Sieben Siegel 05 - Schattenengel
Jeep neben den vier Freunden zum Stehen brachte.
»Schnell!«, rief er dem Professor zu, der jetzt eilig die Leiter herabkletterte. »Ich glaube, es funktioniert wieder!«
»Das Funkgerät?«, fragte Nils.
»Nein«, gab der Wetterforscher ungehalten zurück, »meine Kaffeemaschine … Natürlich das Funkgerät!«
Nils schenkte ihm einen übellaunigen Blick, doch den bemerkte Castel in seiner Aufregung gar nicht. Er sprang bereits vom Sitz und hastete auf den Professor zu, der gerade von der vorletzten Sprosse auf die Landebahn sprang.
»Kommen Sie! Kommen Sie!«, rief Castel. »Sie müssen mir helfen!«
Die Japaner und der Pilot schauten reichlich befremdet drein, als sie den Franzosen derart hektisch über die Landebahn hüpfen sahen. Sie hatten ihn bereits vorher kennen gelernt, als er den Professor und die vier Freunde von seiner Wetterstation zurück zum Flugzeug gebracht hatte. Trotzdem verwirrte er sie noch immer. Mit einem solchen Kauz hatte hier niemand gerechnet.
Professor Rabenson war allzu deutlich anzusehen, wie sehr ihm die Aufmerksamkeit missfiel, die Castel auf ihn lenkte. Hastig legte er dem Franzosen einen Arm um die Schultern und führte ihn aus der Hörweite der Japaner. Mit der anderen Hand hielt er den schweren Rucksack umklammert.
»Was will er?«, flüsterte Lisa, während sie und die drei anderen den beiden Männern hinterherschauten.
Kyra runzelte die Stirn. »Von mir aus könnte der mit seinem doofen Funkgerät MTV empfangen – im Moment gibt’s wirklich Wichtigeres.«
»Hoffentlich kann ihm das dein Vater auch klarmachen«, raunte Chris.
Nils beschattete die Augen mit der flachen Hand und blickte zum Himmel. »Das Gewitter dürfte gleich losgehen.« Tatsächlich war die finstere Wolkenfront während der vergangenen Minuten rasend schnell näher gekommen. Ein kühler Wind peitschte vereinzelte Regentropfen über die Landebahn.
Kyra hielt es nicht länger aus und lief ihrem Vater und Castel hinterher. Gerade, als sie die beiden Männer erreichte, beendeten diese ihr erregtes Gespräch.
Während Castel zurück zum Jeep eilte und dort wartete, kam der Professor gemeinsam mit Kyra zu den anderen zurück.
»Das Funkgerät scheint wieder zu funktionieren«, erklärte er. »Nachdem ich die Drähte heute Morgen in Ordnung gebracht hatte, hat sich erst mal gar nichts getan. Aber Castel sagt, er hätte ein paar Mal mit einer Thermoskanne auf das Gehäuse geschlagen, und jetzt gebe das Ding plötzlich Geräusche von sich. Der Empfang ist verstellt, und er schafft es mit seinen zittrigen Fingern nicht, ihn wieder einzustellen. Wenn ich mit ihm hinfahre, kann ich ihm vielleicht helfen. Wir könnten Hilfe rufen, und vielleicht ist ein Schiff hier, bevor die Engel –«
Kyra unterbrach ihn. Ihr Gesicht war plötzlich ganz rot vor Wut. »Du willst ja nur dein bescheuertes Steinei behalten!«, fuhr sie ihn vorwurfsvoll an.
Diesen Eindruck hatten auch die anderen: Der Professor glaubte, eine Möglichkeit gefunden zu haben, vor den Engeln davonlaufen zu können, ohne das Haupt von Lachis hergeben zu müssen.
»Aber, hört mal …«, stammelte der Professor, der sich noch nie besonders gut gegen den geballten Zorn der vier Freunde hatte durchsetzen können. »Also, ich meine … na ja, unsere Chancen sind vielleicht gar nicht so schlecht …«
Kyra trat vor und riss ihm mit einer raschen Handbewegung den Rucksack aus der Hand. Unter weniger ernsten Umständen wäre das wohl ziemlich unverschämt gewesen, jetzt aber hatte sie Besseres zu tun, als sich über Benimmregeln gegenüber sturen Vätern Gedanken zu machen.
»Also wirklich!«, empörte sich der Professor und streckte die Hand aus, um das Haupt von Lachis zurückzufordern.
Kyra wich zwei Schritte zurück. »Du kannst ja mit Castel zurück zu Wetterstation fahren. Vielleicht schafft ihr es tatsächlich, Hilfe zu rufen. Wir jedenfalls bringen das Ding zur Kirche.«
»Ich weiß nicht –«, begann er erneut, aber da schoben sich schon Lisa, Chris und Nils zwischen ihn und Kyra. Ihre Mienen verrieten deutlich, was sie über diese Angelegenheit dachten.
Professor Rabenson seufzte. »Okay. Macht, was ihr für richtig haltet. Und gebt auf euch Acht.«
Kyras Vater kannte das Geheimnis der vier, und er wusste, welchen Gefahren die Freunde durch die Sieben Siegel ausgesetzt waren. Deshalb war er auch sicher, dass sie recht gut auf sich selbst aufpassen konnten. Er selbst war zwar erwachsen, aber das machte in diesem Fall keinen Unterschied
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