenn sie wegen seiner übertriebenen Eifersucht sauer auf ihn war, wollte sie ihn nicht noch mehr aufregen.
Oder war das falsch? Sollte sie nicht einfach tun, was ihr Spaß machte?
»Ihre Tochter kann doch wenigstens bleiben. Wir haben Kuchen backen lassen.« Der Gräfin war anzuhören, dass sie es nicht gewohnt war, eine Absage zu erhalten.
»Natürlich, Penny bleibt gern«, antwortete Frau Moosburger schnell.
Vielleicht war das ein Wink des Schicksals, dachte Penny.
Sie stieg zu den Ratstätts in den schicken, beinahe makellos sauberen Geländewagen, während Margit Moosburger in die andere Richtung davonfuhr. Die Gräfin nahm auf der Rückbank Platz, Penny durfte vorne sitzen.
Das Anwesen der Familie schien kein Ende zu nehmen. Guido von Ratstätt fuhr auf der schmalen Straße an blühenden Wiesen und einem dunklen Teich vorbei. Am Ufer erhob sich ein Pavillon mit runder Kuppel und Säulen. Rund um ihn herum waren mehrere Springbrunnen angeordnet, die nicht alle in Betrieb waren. Die Wasserfontänen stiegen unterschiedlich hoch, zwei waren sogar schief.
»Hier wurden früher unsere Sommerfeste gefeiert. Die Familie meiner Mutter pflegte oft das Mittagessen an diesem Ort einzunehmen«, erklärte Guido von Ratstätt.
So sauber und neu der Wagen war, so angenagt vom Zahn der Zeit wirkte das Sommerhäuschen mit der Kuppel.
Schließlich erreichten sie eine lange Rasenfläche, in die Blumenbeete in verschlungenen Formen eingelassen waren. Doch nur in den wenigsten blühte etwas.
Am Ende des langen Vorgartens erhob sich das Schloss. Penny zählte drei Stockwerke, an einigen Stellen sogar vier und fünf. Das Gebäude besaß zwei Seitenflügel und mehrere kleine Türme. Früher musste die Fassade weiß gewesen sein. Heute wirkte sie selbst im grellen Sonnenlicht wie von einem grauen Schleier überzogen. Die gebrannten roten Schindeln auf dem Dach waren bemoost, der Glanz von damals war einem matten verwitterten Rostbraun gewichen.
Guido von Ratstätt fuhr in einem großen Bogen um das Gebäude und stellte den Wagen auf der anderen Seite vor
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