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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Schlueter
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mystisch-religiösen Kontext zuzuordnen sind und daher
     hier nicht hinterfragt werden müssen, sondern jene altgriechischen Geistesgrößen, die sich nach und nach um Thales von Milet
     und Solon von Athen scharten. Jene sieben Weisen trugen am Ende zwar insgesamt21   Namen, doch mochte dies die Haltbarkeit des Stehbegriffs genauso wenig zu beschädigen wie der Mythos von den »sieben Hauptinseln«
     der Inselwelt Atlantis, obwohl es bis dato für keine einzige davon ein gesichertes Dokument gibt.
    Heinrich Harrer signiert auf der Frankfurter Buchmesse 1997 sein Buch ›Wiedersehen mit Tibet‹
    Dass man aller filmischen und belletristischen Wiederaufbereitung zum Trotz auch nicht von »sieben Weltmeeren« sprechen kann,
     sondern allenfalls von drei Ozeanen und einer Reihe von Mittel- und Nebenmeeren, hat sich zwar herumgesprochen – an der Zähigkeit
     des Begriffs hat sich indes ebenso wenig geändert wie bei jenen illustren Siebenbezügen, die sich auf der nächsten Doppelseite
     finden.
    Zurück zu profaneren Zahlenübungen: Ob im Internet, in Sachbüchern oder Hochglanz-»Wissens«-Magazinen, kaum ein Autor, der
     sich in Aufsätzen oder Auflistungen mit der magischen Sieben befasste, versäumte es, auf zwei »tie fenpsychologisch wirksame« Besonderheiten hinzuweisen: Erstens werde die Sieben wie schon erwähnt von den meisten Menschen »unbewusst« als
     »erste Primzahl« wahrgenommen. Zweitens sei ein regelmäßiges Siebeneck – anders als die meisten anderen Vielecke – nicht mit
     Hilfe von Zirkel und Lineal konstruierbar!
    Die erste »Besonderheit« erscheint als spekulative Behauptung: Wer auch immer sich – bewusst oder unbewusst – mit der Frage
     »Primzahl, ja oder nein?« befasst, hat deren Reihenfolge 2, 3, 5, 7 gewiss von klein auf in den Genen. Stichhaltiger erscheint
     da schon die Sache mit dem »Siebeneck«. Wie der Mathematiker Carl Friedrich Gauß (1777   –   1855) im jugendlichen Alter nachwies, ist ein regelmäßiges Siebeneck tatsächlich nicht mit Zirkel und Lineal hundertprozentig
     genau konstruierbar. Dafür aber mit 99,8 prozentiger Genauigkeit. Was wohl besagte Tiefenpsychologen zu diesem sinnlich nicht wahrnehmbaren »Un terschied « sagen?
    Nur wenigen Wissenschaftlern gelang es, ihre Sieben-Irrtümer zu Lebzeiten selbst zu korrigieren. Einer von ihnen war der US-amerikanische
     Linguist Charles Francis Hockett (1916   –   2000). 1959 hatte sich der Professor an der Cornell University im Staate New York durch eine Publikation mit dem Titel ›Animal
     Languages and Human Language‹ ins Gespräch gebracht, in der er die Unterschiede zwischen der menschlichen und der tierischen
     Kommunikation an – man staune – sieben Kriterien festmachte. Kaum ein Jahr später revidierte Hockett die offenbar voreilige
     Publikation durch eine erneute Veröffentlichung   – Titel: ›The Origin of Speech‹. Mit einem Mal waren es dreizehn Kriterien, durch die sich unsere Kommunikation von der der
     Schimpansen, Delfine, Papageien, Ringelnattern, Ameisen, Flusspferdeoder Küchenschaben unterscheidet. Worin auch immer der Wert derartiger Berechnungen liegen mag – der Mut zur Fehlerrevision
     verdient allemal Erwähnung.
    Der Regenbogen setzt sich nicht aus sieben Farben zusammen, sondern repräsentiert in Wahrheit das gesamte Farbspektrum;
    neben dem siebenzackigen Sheriffstern in den USA gibt es auch fünf-, sechs- und achtzackige Sheriffsterne;
    die Fünf und die Zwei spielen in der menschlichen Physiologie eine sicht- und fühlbar größere Rolle als die Sieben   – Halswirbeln, Gesichtsöffnungen und Fußwurzelknochen zum Trotz;
    in der buddhistischen Praxis sind die Drei (»Drei Juwelen«), die Vier (»Vier Edle Wahrheiten«), die Fünf (»Fünf Silas«), die
     Acht (»Achtfacher Pfad«) und die Zehn (»Zehn Betrachtungen«) bedeutsamer als die Sieben, die man einzig in den Buddha-Legenden
     antrifft;
    unser Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht mittels sieben »Verarbeitungskanälen«, sondern auf ungleich komplexere Weise;
    die »sieben-Kontinente«-Theorie scheitert nicht zuletzt an der »Sechs-Platten-Tektonik« unseres Planeten;
    jede siebenstufige Tonleiter – egal ob lydisch, phrygisch, äolisch oder mixolydisch – vollendet sich in unserer Wahrnehmung
     erst mit dem achten Ton;
    im Siebengestirn, den Pleiaden, sind mit bloßem Auge allenfalls sechs Sterne zu erkennen – mit dem Teleskop indes deutlich
     mehr;
    der Mond benötigt in Wahrheit nicht 4 x 7 = 28

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