Sieben Wind
Wind und Can
Als Isak zu Ende gelesen hatte, waren seine Augen voller Tränen und er musste sich erst einmal hinlegen, so sehr berührten ihn diese Worte. Anscheinend hatte Sieben schon seit einiger Zeit diesen Gedanken gehabt, dachte Isak. Wieso hatte Isaks nicht gemerkt? Er wusste doch sonst alles. Isak war irritiert. Und warum in aller Welt hatte JaAs nicht mehr gesagt?
Der arme Junge, alleine musste er nun mit Can durch diese unbekannte Welt wandern. Sie waren doch noch Kinder. Wie konnte man Kinder auf solch eine Mission schicken? Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Für ihn konnte es keine Mission geben, die es rechtfertigte, Kinder losziehen zu lassen. Und wenn er jetzt JaAs begegnet wäre, hätte er ihm ganz gehörig die Meinung gesagt. Voller trauriger Gedanken und noch immer von der anstrengenden Reise erschöpft, schlief er wieder ein.
Ohne es zu merken, schlief er eine weitere Nacht durch. Die Anstrengungen der letzten Tage hatten bei ihm doch größere Spuren hinterlassen, als er sich eingestanden hatte.
Mit dem Brief in der Hand ging er dann in den Garten, wo Lucy auf ihrem alten Schaukelhocker saß. Sie sah sehr trostlos und alt aus. Ihre Lebensgeister schienen verschwunden. Isak wollte sie nicht noch durch seine Sorgen unnötig belasten.
« Wir beide hätten es nicht ändern können. Sieben kann der Retter allen Lebens sein. Er ist dafür bestimmt. Es ist sein Schicksal.»
« Wie meinst du das?», fragte Lucy.
« JaAs, der Prophet der Bongoliden, ist bei unserem Treffen erschienen und hat das angedeutet. Doch ich hatte bis zu Letzt gehofft, dass diese Person nicht Sieben ist, dabei wusste ich es die ganze Zeit. Sieben war allen immer einen Schritt voraus, egal was er tat. Das konnte kein Zufall sein, doch dies wollte ich mir nicht eingestehen. Aber er ist ein tapferer Junge. Wenn es einer schafft, dann er. Und er würde es bestimmt nicht gerne sehen, wenn er uns so traurig sehen würde.»
« Du hast recht Isak. Aber es ist so schwer, gegen seine Gefühle anzukämpfen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal jemanden so in mein Herz schließen könnte, außer Lu. Doch jetzt merke ich, wie sehr ich Sieben liebe.»
Bevor Isak antworten konnte, kam ihnen Lu entgegen, dem die Trauerstimmung nicht entging.
« Was ist denn mit euch?», fragte Lu.
An den Blick von Isak und vor allem Lucy konnte er erahnen, was los war.
«Was ist mit Sieben?», fragte er.
« Er ist gegangen», antwortete Isak.
« Ich habe es befürchtet. Also bin ich zu spät», antwortete Lu zur Überraschung von Isak.
« Geahnt, was?», fragte Isak.
« Dass er gehen würde.»
« Aber wieso hast du das geahnt?», fragte Isak.
« Ich war die letzten Tage nicht untätig. Vor sieben Tagen wachte ich durch einen Albtraum des Jungen auf, der mich sehr beunruhigte. Und um mir Gewissheit zu verschaffen, dass da nichts dran war, beschloss ich mich, auf den Weg zu machen, um das Buch der Kobolde zu befragen. Damit Lucy keinen Verdacht schöpfte, sagte ich ihr, dass ich für Sieben einen Podo zu seinem Geburtstag besorgen wollte. Also machte ich mich auf den Weg.»
« Das war sehr leichtsinnig von dir. Ich habe von diesem Buch gehört. Doch ich kann mich nicht erinnern, dass es einem Kobold, den ich kannte, gelang, diesen zu finden, geschweige denn zu befragen. Und dann die Idee mit dem Podo, das war doch mindestens genauso gefährlich», sagte Isak.
Doch Lu konnte Isak und Lucy beruhigen. Er erzählte ihnen die Geschichte mit Gio und dem Podo. Als sie dann den Stein sahen, waren sie von seiner Schönheit fasziniert. Und nur der Gedanke, dass Sieben diesen wohl nicht zu seinem Geburtstag in Empfang nehmen könnte, trübte diese Faszination.
Danach erzählte er ihnen, wie er sich von Gio verabschiedete und sich alleine auf den Weg machte.
Und hinter einer Maiswiese, die höher als er war, stand ein Wald, den er von Weitem nicht bemerkt hatte. Er schien von bräunlicher Gestalt. Die Bäume hatten dünne Stämme, waren aber sehr hoch gewachsen und die Äste schienen alle in den Himmel zu blicken. Und statt mit Blättern waren die Äste mit einer Art Spinnenweben durchwachsen. Lu fürchtete sich davor, diesen Wald zu betreten, vor allem weil er meinte, Stimmen zu hören, die da in einer stillen und unheimlichen Art sprachen. «Ist er sich dessen sicher was er tut?», «Kennt er das Risiko?», «Ist er denn rein?», «Ist er überhaupt ein Kobold?»
Doch er nahm seinen Mut zusammen und betrat diesen Wald. Es
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