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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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wären die in der heutigen Zeit längst pleite.«
    »Dann schicke ich vorsichtshalber noch mal jemanden mit Bernecks Foto hin«, beschloss Decker. »Vielleicht erinnert sich ja doch einer von den Kollegen an ihn.«
    »Ja, vielleicht.« Makarov wirkte nicht gerade hoffnungsvoll. »Also Schrot, Dackelhaar und die Kappe bei Berneck. Und bei Jenny Dickinson die tote Katze, Farnblätter und …« Er sah von einem zum anderen. »Was noch?«
    »Das Zersägen des Körpers«, antwortete Em. »Darüber hinaus könnte auch hier der Ort eine Rolle spielen.«
    Ihr Boss nippte an seinem Kaffee. »Sie meinen dieses Lagerhaus?«
    »Nein, ich meine die Gefriertruhe.«
    »Letztere gehörte übrigens tatsächlich zu den Beständen des Betriebes, der bis vor acht Jahren auf dem Gelände ansässig war«, meldete sich Sven Gehling mit der gewohnten Zaghaftigkeit zu Wort.
    »Eine Truhe, eine tote Katze und Farn«, murmelte Em nachdenklich vor sich hin. »Woran erinnert mich das?«
    Keiner der Übrigen wagte, ihr zu antworten.
    »Laut gerichtsmedizinischen Gutachten wurden Lina Wöllner und Alois Berneck unmittelbar nach ihrem Verschwinden getötet«, ergriff Zhou wieder das Wort. »Jenny Dickinson hingegen wurde offenbar zunächst eine Weile gefangen gehalten.«
    »Und dieser Student?«, fragte Makarov. »Jonas Tidorf?«
    »Einer seiner Mitbewohner gibt an, Tidorf am sechzehnten Oktober gegen Mittag zuletzt gesehen zu haben«, erklärte Decker.
    Makarov zog die Stirn in Falten. »Und warum hat ihn niemand als vermisst gemeldet?«
    »Seine Mitbewohner dachten, dass er bei irgendeinem Mädchen ist«, antwortete Decker mit vielsagender Miene.
    »War er so einer?«
    »Was für einer?«
    »Ein Weiberheld.«
    »Nach allem, was wir bisher gehört haben, soll er kein Kind von Traurigkeit gewesen sein.«
    »Wie weit war er eigentlich mit seinem Studium?«, fragte Zhou, die sich eifrig Notizen machte.
    »Im neunten Semester.«
    »Also so gut wie fertig …«, konstatierte Zhou.
    »Nee, der nicht.«
    Sie sah ihn fragend an.
    Decker zuckte die Achseln. »Wie gesagt, hat er es anscheinend ziemlich krachen lassen.«
    »Geht das auch ein bisschen genauer?«, fauchte Em, der die Plänkeleien allmählich auf die Nerven gingen.
    »Offenbar hing er lieber mit irgendwelchen Internetbekanntschaften ab, anstatt sich um seine Scheine zu kümmern.« Decker grinste. »Und weil ihn der liebe Herr Papa trotzdem überaus großzügig mit Kohle versorgte, war das bislang auch kein Problem. Allerdings behaupten seine Mitbewohner, dass Papa drauf und dran war, die Geduld zu verlieren.«
    Em zog die Augenbrauen hoch, und auch Makarov hob interessiert den Kopf.
    »Im letzten Semester scheint Tidorf jedenfalls ziemlichen Ärger gehabt zu haben.«
    »Welche Art von Ärger?«
    »Bei einer Seminararbeit äußerte der Dozent erhebliche Zweifel an seiner Urheberschaft.«
    Makarov lachte freudlos. »Die gute alte Guttenberg-Methode?«
    »Scheint so.« Decker lehnte sich zurück. »Tidorf ist zu einer mündlichen Nachprüfung bestellt worden, was zulässig ist, sofern ein begründeter Verdacht vorliegt. Und dort hat er ganz offenbar nicht den Eindruck erweckt, als ob er wüsste, wovon er spricht.«
    »Der Kerl war also ein Schummler«, schloss Em lakonisch.
    »Wenn du das so unschön ausdrücken willst …«
    »Interessant ist, mit welchem Attribut der Täter Jonas Tidorf belegt hat«, schaltete sich Koss wieder in die Diskussion ein.
    »Hä?«, machte Decker.
    »Der potente Jonas«, zitierte Em, während das Foto des Informatik-Studenten unter ihren Augen zu einer indifferenten hautfarbenen Masse verschwamm.
    »Richtig«, nickte Koss. »Der potente Jonas …«
2
    »Gott sei Dank, dass Sie sich noch mal melden!«, entfuhr es Sarah, bevor sie etwas dagegen unternehmen konnte. Und als ihr bewusst wurde, dass sie mit ihrer unbedachten Bemerkung vermutlich gerade die Rechnung in schwindelerregende Höhen getrieben hatte, hätte sie sich am liebsten in den Hintern getreten für ihre Blödheit!
    Der Anrufer hingegen schien vom Überschwang ihrer Reaktion überrascht zu sein. »Nun ja, ich …«
    »Vergessen Sie’s«, entgegnete Sarah voll unterdrückter Wut. »Ich hatte nur zwischenzeitlich Ihre Karte verlegt.«
    »Tja, so was kommt vor …«
    Das hörte sich zum Glück nicht so an, als ob er sich viel dabei dachte! Gut so, fand Sarah erleichtert.
    »Ich will Sie auch gar nicht lange stören«, tönte seine Stimme aus dem Hörer an ihrem Ohr. »Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass

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