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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Schlueter
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(Brahma, Shiva, Vishnu), im alten Ägypten (Isis, Osiris, Horus) oder an das homerische Göttertriumvirat
     Zeus, Athene, Apollon. Diese Dreier-Häufung findet ihre archaische Entsprechung ursprünglich in den drei kosmischen Ebenen
     des Schamanismus. Und hat nicht überhaupt die »göttliche Drei« zur Hebung des Sieben-Renommees beigetragen, indem sie sich
     mit der »weltlichen Vier« zum mystischen Summenspiel Sieben vereinigte?
    Wie schon erwähnt, ist beispielsweise der Buddhismus mehr von der Vier geprägt (Stichwort: »vier edle Wahrheiten«) als von
     der Sieben, der wir ausschließlich in den Buddha-Legenden begegnen. Nicht minder bedeutsam ist im Buddhismus die Acht (Stichwort:
     »achtfacher Pfad«) – jene Zahl, die in der Antike ebenso als Glückszahl angesehen war wie im heutigen China. Zu erwähnen wären
     auch die »voll kommene « Zahl Sechs (sechseckige Bienenwaben; sechsbeinige Insekten; sechsstrahlige Schneeflocken) und die nicht minder »vollkommene«
     Zehn (Dezimalsystem; Zehn Gebote), über die der römische Dichter Ovid befand:
    Schon immer wurde diese Zahl geehrt,
    entspricht sie doch der Zahl der Finger,
    daran wir zählen.
    Ganz zu schweigen von der Zwölf (man denke nur an die zwölf Jünger Jesu, an zwölf Monate, zwölf Stunden, zwölf mal fünf Minuten,
     zwölf mal fünf Sekunden, zwölf Sternzeichen und die zwölf Tierkreise des chinesischen Horoskops):Beeinflusst sie unser Leben nicht mehr, als es alle »Siebenen« dieser Welt je vermöchten?
    Wie wahr! Und dennoch: wie irrelevant!
    Im »real life« des 21.   Jahrhunderts ist in den unterschiedlichsten Bereichen eindeutig die Sieben federführend und schlägt nach wie vor alle übrigen
     Zahlen locker aus dem Feld.
    Und dieser immerfrische Appeal einer simplen Primzahl soll auf alte schamanische Wurzeln zurückweisen, auf eine bronzezeitliche
     Ära, als man Zahlen weder schreiben noch denken konnte, sondern allenfalls durch Kerben in Holzklötze, Fetische oder »Weltenbäume«
     kenntlich machte? Warum nicht? Auch das Rad verdankt seine immerfrische Präsenz schließlich nicht dem Umstand, dass es in
     grauer Vorzeit von irgendeinem zweibeinigen Fellträger erfunden wurde, sondern der Verbindung von genialer Konstruktion und
     deren unablässiger Bestätigung und Weiterentwicklung durch jede neue Epoche und Kultur.
    Geht man davon aus, dass die mystische Sieben ursprünglich mit etwa den gleichen Startvoraussetzungen ins Rennen ging wie
     die Eins (Vollkommenheit; Gott), die Zwei (Gut und Böse; Yin und Yang), die Drei (Kosmische Zonen), die Vier (Materie, Himmelsrichtungen),
     die Fünf (Himmelsrichtungen plus »Zentrum«), die Sechs (Voll kommene Zahl: 1 + 2 + 3 = 1 x 2 x 3), die Acht (sieben Himmelssphären plus Gott), die Neun (Schamanische Zahl; Potenzierung der kosmischen
     Drei) oder Zehn (Vollkom mene Zahl: 1 + 2 + 3 + 4 = Gott + Dualität + Trinität + Materie), so muss wohl der Sieben tatsächlich eine dem Rad vergleichbare
     »Genialität« anhaften, die ihren Triumph über alle übrigen »mystischen Zahlen« erklärt.
    Betrachten wir also die unterschiedlichen Aspekte dieser »Genialität« nochmals der Reihe nach:
Sternenmystik: Unabhängig von den offenkundigen schamanischen Ursprüngen dürfte die in Sumer/Babylon erfolgte Mystifizierung
     der sieben Wandelgestirne (sie ben Himmel, siebenstufige Zikkurats) samt Mythologisierung (sieben Dämonen, sieben Stufen in die Unterwelt) und Verweltlichung
     der mystischen Sieben (sieben Meere, sieben Farben, sieben Flüsse) in der Tat entscheidend für die explosionsartige Ausbreitung
     der magischen Sieben gewesen sein. Beflügelt wurde dies durch die als »siebentägig« berechneten   …
Mondphasen: Die babylonisch-ägyptische Idee, das Jahr in siebentägige Abschnitte zu teilen und durch Monatsgliederung mit
     dem etwas länger als 365   Tage währenden Sonnenjahr kompatibel zu machen, wurde von anderen Kulturen nicht zuletzt deshalb beherzt aufgegriffen, weil
     unserem wandelbaren Erdtrabanten fast überall auf der Welt »Göttlichkeit« anhaftete. Dessen ungeachtet hätte sich mit dem
     Untergang der antiken Kulturen samt antiker Götterwelt jegliche Siebenmystik erledigt haben können, hätten nicht   …
die Religionen, allen voran der Hinduismus, das Judentum, das Christentum und der Islam die überlieferte Siebenmythologie
     aufgegriffen, angepasst, weiterentwickelt, in alle Welt verbreitet und somit in die Moderne fortgeschrieben. Je eifriger dabei
     an

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