Sieben
des vierten vorchristlichen Jahrtausends und jener samoanischen Legende herstellen, nach der der
Stammvater der Samoaner einst
mit sieben Gefährten auf einem Boot
dahergekommen sei, oder zu jenem tahitianischen Ursprungsmythos, dem zufolge Taaroa
die sieben Himmel ausbreitete, wodurch das Licht entstand
? Anders gefragt: Haben die Sumerer die mystische Sieben möglicherweise gar nicht »erfunden«? Gibt es da am Ende noch ein
weiteres, bislang unbeachtetes Element, welches schon lange vor dem vierten vorchristlichen Jahrtausend wirksam war?
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In derselben Nacht warf die Sau sieben Junge
Die Sieben ist in den Mythen nicht allgegenwärtig
Als der Maler Paul Gauguin (1848 – 1903) am 9. Juni 1891 auf der Pazifikinsel Tahiti eintrifft, ist er zutiefst davon überzeugt, hier jene paradiesische Idylle zu finden,
die er sich bis zu diesem Zeitpunkt etwa so vorstellte:
Die glücklichen Bewohner eines unbeachteten Paradieses in Ozeanien kennen vom Leben nichts anderes als seine Süße. Für sie
heißt Leben Singen und Lieben
.
Es ist der Traum vom sorgen- und vor allem kostenfreien Leben, der den ehemaligen Bankkaufmann umtreibt, seit er nach einem
Börsencrash 1882 seinen Job an den Nagel hängte, um sich fortan nur mehr der Malerei zu widmen. Und in der Tat – wo sonst
als in dieser polynesischen Inselidylle, tausende Meilen fern jeder bekannten Zivilisation, hätte sich wohl ein solcher Traum
noch erfüllen sollen? Seit sich zuletzt auch Deutschland in Afrika, im Pazifik und in Teilen Chinas als Kolonialmacht in Szene
setzte, ist die globale Welt der Ureinwohner lückenlos unter den großen Handelsmächten verteilt. So steht auch das polynesische
Tahiti seit rund zehn Jahren unter französischer Verwaltung. Dennoch ist Paul Gauguin davon überzeugt, hier noch jener erhofften
»Süße« zu begegnen. Er schließt Kontakt mit den Ureinwohnern, mietet für einen geringen Gegenwert eine Hütte, verliebt sich
in eine jugendliche Tahitianerin namens Tehura, fügt sich in die indigenen (= eingeborenen) Bräucheund hört, während er seine Geliebte malt, ihren Erzählungen zu. Es sind Mythen, wie man sie hier einander schon lange vor dem Eintreffen der Europäer erzählte. Der Maler notiert begeistert:
Sie weiß die Namen aller Götter des maorischen Olymps auswendig. Sie lehrt mich, wie sie die Welt erschaffen haben, wie sie
herrschen und wie sie geehrt sein wollen.
Paul Gauguin: Herrliches Land (Te nave nave fenua), 1892, Öl auf Leinwand, 91 x 72 cm, Ohara Museum of Art
Und dann folgt jener maorische Urmythos, den Ferdinand von Andrian-Werburg Jahrzehnte später in seinem Aufsatz ›Die Siebenzahl
im Geistesleben der Völker‹ erwähnt und der sich in Paul Gauguins Aufzeichnungen – der mut maßlichen Quelle des österreichischen Völkerkundlers – so liest:
Es schlief Taaroa mit Ohina, der Göttin der Luft. Von ihnen stammen der Regenbogen, der Mondschein, die roten Wolken und der
rote Regen. Es schlief Taaroa mit Ohina, der Göttin des Erdbusens. Sie zeugten Tefatou, den Geist, der die Erde belebt und
sich durch unterirdische Geräusche zu erkennen gibt. Es schlief Taaroa mit der Frau, genannt Jenseits. Sie zeugten die Götter
Teirii und Roüanoüa.
›Noa Noa‹ (deutscher Titel: ›Der Duft der Erde‹) lautet der Titel jenes schmalen Bildbandes, in dem Paul Gauguin die Erlebnisse
während seines ersten Tahiti-Aufenthalts ebenso poesie- wie kunstvoll mit Erdichtetem sowie Abbildungen seiner in Tahiti entstandenen
Gemälde vermengte. Vor allem Letzteres zielte darauf, das Interesse an dem Maler in der Heimat anzuheizen, dessen finanzielle
Ressourcen sich auf der Pazifikinsel ungeachtet allen »Singens und Liebens« vollends erschöpft hatten. Tatsächlich kam es
schon bald nach Gauguins Rückkehr im August 1893 zu einer Ausstellung jener 66 Ölbilder, deren Exotik sich indes längst nicht jedermann und jederfrau vermittelte. Während Gauguins Freunde und eine Gruppe
von Literaten sich für die »kühne« Bildgestaltung begeisterten, reagierten Feuilleton und breite Öffentlichkeit mit Unverständnis.
So bedurfte es erst der glücklichen Fügung in Gestalt einer Erbschaft, damit sich Gauguins Finanzen eine Zeitlang stabilisierten.
Bereits 1895 steuerte der Maler aufs Neue »seine« Pazifikinsel an. Doch schon bei seiner Ankunft registrierte er, dass die
Europäisierung weitere indigene Identität zerstört hatte. Dennoch sollte Gauguin nie
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