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Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Titel: Sieben Siegel 05 - Schattenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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– im Umgang mit Dämonen, Hexen und uralten Prophezeiungen hatten ihm die Freunde einiges an Erfahrung voraus. Zudem konnte er sich noch allzu gut an Kyras Mutter erinnern, an ihren eigenen Kampf gegen die Mächte des Bösen, und er wusste, dass Kyra nicht nur äußerlich ihr Ebenbild war. Falls es so etwas wie Wiedergeburt wirklich gab, dann war Kyra fraglos die Inkarnation ihrer Mutter.
    Der Professor schluckte einen Kloß im Hals herunter, drückte jeden der vier an sich und lief dann zu Castels Jeep hinüber. Auf halbem Weg schaute er noch einmal zurück, sah aus, als wollte er etwas sagen, drehte sich dann aber um und sprang in den Wagen. Sekunden später brauste das klapprige Gefährt davon.
    Auch Kyra und die anderen machten sich auf den Weg. Abermals durchquerten die vier die öde Felslandschaft der Insel. Kyra fragte sich, ob dieses Eiland am Ende der Welt wohl einen Namen hatte, und wenn ja, was er bedeuten mochte. Es war etwas Mystisches, Geheimnisvolles um diesen Ort, so als wäre dies schon in uralter Zeit das Schlachtfeld der griechischen Götter gewesen.
    Als die Klippe und das Dorf vor ihnen auftauchten, war der Regen noch stärker geworden. Alles Blau war vom Himmel verschwunden. Stattdessen machte sich dort oben eine düstere Wolkensuppe breit, die sich mal schwarz, mal violett färbte. Im Süden zuckten Blitze durch die Dunkelheit.
    »Scheißwetter«, schimpfte Lisa nicht zum ersten Mal. Alle waren mittlerweile völlig durchnässt und froren erbärmlich. Aber in Anbetracht der Gefahr durch die Engel waren dies nur kleine Unannehmlichkeiten.
    Die Sühne, die Uriel euch auferlegt, wird viel furchtbarer sein als der Tod.
    Azachiels Worte geisterten durch ihre Gedanken und machten ihnen die Knie weich. Sie hatten sich mit einem Gefallenen Engel angelegt – mit Uriel, dem Sühneengel persönlich. Wie viel schlimmer konnte es da überhaupt noch kommen, selbst wenn sie dieses Abenteuer heil überstanden?
    Als hätten ihre Überlegungen ihn herbeigerufen, stand Azachiel mit einem Mal vor ihnen. Es war, als hätte die regennasse Finsternis Gestalt angenommen. Azachiel war aus dem völligen Nichts auf einem rauen Felsbuckel erschienen.
    Sein langes, schwarzes Haar flatterte ungezähmt unter der Wucht der Sturmböen, sein dunkler, bodenlanger Mantel bauschte sich wie ein Paar monströser Rabenschwingen. In der rechten Hand hielt der Engel ein langes Schwert mit schmaler Klinge. Von dem Stahl tropfte eine glühende Flüssigkeit, die aussah wie verdünnte Lava. Auch er selbst war mit schimmernden Spritzern besudelt.
    Azachiel bemerkte ihre erschrockenen Blicke und nickte bedächtig. »Es ist das Blut von Engeln«, sagte er mit Grabesstimme. »Ich habe die Waffe gegen meinesgleichen erhoben.«
    Kyra schaute unwillkürlich zum Himmel empor und befürchtete, dort bereits ihre Gegner zu sehen. Aber der Regen peitschte in ihre Augen, und sie musste den Blick schnell wieder zu Boden wenden. Wenn dort oben etwas war, dann würde es ohne Vorwarnung über sie herfallen.
    »Wo sind sie?«, rief Chris über das Tosen der Elemente Azachiel entgegen.
    Der Engel sah ihn aus den Tiefen seiner dunklen Augen an. Er wirkte noch unheimlicher als bei ihrer ersten Begegnung.
    »Raguel und seine Kämpfer sind unterwegs zur Insel. Sie werden bald hier sein. Noch heute.«
    Ihnen allen drohte das Blut in den Adern zu gefrieren. Heute noch! Und nicht einmal einem Wesen wie Azachiel war es gelungen, sie in die Flucht zu schlagen.
     

»Ich habe zwei von ihnen vernichtet«, sagte Azachiel, und Trauer schwang mit in seiner Stimme. »Sie haben mir keine Wahl gelassen.«
    »Wie viele sind es jetzt noch?«, wollte Nils wissen.
    Azachiels Gesicht blieb starr; es wirkte merkwürdig grau und farblos. »Noch sieben. Und Raguel, der sie anführt.«
    »Also acht«, murmelte Kyra. »Keine Chance, hm?« Bei den letzten Worten sah sie wieder den Gefallenen Engel an.
    »Sie sind stark. Und gefährlich. Uriel hat einige seiner besten Krieger ausgesandt.« Azachiels Haarsträhnen peitschten sein Gesicht wie schwarze Schlangen. »Verwunderlich, wenn man bedenkt, dass sie es nur mit ein paar Kindern zu tun haben.«
    »Und mit dir«, bemerkte Lisa und deutete schaudernd auf das Schwert voller Engelsblut.
    »Und mit mir.« Azachiel nickte langsam. »Aber das wird sie nicht schrecken. Ich konnte zwei besiegen, aber acht … nein, das liegt nicht in meiner Macht. Zumal Raguel unter ihnen ist. Keiner außer Uriel ist ihm gleich an Kraft und

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