Sieben Wind
nicht mehr ein typischer Kobold, wie früher, der in erster Linie an sein Wohl dachte. Er war in erster Linie um Lucy und Sieben besorgt, was ihm auch den Ruf eines allzu weichherzigen Kobolds eingebracht hatte. Was allerdings eher als Spaß zu verstehen war, da er nach wie vor ein sehr hohes Ansehen unter den Kobolden genoss.
Dann wiederholte er nochmal seine Worte, als wollte er jeden letzten Zweifel aus dem Weg räumen.
«Ja, meinen Bart hier und jetzt, du verfluchter Baum.»
Und auf einmal kam aus der Leere eine Antwort, die da fragte: «Wirklich?»
Lu erschrak. Er schaute sich um, konnte aber nichts sehen, was nicht an der Dunkelheit lag, da Kobolde sehr gute Augen haben. Woher mochte diese Stimme nur kommen, oder hatte er sich das nur eingebildet?
Doch dann hörte er wieder etwas «Bist du dir sicher?»
Und jetzt war er sich sicher, da sprach jemand zu ihm. Lu fasste seinen Mut und fragte: «Womit bin ich mir sicher?»
« Na, du weißt schon. Mit deinem Barte.»
Und Lu erinnerte sich an seine Worte und antwortete, ohne zu zögern.
« Ja. Zeig dich und gib mir eine Schere, und der Bart soll nicht länger mein sein.»
« Gut schau hinter dem Baume hinter dir, dort liegt eine Schere. Schneid dir deinen Bart ab und ich werde mich dir zeigen.»
« Wer bist du? Wieso zeigst du dich nicht?», fragte Lu.
« Willst du Sieben helfen, dem einen der auserwählt wurde?»
Lu ging hinter den Baum, nahm die Schere und setzte sie an seinen Bart. Dies wäre der Augenblick, in dem wohl jeder Kobold der Welt seine Augen geschlossen und den Kopf geschüttelt hätte und sich kopfüber in ein Erdloch gestürzt hätte. Ein Kobold, der freiwillig und selbst seinen Bart abschnitt. Wie grausam!
Doch Lu war es sehr ernst. Er zeigte keinen Zweifel oder Reue, über das, was er tun wollte. Die Hand mit der Schere ging an seinen Bart und gerade in dem Moment, als er die ersten Haare abschneiden wollte, sprach die Stimme.
« Halt, warte!»
« Worauf warten?», fragte Lu, der jetzt nichts mehr verstand.
Doch in diesem Moment gab es ein kleines, explosionsartiges Geräusch in der Luft und vor ihm stand ein Buch, welches etwa 50 Zentimeter groß war. Es sah wie ein gebundenes rotes Lederbuch aus und war in der Mitte aufgeschlagen. Es hatte zwei dünne Arme und zwei dünne Beine. Seine Augen lagen an den Rändern, die zur Mitte des Buches reichten, und sein Mund ging über beide Seiten. Eine Nase sah man nicht. Lu musste sich das Lachen verkneifen, da es für ihn schon ulkig war, ein sprechendes Buch zu sehen, welches auch noch Arme und Beine hatte.
« Na auf mich», antwortete das Buch.
« Auf dich? Wer bist du?»
« Hmm ... bist du nicht meinetwegen hier?», fragte das Buch.
« Bist du das Buch der Kobolde?», fragte Lu.
« Auch wenn deine Gedanken dies nicht für möglich halten», antwortete das Buch und fuhr fort, «Ich bin das, was du suchst. Bekannt als das Buch der Kobolde, oder in der alten Sprache als Nurian, was so viel bedeutet, der Allwissende.» Ehe er weiter sprechen konnte, wurde er von einem Lachen unterbrochen, welches sehr tief war und wohl von einem großen und kräftigen Wesen stammen musste. Doch zu Lus Überraschung, war es das Lachen des kleinen Baums.
Lu erkannte ein richtiges Gesicht an diesem Baum, so klein dies auch war. Und die Äste bildeten Arme. Es sah wie ein Baum aus, welcher in der Lage war zu gehen, da sich auch die Wurzeln aus dem Boden gelöst hatten und losen auf dem Boden lagen. Die ganze Sache fing an, ziemlich unheimlich zu werden.
Doch Nurian sagte nur: «Was gibt es da zu lachen, Onkis?»
« Das weißt du genau, du und allwissend! Ist das komisch, ha, ha, ha», antwortete der Baum. Auch Lu musste lachen, aber wegen des Baumes. Ein so zierliches Bäumchen mit solch einer tiefen Stimme, das passte irgendwie nicht zusammen. Er kam sich verschaukelt vor.
« Worüber lachst du denn?», fragte der Baum.
« Verzeih! Aber einen so kleinen Baum mit solch einer Stimme habe ich noch nie angetroffen.»
« Onkis?», fragte der Baum leicht verärgert.
« Ist das nicht dein Name. Den nannte doch Nurian», antwortete Lu.
Der Baum wollte etwas sagen, doch Nurian fing nun ebenfalls laut an zu lachen und konnte sich nicht mehr halten. Das Einzige, was er herausbrachte, war ein «Onkis ... ha, ha ... Onkis ... ich kann nicht mehr ... Onkis.»
« Verzeihung. Ich dachte, das wäre dein Name. Ich wollte dich nicht beleidigen», antwortete Lu, der merkte, dass wohl Onkis etwas anderes war.
«
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