Sieben Wind
echter Drache also. Wir werden erst mal nach Hause gehen und seine Wunden behandeln. Dann sehen wir weiter», antwortete Lu sichtlich nervös.
« Can, sei mir gegrüßt. Ich bringe dich in Sicherheit.» Dabei war Lu nicht sicher, ob die Sicherheit Cans auch ihre Sicherheit war, oder ob der Drache sie in Gefahr brachte.
« Danke, Herr Lu», antwortete Can höflich.
« Nenn mich einfach nur Lu«, sagte dieser freundlich zu Can.
« Werde ich tun, Herr Lu, danke, ähh … Lu.»
Wenn Sieben Wind diesen Drachen mochte, wie konnte Lu ihn dann nicht mögen? Ausreden wie, Sieben Wind wäre zu jung, um objektiv urteilen zu können, hätte er bei anderen Kindern gelten lassen, aber nicht bei Sieben Wind. Für sein Alter hatte Sieben Wind einen erstaunlich scharfen Verstand und einen sehr gut ausgeprägten Sinn, die Charaktere von Wesen richtig einzuschätzen. Dies erinnerte Lu daran, dass er vor gar nicht allzu langer Zeit Sieben Wind sein Leben verdankte. Sie waren beide im Wald und Lu erklärte Sieben Wind den Sinn des Waldes. Das Zusammenleben zwischen den einzelnen Pflanzen und Tieren. Sieben Wind wollte alles wissen, für ihn gab es offensichtlich nichts Unwichtiges. Für sein Alter war er erstaunlich aufnahmefähig und wissensdurstig. Er verstand nicht nur, er konnte auch Zusammenhänge erkennen und Verknüpfungen bilden. Dies erstaunte Lu immer wieder.
Dann standen beide vor einem Busch, welcher wunderschöne Beeren an seinen Ästen hatte. Der Busch ähnelte den anderen Beerenbüschen, die Lu sehr gut kannte, sodass er von den Beeren essen wollte, doch Sieben Wind riet ihm davon ab. Auf die Frage, warum, gab ihm Sieben Wind keine Antwort, nur dass er ihm bitte glauben solle, weil er so ein Gefühl habe. Um Siebens Gefühle nicht zu verletzen, oder ihn zum Weinen zu bringen, willigte Lu ein, obwohl er schon viele dieser Beeren gegessen hatte.
Wie recht Sieben Wind mit seinem Gefühl hatte, sollte Lu kurze Zeit später sehen. In kurzer Entfernung von dem Beerenbusch lag ein kleines, Eichhörnchen ähnliches Wesen. Aus dessen Mund trat weißer Schaum hervor, und seine Hände umklammerten einige dieser Beeren.
Es konnte sich nicht mehr bewegen und schien sich sehr zu quälen. Lu erkannte sofort, dass die Beeren der Grund waren. Also hatte Sieben Wind recht gehabt, dachte sich Lu. Die Beeren waren giftig, aber woher wusste der Junge das?
« Wird das arme Hörnchen sterben, Onkel Lu?», Dabei liefen Tränen in sein noch so junges und unschuldiges Gesicht. «Ja, es wird in den Hörnchen Himmel aufsteigen. Dort wird es ihm gut gehen. Hier quält es sich. Ich werde ihm die Qualen nehmen», antwortete Lu und sprach einen Zauberspruch, welcher das Hörnchen sanft sterben ließ. In diesem Moment war er froh, dass er Zauberkräfte besaß, die dies vermochten.
Lu und Sieben Wind begruben das Hörnchen und schwiegen. Als sie fertig waren, sprach Lu noch ein paar Worte des Abschieds vor dem Grab und Worte, die nach dem Glauben der Kobolde den Toten das Tor zum nächsten Leben öffnen sollten.
Sieben Wind hatte Lu ' s Hand ganz fest umklammert und schluchzte die ganze Zeit. Lu führte dies darauf zurück, dass er noch so jung war und noch nie jemanden sterben sah.
Kurz bevor sie den Heimweg antraten sprach Sieben Wind einen Satz, den Lu der Trauer des Jungen zusprach und somit diesem kaum Beachtung schenkte. «Warum tut er das? Onkel Lu, warum tut er das?»
Aber jetzt , wo er sich wieder in so einer merkwürdigen Situation befand und er sich an diese Worte erinnerte, war er sich über deren Bedeutungslosigkeit nicht mehr im Klaren.
Irgendwann , dessen war er sich sicher, würden sie mit Sieben Wind ' s Herkunft konfrontiert werden. Aber jetzt noch nicht, und das war gut so. Und wenn es nach Lu ging, könnte es noch eine Weile dauern.
Lu wischte seine letzten Bedenken gegenüber dem Drachen vorerst weg und begab sich mit ihnen auf den Heimweg. Und für einen kurzen Augenblick schien es, als hätten alle drei den gleichen Gedanken: was für ein schöner Sonnenuntergang!
III
Nach tagelangem Wandern erreichte Isak den Wald der Seelenlosen. Nicht mehr lange und er würde den geheimen Ort erreichen, an dem sich schon seit Jahrhunderten die Druiden alljährlich trafen. Die Wanderung dorthin gehörte mit zum Ritual. Es war den Druiden verboten, irgendwelche
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