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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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entscheidet. Das bedeutet, sie müssten einander vertrauen, um das bestmögliche Resultat zu erzielen, was jedoch in der Praxis nicht immer ganz leicht ist.«
    »Sie meinen, der Täter bietet mir mit dieser Karte so etwas wie eine Zusammenarbeit an?«, fragte Em fassungslos.
    »Zumindest eine Form von Fair Play, würde ich annehmen.«
    Aber es ist auch eine Drohung, las sie in den Augen ihrer Partnerin. Etwas, das sie selbst ganz ähnlich sah.
    Ihnen gegenüber streckte Koss seine dünnen Beine von sich. »Da, wie gesagt, keine Absprachen möglich sind, kann das für den bestmöglichen Ausgang des Spiels wünschenswerte Vertrauen nur auf zwei Komponenten beruhen.« Seine Fingerzeichneten ein imaginäres Muster auf die Tischplatte, während er sprach. »Entweder man vertraut einander aus Erfahrung, also auf Grundlage eines vorangegangenen Vertrauensbeweises. Oder aber das vermeintliche Vertrauen beruht auf der Gewissheit einer harschen Strafe im Falle der Illoyalität.«
    »Wie bei der Mafia«, scherzte Em. »Wenn du redest, bringen wir dich um. Und falls wir dich nicht erwischen, halten wir uns an deine Familie.«
    »Ich erinnere mich, dass wir das Gefangenendilemma damals auch auf der Akademie kurz angerissen haben«, sagte Zhou. »Aber wer sonst beschäftigt sich mit so was?«
    »Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig.« Koss nippte an dem Mineralwasser, das Em vor ihn hingestellt hatte. »Solche Modelle finden zum Beispiel in der Wirtschaft oder der Politik Anwendung. Und natürlich spielen sie in Verhaltensforschung und Psychologie eine große Rolle.«
    »Psychologie!«, wetterte Em. »Womit wir denn also schon wieder bei unserem lieben Dr. Westen wären.«
    »Sie trauen ihm nicht?« Das Fragezeichen hinter Koss’ Satz war kaum zu hören.
    »Würden Sie ihm trauen?«, spielte sie den Ball zurück.
    Er dachte lange nach. So lange, dass sie schon gar nicht mehr mit einer Antwort rechnete. Doch sie täuschte sich. »Vermutlich nicht«, sagte er. »Aber vielleicht ist es auch genau das, was der Täter erreichen will.«
    Zhou streckte sich. Doch bei ihr sah das alles andere als ungelenk aus. Em beobachtete sie aus den Augenwinkeln.
    Ihre Bewegungen sind geschmeidig wie die einer Katze …
    »Sie meinen, er will, dass wir Westen für den Mörder halten?«, fragte Zhou.
    »Weshalb sonst hätte er Beweise auf dessen Rechner schmuggeln sollen«, antwortete Koss.
    Em blickte verdrießlich in ihre Tasse, die sie vor sich auf dem Tisch stehen hatte. »Vielleicht stimmt das gar nicht. Vielleicht will Westen uns täuschen.«
    »Falls er Ihr Mann ist, dürfte es ihm unter den gegebenen Umständen zumindest äußerst schwerfallen, die Serie in der gewohnten Weise fortzusetzen«, konterte Koss.
    »Weil wir ihn überwachen?«
    »Genau.«
    »Wie auch immer«, sagte Zhou. »Wenn der Täter so organisiert und detailbesessen ist, wie Sie ihn uns schildern, dann muss er heute in einer Woche seinen nächsten Mord begehen.«
    »Richtig.« Koss lächelte wieder sein Jungenlächeln. »Allerdings sind auch Strategien streng genommen nur Möglichkeiten, von denen man jederzeit abweichen kann.«
    Eine Antwort, die Em nicht gerade beruhigte.
    Doch sie kam nicht dazu, lange darüber nachzudenken, denn im selben Moment platzte Decker mit einem Schriftstück herein. »Das musst du dir ansehen!« Sofort war der Raum von einer elektrisierten Spannung erfüllt.
    »Die Kollegen haben mir die Liste mit den Namen und Adressen der Schaulustigen gemailt.«
    »Die Eisbahn«, erklärte Em, an Koss gewandt. »Wir hielten es zumindest für möglich, dass er sich unter die Passanten mischt, um zu sehen, welche Reaktionen er mit seiner jüngsten Tat auslöst.«
    Der Psychologe nickte beifällig. »Das würde ich ganz und gar nicht ausschließen.«
    »Und?« Sie sah wieder Decker an. »Was Interessantes dabei?«
    Anstelle einer Antwort tippte er auf einen der Namen.
    Em bemerkte, wie Zhou neben ihr für einen flüchtigen Moment der Atem stockte. Der dritte Name von unten lautete: »VIKTOR HANSEN«.
    Mein Gefühl hat mich nicht getrogen. Er ist dort gewesen, heute früh. An der Alten Oper. Er war ganz in meiner Nähe. Und er kennt mich gut genug, um zu wissen, wie mein Partner heißt …
    »Stimmt die Adresse, die er den Kollegen genannt hat?«, fragte Decker mit ungewohnt dünner Stimme.
    Em nickte nur.
    »Scheißkerl.«
    »Was ist mit Bildern?«, fragte Zhou. Immerhin hatte Em die Spurentechniker gebeten, zusätzlich Fotos aller Umstehenden zu

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