Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
wieder bei uns. Und jetzt wird er sich vielleicht mehr Mühe geben als beim ersten Mal.«
»Du meinst, er wird die Station angreifen?«, fragte Lisa.
Chris nickte. »Die Station – und Enriques Tauchkapsel.«
Bischof pflichtete ihm widerwillig bei. »Ich fürchte, du hast Recht. Der Station wird er nichts anhaben können, aber der Kapsel …« Er musste den Satz nicht zu Ende führen. Alle wussten auch so, was er meinte.
Er holte tief Luft, dann sagte er entschlossen:
»Okay, wir müssen alles für Enriques Ankunft vorbereiten. Der Turm der KARTHAGO hat oben drei Andockschleusen, aber nur eine ist aktiviert – die, an der unsere eigene Kapsel liegt. Die große Hauptschleuse unten im Erdgeschoss ist durch das Shuttle belegt. Also müssen wir eine der beiden übrigen Turmschleusen fertig machen.« Bischof wandte sich an Kyras Vater:
»Sie, Professor, bleiben am besten hier und überwachen die Instrumente, soweit Ihnen das möglich ist.«
Professor Rabenson nickte.
»Und ihr«, sagte Bischof zu den Mädchen, »bereitet eine der Kabinen für unseren Freund Enrique vor. Nach einer solchen Flucht wird es ihm bestimmt nicht gut gehen. Wir müssen darauf vorbereitet sein, einen Kranken oder Verletzten an Bord zu nehmen.«
Kyra und Lisa stimmten zu.
»Jetzt zu euch beiden«, wandte sich Bischof an die Jungen. »Ihr kommt mit mir in den Turm. Vielleicht brauche ich dort eure Hilfe.«
Nils straffte sich wie ein Soldat beim Appell und legte zackig die Hand an die Stirn. »Jawoll, Kommandant!«
Bischof schenkte ihm einen säuerlichen Blick, dann brachen sie auf.
Der Professor blieb allein zurück. Mit einem Stöhnen ließ er sich in einen der Kommandosessel fallen und starrte eindringlich auf die Lichtpunkte, die sich ihnen von zwei Seiten näherten. Sie wirkten auf ihn wie Raubvögel im Sturzflug.
Sechstausend Meter über der KARTHAGO zogen sich die Hexen schweigend vom Deck der S.I.M.-1 zurück und eilten hinüber an Bord des schwarzen Kreuzers.
Ihre Arbeit auf der künstlichen Forschungsinsel war beendet. Sie hatten dafür gesorgt, dass niemand sie bei der Erfüllung ihrer Aufgabe behindern konnte. Als sie das letzte Mal hier gewesen waren, hatte es die Insel noch nicht gegeben. Sie war ein Störfaktor und jedes ihrer Besatzungsmitglieder ein Risiko.
Aber das Arkanum erlaubte keine Risiken. Schon gar nicht heute und gewiss nicht an diesem Ort.
Die Männer und Frauen, die im Speisesaal in einer magischen Trance lagen, würden noch mehrere Stunden schlafen, ehe die Ersten erwachen und erkennen konnten, dass irgendetwas Sonderbares vorgefallen war. Doch selbst dann war noch fraglich, ob sie jemals auch nur einen Teil der Wahrheit begreifen würden. Sie würden sich an nichts erinnern können. Die Hexen hatten die letzten Stunden aus den Gedächtnissen ihrer arglosen Opfer gelöscht, ganz ähnlich, wie sie es mit den Computeraufzeichnungen der S.I.M.-1 über das Auftauchen des Kreuzers getan hatten.
Nachdem die letzte Hexe die Insel verlassen hatte, legte das schwarze Schiff ab. Behäbig drehte sich der Stahlgigant um fünfundvierzig Grad und schob sich durch die aufgewühlte See westwärts.
Nach zwei Kilometern erstarb das Lärmen der Maschinen erneut. Das Schiff verharrte, immer noch in Sichtweite der Forschungsinsel. Es befand sich jetzt exakt über dem Ring der Schwarzen Raucher, der sechs Kilometer tiefer in ewiger Nacht lag.
Ein dumpfes, tiefes Summen erhob sich in den Kammern und Sälen des Kreuzers, drang ins Freie und legte sich wie unsichtbarer Nebel über die offene See. Unheimlicher Singsang drang aus allen Öffnungen des Schiffes, sickerte zäh und wispernd aus den Bullaugen hinab in die Untiefen des Ozeans.
Mater Suspiriorum, sangen die Stimmen. Immer wieder: Mater Suspiriorum. Mater Suspiriorum.
In den stählernen Eingeweiden des Schiffes erwachte etwas aus tiefem Schlummer, noch umwölkt von grandiosen Nachtmahren und exquisiten Albträumen.
Die Mutter der Seufzer löste ihren Geist aus den Abgründen des Schlafs und wandte ihren schwarzen Blick hinaus in die wache, arglose Welt.
Professor Rabenson glaubte erst, die Technik der KARTHAGO spiele ihm einen Streich. Er beugte sich vor, bis seine Nasenspitze fast das Glas des Bildschirms neben der Steuerkonsole berührte.
Nein, es war keine Täuschung. Was er sah, war die Wirklichkeit. Das Schauspiel vor seinen Augen fand tatsächlich statt, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
Mit der Faust hieb er auf den Knopf des stationsinternen
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